Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

168 Feuermeldungsanlage in Steyr gewidmet war. Das Fest, vorzüglich arrangirt, war vom prächtigsten Wetter begünstigt und hatte einen Massenbesuch aufzuweisen. Zur Belustigung dienten eine Tunnelbahn, eine Rutschbahn, ein Ringelspiel, ein Raritäten¬ cabinet und dgl. mehr. Mitglieder des Deutschen Turnvereines boten eine vorzügliche Leistung im Fenster= und Hoch¬ sprung, und 16 Mann der Steiger¬ abtheilung der Waffenfabriks=Feuer¬ wehr producirten sich unter Commando des Löschmeisters Zemene in wahrhaft gro߬ artigen Leiterpyramiden. Der Männer¬ gesangverein „Kränzchen“ brachte drei Männerchöre bestens zum Vortrage. Dazu spielten beide Feuerwehrcapellen die röhlichsten Weisen und zum Schlusse gab es eine feenhafte Beleuchtung des Festplatzes und ein brillantes Feuerwerk. Auf einem Tanzboden wurde fleißig Terpsichoren ge¬ huldigt. So verlief das Fest in der froh¬ lichsten Weise, umsomehr, als für die Befrie¬ digung der leiblichen Bedürfnisse bestens gesorgt war und der laue Abend den Auf¬ enthalt im Freien recht angenehm machte Einen ernsten, feierlichen Moment bildete die besondere Ehrung der Löschmeister Ru¬ dolf Sommerhuber, Hermann Mauß und Josef Schürer Seitens deren Mann¬ chaft für deren 25 jährige ersprießliche Dienstleistung bei der städt. Freiw. Feuer¬ wehr. Die genannten Jubilare wurden auch durch ehrende Worte Seitens des Obercom¬ mandanten Franz Lang und Bürgermeisters Redl ausgezeichnet. Das veranstaltende Comité mit dem Zeugwarte der städtischen Feuerwehr, Fachlehrer Weber, an der Spitze, hatte seine schwierige Arbeit so glücklich gelöst, daß über die Veranstaltung dieses Sommerfestes nur eine Stimme des Lobes herrschte In der ersten Hälfte August wurde der Unterlehrer Jacob Wagner in Bad Hall, ein gebürtiger Steyrer, zum Lehrer in Grünau ernannt. sich Am 13. August Vormittags entlud abermals über Steyr ein heftiges Gewitter, wobei der Blitz mehrmals in verschiedene Objecte, unter anderen in's St. Anna=Spital einschlug, ohne nennenswerthen Schaden zu verursachen. Ein Blitzstrahl zündete jedock im sogenannten Gamsengut in Haiders¬ hofen, Gemeinde Gleink, oberhalb der Schaf¬ weidmühle an der Enns gelegen, welches vollständig niederbrannte. Die beiden Train der Freiwilligen Feuerwehr Gleink waren chnellstens am Brandplatze erschienen, doch gab es nicht viel zu retten. Der Schade betrug 6000 K, die Versicherung 4000 K. In dem Steyr benachbarten Pfarrdorfe Kronstorf (Nied.=Oest) starb an diesem Tage Hochw. Pfarrer Johann Mitter in seinem 56. Lebensjahre. Derselbe war seit 31 Jahren Priester und wirkte seit 24 Jahren in Kron¬ storf. Derselbe war seinerzeit auch Coope¬ rator in St. Marien. In Steyr starb am 14. August der ge¬ wesene Schlossermeister Ferdinand Küpfer¬ ling in seinem 77. Lebensjahre. Derselbe war seit dem Jahre 1862 Mitglied des seinerzeit die Bürgercorps und bekleidete Charge eines Oberlieutenants in demselben; zuletzt befand er sich im Stande der Invaliden. Am selben Tage Abends stürzte der ver¬ ehelichte Mühlen= und Sägebesitzer Ferdinand Hochrieser in Hintstein am Heimwege von Großraming am sogenannten Schiffweglängs der Enns so unglücklich ab, daß er mehrere Stunden bewußtlos liegen blieb und ich Er tödtliche innerliche Verletzungen zuzog. starb an deren Folgen am 17. August. Mitte August wurde der Conservator der I. Section der k. k. Centralcommission k. k. für Kunst= und historische Denkmale, Landesgerichtsrath i. P. Edmund Schmidel in Steyr, auch zum Conservator für An¬ gelegenheiten der II. Section für die poli¬ tischen Bezirke Kirchdorf und Steyr sowie Stadt Steyr mit fünfjähriger Functions¬ dauer ernannt. Zur selben Zeit wurde dem Bezirksarzt Dr. Vincenz Eigl in Kirchdorf der Titel und Charakter eines Oberbezirksarztes ver¬ liehen Der Schulleiter Franz Wittenberger in Sipbachzell vermälte sich am 15. August mit Hermine Latzenberger aus Wien in der Pfarrkirche zu Maria=Enzersdorf bei Wien. Der Rennverein Steyr hielt am 15 und 18. August auf seiner Trabrennbahn ein diesjähriges Sommer=Meeting ab. Bei demselben startete ein ausgezeichnetes so Pferdematerial, daher die Rennen sich interessant wie noch nie gestalteten 18. Au¬ Des Kaisers Geburtsfest, gust, nahm in allen Orten des Bezirkes den herkömmlichen festlichen Verlauf. Nach dem Festgottesdienste in der Stadtpfarrkirche in Steyr versammelten sich die Honoratioren am Stadtplatze, wo das Bürgercorps und der Militär=Veteranenverein Aufstellung nahmen. Nach einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser heftete Bürgermeister Redl den Veteranenvereins¬ Vorständen Fuchs und Pötsch sowie den vier Compagnie=Commandanten das den Veteranenvereinen vom Kaiser verliehene Ehrenzeichen, den Reichsadler, an die Brust, worauf die Vertheilung der Ehren¬ zeichen an die übrigen Veteranen erfolgte. Mit einer Defilirung schloß die Feier. An diesem Tage wurde dem zum Ehren¬ bürger von Wartberg ernannten praktischen Arzte Josef Sterneder in feierlicher Weise das Ehrenbürgerdiplom durch den Gemeinde¬ vorsteher Michael Radinger überreicht.

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