Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

des Bundes, Landtagsabgeordneter Professor Leopold Erb, Mitglieder des Deutschen und Oesterr. Alpenvereines, des Deutschen Bundes, der Südmark, des Steyrer Gewerbe¬ vereines, des Deutschen Turnvereines der Gesellschaft „Edelweiß“ und des Männer¬ gesangvereines „Kränzchen“ in Steyr, der Liedertafel Mauthhausen, des Vereines „Flugrad“ in Linz und dann das Natursänger¬ Quartett Nikoda. Das Fest wurde als Wiesenfest beim Geburtshause Schosser's veranstaltet. Der Festplatz war einladend hergestellt und auf's schönste decorirt, ein Verdienst des wackeren Comités, an dessen Spitze Bürgermeister Heinrich Sturm¬ berger von Losenstein stand, welcher die Festversammlung mit begeistert aufgenom¬ menen, kernigen deutschen Worten begrüßte. Dr. Zötl besprach in seiner herzlichen Art und Weise den großen erziehlichen Einfluß der Volksdichtung überhaupt und Schosser's insbesondere, und Professor Erb hielt die eigentliche Festrede, in welcher er ein klares und warmes Bild von Schosser's Leben und Wirken entwarf. Sämmtliche Programm¬ punkte, bestehend aus Liedern des Gesangs¬ clubs Losenstein und der Natursänger, Declamationen von Gedichten Schosser's und anderen, Tänzen u. s. w., fanden allgemeinen Beifall. Mehrere Fräulein in kleinsamer Aeplertracht bildeten eine schöne Zierde des Festes. Dasselbe wurde auch durch keinen Mißton gestört und wird noch lange in der Erinnerung der Theilnehmer fortleben. Das Reinerträgniß fiel den drei noch lebenden Nichten Schosser's zu. Die Schützengardecapelle von Michel¬ dorf unternahm am gleichen Tage einen Ausflug nach Leonstein, welchem sich auch der dortige Radfahrerverein anschloß. Die Leonsteiner Musikvereinscapelle empfing die Ausflügler in festlicher Weise und es ent¬ pann sich zwischen beiden Capellen ein echt kameradschaftliches Beisammensein. — Am selben Tage Abends entlud sich in der Gegend von Steyr abermals ein schweres Gewitter, welches in der Gemeinde Sierning zwei große Brände verursachte. Ein Blitz¬ chlag zündete im Bauernhause Nr. 35 der Eheleute Martin und Theresia Franzmaier in Hilbern, welches gänzlich eingeäschert wurde. Das Feuer griff auch auf das Nachbargut der Eheleute Georg und Rosing Wieser über, welches ebenfalls ein Raub der Flammen wurde. In beiden Gehöften, genannt Kronschachnerhäuser, blieben nur die Wohnräume vom Feuer verschont. Beim Franzmaier gingen acht Kühe, drei Kälber, neun Schweine und bei 30 Hühner, sowie die Futtervorräthe und viele Fahrnisse zu Grunde. Der Schade betrug hier bei 20.000 K, die Versicherung 16.280 K. Im Wiesergute verbrannten zwei Schweine und diverse Fahrnisse und Vorräthe. Der Schadc 165 bezifferte sich dort auf 10.000 K, die Assecuranz auf 9600 K. Am Brandplatze arbeiteten die Feuerwehren von Thanstetten und Rohr Eine Stunde mit großem Opfermuthe. päter schlug der Blitz in das Demelbauern¬ gut Nr. 134 der Eheleute Johann und Theresia Zeitlinger in Baichberg ein und Den setzte auch dieses Anwesen in Brand. chnellstens herbeigeeilten Feuerwehren von Sierning, Sierninghofen=Neuzeug, Pichlern und Letten gelang es, eine Ueberlände und retten; auch konnte das eine Holzhütte zu Vieh ausgebracht werden. Am Gebäude an Vorräthen und Fahrnissen erlitten die Besitzer einen Schaden von circa 16.000 K die Versicherung betrug nur 9000 K. Am Brandplatze war auch Bezirkshauptmann und Statthaltereirath Dr. R. v. Pitner er¬ chienen. — In der Gegend von Sipbachzell — In Hehenberg gab es starken Hagel. wurde der nächst der Neumühle bei Bad Hall befindliche Heustadel des Georg Stra߬ mayr, Besitzers des Raubergutes in Feyr¬ egg, durch einen Blitzschlag in Brand gesteckt. Die Feuerwehren von Bad Hall und Pfarr¬ kirchen besorgten die Löscharbeiten. Mangstmühle zu Waldneu¬ In der kirchen stürzte am selben Tage der 49 Jahre alte Knecht Josef Klinz beim Einbringen einer Fuhr Weizen in der Einfahrt der er Tenne so unglücklich vom Wagen, daß einen Schädelbruch erlitt, der ihm das Leben kostete. In der Nacht zum 29. Juli verschied in Ischl der kais. Leibarzt Hofrath Doctor Hermann Freiherr v. Widerhofer im 70. Lebensjahre. Derselbe war in Weyer geboren und absolvirte in Wien die medi¬ cinischen Studien, wo er 1856 zum Doctor der Medicin promovirt wurde. Seit 1863 war er Leibarzt der kaiserlichen Kinder, wurde dann k. k. Hofrath, Mitglied des obersten Sanitätsrathes, Ritter des Ordens der eisernen Krone II. Classe, Comthur des Franz Josefsordens mit dem Stern und Besitzer mehrerer ausländischer Orden. An¬ läßlich der Vermälung der Erzherzogin Marie Valerie war Widerhofer in den Freiherrn¬ tand erhoben worden. Auf diesen berühmt gewordenen Mann kann der Markt Weyer mit Recht stolz sein. Am 29. Juli Nachmittags brach im Fuchsengut Nr. 22 der Eheleute Franz und Therese Ganglbauer in Droißendorf, Gemeinde Thanstetten, Feuer aus, welches das ganze Anwesen mit der heurigen Fech¬ ung und den meisten Fahrnissen einäscherte. Auch eine Kuh und ein Schwein verbrannten hiebei. Das Feuer entstand in der vollen Scheune und man vermuthete Brandlegung. Zur Hilfeleistung waren herbeigeeilt die Feuerwehren von Thanstetten, Neuzeug Pichlern und Sierning. Der Schade betrug

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