der verbündeten Truppen in China ernannt worden. Am 20. August trat Graf Waldersee eine Reise nach China an; als er aber im Lande seiner Bestimmung anlangte, war die Hauptarbeit lange schon gethan und er konnte sich darauf be¬ schränken, Strafexpeditionen auszurüsten und zu Conflicte unter den verbündeten Truppen planiren. Auch letztere Aufgabe war übrigens keine kleine, denn die Rivalitäten der Mächte waren groß so gelang es nur den vereinten Schritten aller anderen Großmächte, China zu verhindern, mit Rußland ein Uebereinkommen zu schließen, wel ches diesem die Mandschurei für immer in die Hände gespielt hätte; freilich im factischen Besitze des Landes befindet sich Rußland auch ohne dieses Uebereinkommen. Nachdem China nach der Einnahme Pekings um Frieden ge¬ beten, vereinbarten die Gesandten die Friedens¬ bedingungen. Diese lauteten im Wesentlichen: Bestrafung der schuldigen Rädelsführer; Be¬ zahlung einer Entschädigung (welche später mit 450 Millionen Taels festgesetzt wurde); Zurück¬ lassung eines starken Detachements zum Schutze der Gesandschaften; Besetzung gewisser Punkte in dem Gebiete zwischen Peking und Taku. Die chinesische Regierung nahm diese Bedingungen an und nachdem am 31. December der Mörder Ketteler's, Enhai, an der Stelle, wo der Mord verübt worden war, enthauptet worden war, wurden durch kaiserlich chinesisches Edict folgende Strafen über die Häupter der Boxerbewegung verhängt: die Prinzen Yingnien und Tschao¬ tschutschiao wurden verurtheilt, sich selbstzu tödten (was auch geschehen sein soll), die Prinzen Tuan und Lan wurden verbannt, die Minister Tschihsien und Hsutchengyn sollten enthauptet werden und mehrere andere degradirt. Kargyi, Hsutung und Li=Ping=Heng haben sich selbst ge¬ tödtet. Die Hinrichtung Tschihsien's und Hsut¬ chengyn's wurde am 26. Februar in Peking vollzogen. Am 3. Juni 1901 trat Graf Waldersee über Japan seine Rückreise nach Deutschland an, und während wir diesen Bericht schließen chicken sich die verbündeten Truppen, mit Aus¬ nahme der Contingente zum Schutze der Ge¬ sandtschaften und zur Deckung der Verbindungen mit Peking, an, China zu räumen und eine chinesische Sühne=Mission unter Führung des des Prinzen Tschung, des Lieblingsbruders Kaisers von China, ist am Wege nach Berlir um dort die Entschuldigung Chinas wegen der Er¬ mordung des Gesandten Ketteler zu über bringen. * * * Im Sommer 1900 unternahm der Schah von Persien, Muzaffer=Eddin, eine Reise nach Rußland, Frankreich und Oesterreich. Während eines Aufenthaltes in Paris war der Schah der Gegenstand eines Attentatsversuches ge worden, der glücklicherweise ohne Erfolg blieb. 95 Der Attentäter kam nicht einmal dazu, den Revolver, den er wiederholt gegen den Schah erhoben hatte, abzudrücken; er wurde sofort verhaftet. * * * Am 23. December gab in Japan der Ver¬ kehrsminister Hoschi Toru seine Demission und wurde an seiner Stelle der frühere Gesandte in Korea, Hara, ernannt. An Stelle des zurück¬ tretenden Kriegsministers Katsura wurde gleich¬ zeitig der Gouverneur von Formosa, General Kodama, unter Belassung seiner Gouverneurstelle Am 2. Mai 1901 gab das Cabinet ernannt. Ito seine Demission, welche unmittel¬ Marquis bar dadurch veranlaßt wurde, daß der Finanz¬ minister die Ausführung öffentlicher Arbeiten ver 2. Juni übernahm, nachdem mehrere chob. Am Vicomt Combinationen gescheitert, andere Katsura die Bildung des neuen Ministeriums die ihm auch gelang, so daß am 3. Juni die neue Regierung ihr Amt antreten konnte. Am 21. Juni 1901 wurde in Yokohama der frühere japanische Verkehrsminister in Cabinet Ito, Hoschi Toru, in der Sitzung der Stadtvertretung durch einen Dolchstich er¬ mordet. Amerika. November 4900 Anfangs erfolgte die Wiederwahl Mac Kinley's zum Präsidenten Die Annexion — der Vereinigten Staaten. der Philippinen hat auch im Berichtsjahre den Vereinigten Staaten manche Schwierigkeiten zu lösen gegeben. Wohl behaupteten amerika¬ nische Berichte von Ende April 1901, daß sich der letzte Rest der Guerillastreitkräfte ergeben habe, daß auf der Panay Insel die Ruhe wieder hergestellt und somit das Ende des Aufstandes auf den Philippinen eingetreten sei. Andere Berichte wissen aber von noch an¬ dauernden Feindseligkeiten zwischen Ameri¬ kanern und Eingeborenen auf den Philippinen zu melden und eine Widerlegung dieser Nach¬ richten bildet auch keineswegs die Meldung, daß mit 4. Juli 1901 auf den Philippinen die Civilverwaltung an die Stelle der Militär¬ verwaltung treten sollte. — Am 12. Juni 1904 nahm der Convent zur Berathung der cuba¬ nischen Verfassung den Antrag Platt's an, welcher die Aufrechterhaltung der amerikanischen Controle in Cuba empfiehlt; dies, obschon nach Cubaner Meldungen die Mehrheit der am 15. September 1900 auf Cuba gewählten Ab¬ geordneten zum constituirenden Convent aus Gegnern Amerikas und aus revolutionären Elementen bestehen soll. Am 26. Juni 1901 wird aus Havana gemeldet, daß für die Präsidentschaft der künftigen Republik Cuba drei Candidaten vorgeschlagen seien: Estrama Palma, Maximo Gomez und Bartholomäo
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