Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

166 eine Versicherung von 12.500 K, welchem 8000 K gegenüberstand. brannte auch das An¬ Am selben Tage Franz und Elisabeth wesen der Eheleute Langeder zu Penzendorf, Gemeinde Wart¬ berg, aus unbekannter Ursache bis auf das Außer den Futtervor¬ Mauerwerk nieder. räthen und Fahrnissen verbrannten auch verschiedenes Geflügel. und eine Kalbin Der Schade belief sich auf etwa 19.000 K, Am Brand¬ die Versicherung auf 13.000 K. platze waren die Feuerwehren von Ried und Spritzen von Strinzing Wartberg, sowie die thätig. und Voitsdorf eirig In der Pfarrkirche zu Sierning feierte am 30. Juli der neueingeweihte Benedictiner P. Bernard Pösinger von Kremsmünster, ein Bruder des Cooperators Josef Pösinger in Garsten, seine Primiz. Letzterer hielt die Primizpredigt. Der neugeweihte Priester Carl Geist¬ berger feierte am 31. Juli in der Stadt¬ pfarrkirche zu Steyr seine Primiz bei zahlreicher Betheiligung von Festgästen und Andächtigen. Ende Juli löste sich der I. Athletik¬ club in Steyr freiwillig auf. Ein großes Brandunglück ereig¬ nete sich am Nachmittag des 1. August in der Ortschaft Stein bei Steyr. Im soge¬ nannten Höllerhaus Nr. 24, einer Ueberlände der Bauerseheleute Georg und Theresia Vogelsam, brach ein Schadenfeuer aus welches dieses Gut sowie das nebenan tehende Pierergut Nr. 25 der Bauersehe¬ leute Franz und Josefa Resch bis auf den Hausstock vernichtete. Binnen einer Stunde waren die Dachstühle und Bodenräume und die hölzernen Scheunen sammt ihrem Inhalte ein Raub der Flammen. Am Brandplatze waren die Feuerwehren Steyr (mit drei Trains und der Dampfspritze), Gleink, Unterhimmel und Wolfern thätig. Etwa 100 Soldaten des 10. Feldjägerbataillons unterstützten thatkräftigst die Löschaction. Die Gendarmerie von Steyr intervenirte am Brandplatze, woselbst auch Oberstlieute¬ nant v. Bonelli nebst vielen anderen Officieren des Jägerbataillons, Bürger¬ meister Redl von Steyr, Gemeindevorstand Steinparz von Gleink, die Feuerwehr¬ commandanten Lang von Steyr, Kiderle von Gleink und Stauber von Unterhimmel, sowie Statthaltereirath Dr. R. v. Pitner und Bezirkscommissär v. Plank erschienen waren. In der Ueberlände des Besitzers Vogelsam verbrannte dessen gesammte heu¬ rige Fechsung. Vieh war in der Ueber¬ lände keines vorhanden; doch verbrannten verschiedene Fahrnisse, wie auch die In¬ wohner an ihrem Eigenthum Schaden litten. Am schwersten betroffen wurden die Fabriksarbeiterseheleute Hochholzer, wel¬ che, in der Reithoffer'schen Gummiwaaren¬ fabrik beschäftigt, während des Brandes nicht zu Hause waren und denen alles ver¬ brannte. Der im Höllerhause etablirt gewesene Sattlermeister Peczena, welcher ebenfalls großen Schaden erlitt, war ver¬ sichert. Der Besitzer Vogelsam hatte einen Schaden von 8650 K und war mit 5200 K versichert. Im Pierergut verbrannte eben¬ falls die ganze Fechsung dieses Jahres, so¬ gar die letzte Fuhr Gerste sammt dem Wagen, welcher in der Einfahrt stehen geblieben war, sämmtliche Fahrnisse und große Holz¬ vorräthe. Das Vieh wurde gerettet. Resch hatte einen Schaden von 12.000 K und war mit 8000 K versichert. Beide Besitzer waren auch Mitglieder des Dachschaubvereines in — Bei dem Brandunglücke holten Gleink. ich leider zwei Menschen den Tod. Die beiden Schuhmachergehilfen Josef Heinz 23 Jahre alt, aus Albersreith, und Josef 8 aus alt, Reschenauer, 36 Jahre Philippen (Kärnten), beide beim Schuh¬ machermeister Ignaz Willner in Stein in ge¬ Arbeit, waren nämlich hilfreichst thätig wesen, die gefährdeten Habseligkeiten der armen Inwohner im Höllerhaus zu bergen und erlitten dabei so schwere Brandwunden, daß sie in das St. Anna=Spital gebracht werden mußten. Trotz sorgfältigster Pflege konnten aber die beiden muthigen Burschen nicht am Leben erhalten werden. Heinz erlag seinen schweren Brandwunden am 9. August und dessen College Reschenauer tarb am 11. August nach zehntägigem qualvollen Leiden. An den Leichenbegäng¬ nissen der beklagenswerthen Opfer dieser Brandkatastrophe nahmen zahlreiche Feuer¬ Besonders kühnen — wehrmänner theil. Muth bekundete bei den Rettungsarbeiten auch der auf der Wanderschaft befindliche Schlossergehilfe Carl Schreindl aus alte Klösterle, welcher die 53 Jahre Inwohnerin Theresia Eckmayr und die 66jährige Theresia Eidenberger aus lichterloh brennenden Höllerhause dem herausholte. Beide Frauen hatten Brand¬ wunden erlitten. Der College dieses braven Burschen, Rudolf Jiskra aus Temesvar, owie der Rauchfangkehrergehilfe Johann Steinberger von Steyr und der Fabriks¬ arbeiter Carl Hinterleitner von Stein eiferten dem Beispiele des Ersteren nach und brachten den 58jährigen Hausknecht Johann Dobringer und den 64jährigen Sattlermeister Peczena, welche in Folge des Rauches schon halb bewußtlos waren, in's Freie. Den Verletzten leisteten erste ärztliche Hilfe Primararzt Dr. Klotz und Dr. Gans von Steyr, welche mit Verband¬ zeug auf dem Brandplatze erschienen waren. Der Unterjäger Victor Panazotto vom 10. Feldjägerbataillon war bei den Rettungsarbeiten in Folge der Einathmung von Rauch bewußtlos geworden, erholte

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