78 Meiningen Mittags in offener Equipage vom Bahnhofe nach der Kürassierkaserne fuhr, eine geistesgestörte Frau aus dem Publicum ein kurzes Handbeil nach dem kaiserlichen Wagen Das Beil fiel hinter dem Wagen zur Erde, ohne Jemanden zu verletzen. Die Frau, Namens Selma Schnapke, wurde sofort verhastet. Ernster ver¬ lief der zweite Fall, welcher sich in Bremen an läßlich des dortigen Kaiserbesuches ereignete Während der Fahrt des Kaisers vom Raths¬ — am 6. März 190 keller nach dem Bahnhofe wurde nach dem kaiserlichen Wagen von einem sofort verhafteten Manne, Namens Dietrich Weiland, einem Epileptiker, ein Eisenstück ge¬ worfen, welches den Kaiser im Gesichte, ziemlick nahe dem Auge, traf und ihn nicht unerheblich verletzte. Trotzdem unternahm der Kaiser die Rückfahrt nach Berlin, woselbst er aber durch längere Zeit das Zimmer hüten mußte. Geger Weiland wurde am 24. Juni 1891 die gericht liche Verfolgung eingestellt und derselbe am gleichen Tage von amtswegen in eine Irrenanstalt ge¬ bracht. Eine große Reihe freudiger und trauriger Ereignisse in deutschen Fürstenhäusern fällt in unsere diesmalige Berichtsperiode. Am 10. Juli 1901 vermählte sich zu Gmunden der zukünstige badische Erbprinz Max von Baden mit der Enkelin des durch die neue Ordnung der Dinge in Deutschland entthronten letzten Königs von Hannover, mit der Tochter des Herzogs von Cumberland, der Prinzessin Marie Louise — von Cumberland. Am selben Tage fand in München in der königlichen Residenz der tandesamtliche Act der Eheschließung des Prinzer Rupprecht mit der Prinzessin Mari Gabriele von Baiern statt. — Am 3. Octo ber 1900 fand in München die Vermählung der Herzogin Elisabeth in Baiern mit den Prinzen Albert von Belgien statt. — Am 23. April 1901 feierte Großherzog Adolf vor Luxemburg mit seiner Gemahlin Adelheid geborenen Prinzessin zu Anhalt, in Abbazia die goldene Hochzeit. Pfarrer Formey aus Wien nahn die Trauungs=Ceremonie vor. Der Großherzog steht im 84., die Großherzogin im 67. Lebens¬ Prinzessin Mathilde von Sachsen¬ jahre. Coburg und Gotha wurde am 17. Juni 1901 in Innsbruck von einem Prinzen glücklich ent¬ bunden. Ende Juli 1900 starb auf Schloß Rosenau Herzog Alfred von Coburg. Den Herzog Karl Eduard von Coburg, der auf einer nor wegischen Reise begriffen war, erreichte die Nach¬ richt vom Ableben seines Oheims auf der Insel Rügen. Der gemeinschaftliche Landtag wurde zur Entgegennahme der Eidesleistung des Regierungs¬ verwesers auf die Verfassung für den 2. August — Am 16. September nach Gotha einberufen. verunglückte auf der Rückfahrt von einem Fami¬ liendiner in Pillnitz Prinz Albert von Sachsen Unterwegs scheuten die Pferde und gingen mit dem Wagen durch. Der Prinz wurde aus dem Fond des Wagens mit solcher Gewalt auf die Straße geschleudert, daß er bewußtlos liegen blieb und, noch ehe ärztliche Hilfe zur Stelle war, verschied. Prinz Albert, ein Sohn des Prinzen Georg, des Bruders des Königs von Sachsen, war am 23. Februar 1875 zu Dresden geboren und ein Bruder der Erzherzogin Maria Josefa, der Gemahlin des Erzherzogs Otto. Am selben Tage verschied in München Prinz Heinrich von Hessen, ein Bruder des Vaters des jetzt regierenden Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Der Verstorbene war am 28. November 1838 in Bessungen ge boren. Er war seit 20. September 1892 in zweiter morganatischer Ehe mit einer Croatin, Frl. Emilie Mathilde Hedwig Hrzic v. Topuska, der am 6. Mai 1868 zu Karlstadt geborenen Tochter des ungarischen Ober=Finanzgerichts¬ präsidenten Simon Hrzic v. Topuska, vermählt Drei Tage nach der Vermählung erhielt die junge Gattin den hessischen Adel und nannte sich Frau v. Dornberg und am 14. September 1895 wurde ihr und ihren Descendenten der Freiherrnstand verliehen. — Ende October 1900 starb Prinz Chri¬ in tian Victor von Schleswig=Holstein Pretoria am Unterleibstyphus. Er war ein Enkel der Königin Victoria und ein Cousin der Deutschen Kaiserin. Im Jahre 1867 geboren, weilte der Verstorbene — Major in der eng¬ — lischen Armee seit einigen Monaten auf dem üdafrikanischen Kriegsschauplatze. — Am 5. Jän¬ ner 1901 verschied in Weimar Großherzog Karl Alexander von Sachsen=Weimar, der ein¬ zige, am 24. Juni 1818 zu Weimar geborene Sohn des Großherzogs Karl Friedrich und der Großfürstin Maria Paulowna, der Enkel des Großherzogs Karl August, unter dessen Herr¬ chaft Weimar der Mittelpunkt des deutschen literarischen Lebens war, wo damals neben Goethe zuerst Wieland und Herder und später Schiller wirkten. Am 8. Juli 1853 nach dem Tode seines Vaters zur Herrschaft gelangt regierte er als echt constitutioneller und national gesinnter Fürst, der auch gerne künstlerische und wissenschaftliche Bestrebungen förderte. Seiner Kunstliebe ist auch die Wiederherstellung der Wartburg zu verdanken. Er war seit 8. October den 1842 mit der Prinzessin Sophie Louise, Tochter König Wilhelm's II. der Niederlande sein vermählt. Als sein Nachfolger gelangt Enkel, Erbgroßherzog Wilhelm Ernst, geboren am 10. Juni 1876 als Sohn des am 20. No¬ vember 1894 gestorbenen Erbgroßherzogs Karl August und der Prinzessin Pauline von Sachsen¬ Am 10. Mai Weimar=Eisenach, zur Regierung. — 1904 starb in Wiesbaden Prinzessin Louise von Preußen. Sie war am 3. December 1838 in Berlin. geboren und eine Schwester Kaiser Friedrich's III. Das chinesische Abenteuer führte zu einer Kanz¬ lerkrisis im Deutschen Reiche, denn es unterliegt
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