70 testen, darunter in solchen der Gemeindever¬ tretungen von Innsbruck und Wilten, der Ver¬ trauensmänner der deutschfreiheitlichen Parteier für in Nordtirol, des deutschen Volksvereines Südtirol in Bozen und des deutschen Bürger¬ vereines in Meran zum Ausdrucke kam, ver¬ hinderte es jedoch, daß diese die Einheit Tirols be¬ drohende Vorlage noch in der laufenden Session, respective vor den Neuwahlen zur Durchberathung kam. Einige Ueberraschungen brachten die Landtage von Istrien, Galizien und Böhmen. In Istrien kam es, weil der Landtag statt nach Parenzo nach Capodistria ein¬ berufen wurde, zum Exodus der italienischen Ma jorität und damit zur Beschlußunfähigkeit dieser Körperschaft; in Galizien absentirten sich kur vor Schluß der Session die ruthenischen Abge ordneten, weil ihre Forderungen nationalen, culturellen und politischen Inhaltes keine Be rücksichtigung gefunden, die Interpellationen der ruthenischen Abgeordneten keinerlei Antwort er ahren haben 2c. In Böhmen endlich brachte Graf Buquoy nomine des conservativen Gro߬ grundbesitzes einen wahlreformatorischen Com¬ ver promißantrag ein, durch welchen dem 21 fassungstreuen Großgrundbesitze Böhmens Mandate für den böhmischen Landtag einge¬ räumt werden sollten. Dieser Antrag hat schon deshalb keine Aussicht auf Erfolg, weil sich der verfassungstreue Großgrundbesitz gegen denselben aussprach, da der Buquoy'sche Antrag es in unzulässiger Weise versuche, einen Theil der böhmischen Ausgleichsfragen aus dem ganzen Complexe herauszureißen und die Antragsteller es unterlassen hätten, vor Einbringung des An¬ trages das Einverständniß aller betheiligten Factoren zu erzielen Auf politischem Gebiete wäre noch zu er¬ wähnen, daß, nachdem das Abgeordnetenhaus am 27. März die Delegationswahlen vollzogen hatte, die Delegationen für den 20. Mai 1901 nach Wien einberufen und nach Erfüllung ihrer verfassungsmäßigen Aufgabe am 11. Juni wieder geschlossen wurden Nachdem sich die beiderseitigen Ouoten¬ deputationen dahin geeinigt hatten, die gegen und 34·6 wärtige Quote von 65·4 (Cis=) Transleithanien) bis Ende 1909 zu verlän gern, dieser Beschluß aber bis 30. Juni 1901, an welchem Tage die Geltung der bisherigen Quote ablief, die Zustimmung der Parlamente nicht gefunden hatte, wurde die Quote durch die Krone im bisherigen Ausmaße für die Zeit bis 30. Juni 1902 festgestellt Am 14. April publicirte die „Wiener Zeitung“ die Ernennung von acht Männern der Wissenschaft und der schönen Künste zu Mitgliedern des Herrenhauses auf Lebensdauer Es sind dies der Componist Anton Dwolak Professor am Conservatorium in Prag; der Dichter Dr. Emil Frida (Jaroslav Vrchlicky), Professor der modernen Literaturgeschichte an der tschechischen Universität in Prag; Hofrath Dr. Theodor Gomperz, Professor der classischen Philologie an der Universität in Wien; Hofratl Dr. Ernst Mach, Professor der Philosophie an der Universität in Wien; Hofrath Dr. Adolf Mussaffia, Professor der romanischen Sprachen an der Universität in Wien; Hofrath Dr. Stanislaus R. v. Smolka, Professor der polni¬ chen Geschichte an der Universität in Krakau; Hofrath Dr. Hermann Zschokke Domcustos am Metropolitancapitel zu St. Stephan in Wien und der Bildhauer Caspar Ritter v. Zumbusch Professor an der k. k. Akademie der bildenden ist Künste in Wien. Ein politischer Charakter sie diesen Ernennungen nicht zuzuschreiben: waren nur eine Anerkennung geistigen Schaffens, eine Würdigung von Kunst und Wissenschaft Laut kais. Handschreibens vom 24. Februar 1901 wurde in die bis nun bestandene Rangs¬ eintheilung des Leopold= und Franz Josefs¬ Ordens je eine neue Ordensclasse eingeschoben Demnach umfassen der Leopolds=Orden wie der Franz Joseis=Orden nunmehr je vier Grade. Ersterer besteht: 1. aus Großkreuzen; 2. aus Inhabern der 1. Classe (neu); 3. aus Comman¬ deuren; 4. aus Rittern; der Franz Josefs=Orden dagegen: 1. aus Großkreuzen; 2. aus Com¬ thuren mit und ohne Stern; 3. aus Officieren (neu); 4. aus Rittern. Auch auf anderen Gebieten des öffentlichen Lebens hat sich in Oesterreich=Ungarn eine stattliche Reihe bedeutsamer Ereignisse abgespielt, durch welche eine S rie socialer, socialpolitischer, sani¬ tärer und anderer Fragen gelöst oder doch der Lösung entgegengeführt wurde. Am 1. Jänner 1901 trat die Novelle zum Heimatsgesetze vom 5. December 1896 in Kraft, nach deren Bestim¬ mungen die Aufenthaltsgemeinde die Aufnahme in den Heimatsverband demjenigen österreichischen Staatsbürger nicht versagen kann, welcher nach erlangter Eigenberechtigung durch zehn der Be¬ werbung um das Heimatsrecht vorangehende Jahre sich ununterbrochen in der Gemeinde auf¬ gehalten hat, ohne der öffentlichen Armenver¬ Durch sorgung zur Last gefallen zu sein. Verordnungen des Ministeriums für Cultus und Unterricht wurde die Zulassung der Frauen zu den medicinischen Studien und zum pharma¬ ceutichen Berufe normirt; diese Verordnungen traten bereits zu Beginn des Schuljahres 1900/1901 in Kraft. — Durch kais. Entschließung wurde den technischen Hochschulen das Promotions¬ recht verliehen. Die Absolventen der technischen Hochschulen werden sich somit vom Studien¬ jahre 1901/1902 angefangen um die Verleihung des akademischen Grades eines Doctors der tech¬ — Am nischen Wissenschaften bewerben können. 21. Mai überreichte der Ministerpräsident im Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf, betreffend die Pensionsversicherung der Privatbeamten Derselbe ist auf dem Zwangsprincipe aufgebaut und bilden den Gegenstand der Versicherung für
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