Türkei und Balkanstaaten. Am 1. September 1900 feierte der Be¬ herrscher der Türkei, Großsultan Abdul Hamid II., geboren am 22. September 1842, das 25jährige Jubiläum seines Regierungs antrittes. Er regiert seit 1. September 1876. Im September 1900 versuchte es der Obercom¬ missär für Kreta, Prinz Georg von Griechen¬ land, die Kretafrage wieder aufzurollen, indem er sich dahin aussprach, daß er eine Verlänge¬ rung seiner Vollmachten für Kreta auf weitere drei Jahre nicht annehmen könne, vielmehr bei den vier Schutzmächten beantragen werde, die Kretenser frei über ihre endgiltige Bestimmung König von Serbien. entscheiden zu lassen — was wohl die Angliede¬ rung an Griechenland oder die Erwählung des Prinzen Georg zum dauernden Regenten be¬ deutet hätte. Der Prinz führte auf einer Rund¬ reise auch seine Absicht in weitestem Sinne durch, doch schon im Februar 1901 war er officiell davon unterrichtet, daß die vier Schutzmächte seinen Vorschlag, Kreta Griechenland einzuver¬ leiben oder auch nur die internationalen Truppen auf Kreta durch griechische zu ersetzen, ablehnten. Als dann bei den Neuwahlen in die kretensische Deputirtenkammer im Frühjahre 1901 54 Oppo¬ sitionelle, drei Mohammedaner und sechs Regie¬ rungscandidaten gewählt wurden (zehn Deputirte wurden durch den Prinzen Georg ernannt), be¬ chloß die christliche Majorität unter dem leb¬ haftesten Proteste der mohammedanischen Depu¬ 91 tirten, an die Mächte mit der Bitte um Ver¬ einigung Kretas mit Griechenland heranzutreten. Die Schutzmächte lehnten es jedoch ab, diesen Be¬ chluß auch nur entgegenzunehmen, und theilten dem Prinzen Georg Mitte Juni 1901 mit, daß ie das Begehren nach Vereinigung mit Griechen¬ land definitiv ablehnen und auf der Beibehaltung des Status quo beharren. Prinz Georg mußte ich schließlich mit der Annahme der Verlänge¬ rung seiner Vollmachten zufrieden geben. * Am 14. Februar 1901 verschied in Wien an den Folgen einer Influenza König Milan von Serbien im 47. Lebensjahre. Als unmittel¬ Königin von Serbien. bare Todesursachen werden croupöse Lungen¬ entzündung und Herzschwäche bezeichnet. Seinem Wunsche gemäß wurde der Verstorbene, der erste serbische König, nicht auf dem Boden seines Vaterlandes, sondern auf österreichisch=unga¬ rischem Boden in dem serbischen Kloster Kruschedol in Syrmien, woselbst auch die Gebeine der Fürstin Ljubica, der Gattin des Begründers der Dynastie Obrenovics, Milosch I., ruhen, begraben. König Milan war am 22. August 1854 in Jassy, im Exil der Familie Obrenovics, als Sohn eines Neffen des Fürsten Milosch, Michael Jephre¬ movics und seiner Gemahlin Maria, geborenen Catargi geboren und wurde er nach der Juni 1868 erfolgten Ermordung des am 10. Fürsten Michael Obrenovics als Milan Obre¬ IV. am 2. Juli 1868 zum Fürsten novics
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