Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

76 wirth durch volle 30 Jahre am Wiener Schotten gymnasium als Profeffor für Religion und Ge¬ chichte, auf welches Amt er 1878 resignirte. Am 29. März 1884 wurde er, nach dem Tode Hel erstorfer's, Stiftsabt. Seit 1861 hatte sich Haus¬ wirth an dem politischen Leben betheiligt. Zwei Jahre lang gehörte er dem Wiener Gemeinde¬ rathe an und als Abt entsandte ihn der nieder¬ österreichische Großgrundbesitz in den Landtag dem er von 1881 bis 1885 angehörte. Im Jahr 1889 wurde Hauswirth zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses ernannt, woselbst er Von seinen sich der Mittelpartei anschloß. Schriften sind hervorzuheben: „Stand der Wissen I. chaft in Wien unter Kaiser Maximilian 1853), „Abriß einer Geschichte der Benedictiner¬ Abtei zu unserer lieben Frau bei den Schotten in Wien“ (1858) und „Urkunden der Benedictiner¬ Abtei zu unserer lieben Frau bei den Schotten Am in Wien vom Jahre 1158 bis 1418.“ 7. März starb in Wien Dr. Emil Kammerer der um die Assanirung der kaiserlichen Haupt= und Residenzstadt hochverdiente Ober=Stadtphysicus DE der Stadt Wien, im Alter von 55 Jahren. Seit 1882 bekleidete er die Stelle des Stadtphysicus in Wien und 1898 wurde ihm der Titel eines Ober¬ Stadtphysicus verliehen. Er war zu Schlacken¬ werth in Böhmen geboren. Am 19. März verschied in Baden bei Wien der ehemalige Prä¬ ident des Abgeordnetenhauses Franz Freiherr v. Hopfen im Alter von 76 Jahren. Im Jahre 1825 geboren, wurde er 1861 von den mähri¬ schen Großgrundbesitzern in den Landtag gewählt und von denselben noch in demselben Jahre und bei allen nachfolgenden Neuwahlen in das Ab¬ geordnetenhaus entsendet, das damals noch aus den Landtagen hervorging. Am 9. Juni 1863 wählte ihn das Abgeordnetenhaus zum ersten Vicepräsidenten; in den Sessionen 1870 bis 1873 ührte er das Präsidium. Nachdem er bei den Reichsrathswahlen vom Jahre 1874 nicht mehr gewählt worden war, schied er gänzlich aus dem politischen Leben. Am 26. März starb in Graz Gundaker Graf Wurmbrand, der ehe¬ malige Handelsminister im Cabinet Windisch¬ grätz. Am 9. Mai 1838 geboren, diente Gras Wurmbrand zuerst in der Armee, nahm als Rittmeister seinen Abschied und widmete sich der Landwirthschaft. 1879 entsandte ihn die Grazer Handelskammer in das Abgeordnetenhaus, wo¬ elbst er am 10. Mai 1880 seinen Antrag, be treffend die deutsche Staatssprache, der stürmische Debatten hervorrief, einbrachte. Am 12. November 1893 wurde er Handelsminister im Cabinet Windischgrätz, mit dem er am 18. Juni 1893 zurücktrat. Im März 1893 debutirte er mit einem großen Eisenbahnverstaatlichungs=Programm: Südbahn, Staatsbahn und Nordwestbahn sollten in diese Action einbezogen werden, welche aber Ende April vertagt werden mußte. Nach dem Tode Kaisersfeld's war Wurmbrand zum Lan¬ deshauptmann von Steiermark ernannt worden als welcher er auch nach dem Rücktritt des Coali¬ tionsministeriums von 1896 bis 1897, in welchem Jahre er schwer erkrankte, fungirte, hiebei sein Augenmerk insbesondere auf das Localbahnwesen — Am 10. April starb im Sanatorium richtend. Guggenberg in Brixen der Reichsrathsabge¬ Am ordnete Professor Josef Schlesinger. 31. December 1831 zu Mährisch=Schönberg ge¬ boren, arbeitete er zunächst nach absolvirter Volksschule drei Jahre als Leinenweber und trat dann 1850 als Diurnist bei der Bezirkshaupt¬ mannschaft Mährisch=Schönberg ein. Im Jahre 1851 begann er erst seine Studien am Wiener 1875 Polytechnicum, das er 1858 absolvirte. Boden¬ wvurde er Professor an der Hochschule für in das cultur in Wien. Im Abgeordnetenhause, voll¬ er zuletzt bei den am 15. Jänner 1901 zogenen Neuwahlen vom VIII. Bezirke Wiens ntsendet wurde, schloß er sich der christlich¬ ocialen Partei an. Er war ein Gegner der Währungsreform und plaidirte in Wort und Schrift für seinen Plan zur Tilgung der Staats¬ — Mitte chulden durch sogenanntes „Volksgeld“ April starb zu Paris, wohin er sich, um ärzt¬ lichen Rath wegen eines schweren Herzleidens zu holen, begeben hatte, der Historienmaler Wenzel Brozik im 49. Lebensjahre. Er war der erste — aber keineswegs chauoinistisch an¬ nationale gelegte — Maler der Tschechen, der es zu einem nternationalen Rufe brachte. Seine Lehrer waren die deutschen Maler Emil Lauffer in Prag und Piloty in München; auch besuchte Am er die Kunstakademie in Dresden. 21. April starb in Wien der Genre= und Porträt¬ maler August Mansfeld. Er war am 13 März 1816 in Wien geboren und Schüler der Wiener Akademie. — Am 9. Mai starb in Wien der Hof¬ und Domcapellmeister Gottfried v. Preyer im 95. Jahre seines Lebens. Damit hat ein gott¬ begnadetes Leben seinen Abschluß gefunden, ein Dasein von äußerer Schlichtheit und innerem Reichthum, das bis an die äußersten Grenzen der dem Menschen zugemessenen Dauer reichte und dabei glücklich war, weil ihm die Leiden des Alters selbst unbekannt blieben. Sein Name hatte einen schönen Klang in der musikalischen Welt; im Stiche sind 82 Werke, größtentheils weltliche Compositionen, erschienen. Von größeren Werken Preyer's — theilweise noch Manuseript sind zu nennen: Eine Symphonie für großes Orchester, über 25 Messen, das Oratorium „Noah“, die romantischen Opern „Walladmor“ „Die Freymannshöhle“ und „Amaranth“. Preyer war am 15. März 1807 in Hausbrunn (Nieder¬ österreich) geboren, Schüler von S. Sechter. Noch als Neunziger dirigirte er allsonntäglich Am 13.Juni — das Hochamt zu St. St phan. verschied in Wien der Genremaler Friedrich Friedländer Ritter v. Malheim, der „Inva¬ iden=Friedländer“ genannt, wegen seiner Vor¬ liebe, Invaliden=Genrebilder zu malen. Er war am 10. Jänner 1825 in Kohljanowitz geboren

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2