74 Meter hohe Figur aus Laaser Marmor zeigt die Kaiserin in jer em schlichten, einfachen Kleide das sie zuletzt getragen, leicht ausschreitend, in der Richtung gegen die Grenze zu, den Blick aber ihrem Vaterlande zugewendet. Am 15. December 1900 wurde in Wien das Goethe=Denkmal, ein Werk des Wiener Bildhauers Professor Edmund Hellmer, und am 17. December das Gutenberg=Denkmal, ein Werk des Wiener Bildhauers Hans Bitter lich enthüllt. Hellmer zeigt uns den deutschen Dichterfürsten, wie er, mit leichter Haltung in einen Armstuhl hingelehnt, sinnend vor sich hin blickt. Die Figur ist in Bronze gegossen, der Sockel in italienischem Syenit=Granit ausgeführt. Der Kopf Goethe's ist ein Meisterwerk der Cha¬ rakterisirungskunst. Hans Bitterlich's Gutenberg= Denkmal zählt zu den schönsten Standbildern Wiens. Auf granitenen Stufen ruht das ir seinem unteren Theile aus polirtem, im oberen mit allegorischen Reliefs gezierten Theile aber aus mattem Untersberger Marmor aufgebaute Posta¬ ment, und dieses trägt die in Erz gegossene Ge¬ stalt Gutenberg's in aufrechter Haltung. Im Mai 1901 fand im Wiener Stadtparke die Ent hüllung des Büstendenkmals des am 5. Jänner 1812 zu Oosterhout bei Breda in der hollän dischen Provinz Nordbrabant geborenen, seit 1837 in Wien thätig gewesenen, am 12. August 1894 in Aussee gestorbenen Landschaftsmalers Remi van Haanen statt. — Am 27. Juni wurde in Lemberg das Standbild Graf Agenor Golu chowski's, jenes österreichischen Staatsministers welcher das October=Diplom des Jahres 1860 contrasignirte, feierlich enthüllt. Das Denkma ist ein Wirk des Bildhauers Cyprian Godebski. Was das Theaterleben Wiens anbelangt sei hier bemerkt, daß die in unserem vorjährigen Berichte erwähnte Gefahr für den Fortbestand des Theaters an der Wien und des Carl=Theaters in Wien in der laufenden Berichtsperiode glück lich beseitigt wurde. Das Theater an der Wien dessen Direction Herrn Karl Langkammer an vertraut worden war, mußte jedoch kurze Zeit nach seiner Wiedereröffnung wieder geschlossen werden, weil sich der erhoffte Erfolg weder auf künstlerischem, noch auf administrativem Gebiete einstellen wollte Im Monate Juli 1900 unternahm der Wiener „Schubertbund“ aus Anlaß der Pariser Weltausstellung eine Sängerfahrt nach Paris. Während seines Aufenthaltes in der Weltaus tellungsstadt gab der Verein am 18. und 20. Juli unter der Leitung seines Chormeisters Adolf Kirchl zwei große Concerte im Trocadéro=Saale, bei welchen er, durch die hohe Kunst seines Vor¬ trages, deutsches Lied und deutschen Sang in der Metropole Frankreichs, unter dem be geisterten Beifalle des Pariser Publicums, zu einem unbestrittenen Siege führte. Die Haupt¬ nummer des Pariser „Schubertbund“=Pro¬ grammes bildete Rich. Wagner's „Liebesmahl der Apostel“; ein Führer der Pariser Musik¬ kritik bezeichnet in seinem Berichte die Auf¬ führung dieses Wagnerischen Opus durch den Schubertbund“ als die „schönste, die lebens¬ vollste, die mächtigste, welche man jemals in Paris gehört hat“. Kunst, Theater, Literatur und politische Welt hatten auch in der diesmaligen Berichts¬ periode dem Tode reiche Opfer darzubringen: Am 20. Juli 1900 starb in Wien der gewesene Director des „Orpheum“ Franz Kriebaum, einer der populärsten Volkssänger Wiens, im 61. Lebensjahre. — Am 5. September starb in Kirchau a. d. Aspangbahn Theodor Friedl, einer der genialsten und flottesten Bildhauer Wiens; er war am 13. Februar 1842 in Wien geboren und ein Schüler Fernkorn's. Am 20. Sep¬ ember starb in Graz der berühmte Philologe Prof. Dr. Karl Schenkl. Er war am 14. De¬ — ember 1827 zu Brünn geboren. Am 26. September starb in seiner Heimat Senftenberg in Böhmen der bekannte Chirurg und Lehrer Hofrath Professor Dr. Eduard Albert. Er war am 20. Jänner 1841 geboren und zuletzt Vor¬ stand der ersten chirurgischen Klinik und des Operateur=Institutes der Wiener Universität. Am 9. October verschied in Bleiburg in Kärnten der Baritonist Karl Marcel Sommer, n den Achtziger= und Neunzigerjahren eine der Zierden der Wiener Hofoper. Er war am 15. Jänner 1855 in Klagenfurt geboren Mitte October starb in Prag der Componist Zdenko Fibich. Er war am 21. December 1850 zu Seborschitz bei Czaslau geboren. Zu seinen hervorragendsten Werken zählen die Opern „Bukowin“ (1870), „Blanik“ (1881), die „Braut von Messina“ (1884) und die Operntrilogie — „Hippodamia“ (1890/91). Am 22. October verschied in Wien der Landschaftsmaler Karl Lafite, ein geschätzter Aquarellist. Im Jahre1830 in Wien geboren, war er ein Schüler der Wiener lkademie der bildenden Künste unter Steinfeld. Am 28. October starb in seiner Tiroler Heimat der Bildhauer Josef Gasser Ritter v. Valhorn. Am 25. December 1816 in Prä¬ garten in Tirol geboren, absolvirte er an der Wiener Akademie seine Kunststudien. Seit 1849 hatte er Wien zum Mittelpunkte seiner künst¬ lerischen Thätigkeit erwählt und hier ene Reihe von Werken geschaffen, die ihm den Ruf eines — refflichen Meisters eintrugen. Am 15. No¬ vember starb in Innsbruck der freisinnige Tiroler TDichter Adolf Pichler. Am 4. September 1819 zu Erl in Tirol geboren, errang sich Pichler bald einen hervorragenden dichterischen Ruhm Aber man schätzte an Pichler nicht nur den markigen, originellen Poeten, sondern in gleicher Weise auch den überzeugungstreuen deutschen Mann, einen national fühlenden Patrioten, eine ür Aufklärung und Fortschritt wirkende Zierde Am 16. December einer schönen Bergheimat. — verstarb in Wien der ausgezeichnete Germanist
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