Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

Reder. Am Brandplatze erschienen die Feuerwehren von Allhaming und Egendorf, deren Thätigkeit es zu verdanken war, daß das gefährdete Leblhubergut und das Zwich¬ mayrhäusel verschont blieb. Das Vieh konnte ausgebracht werden, jedoch verbrannten viele Futtervorräthe und Geräthschaften. Der Schade betrug circa 10.700 K, die Ver¬ sicherung 8000 K. — In der Gemeinde Rohr wurde das Kleinbergeranwesen durch Blitz¬ schlag in Brand gesetzt. Das Vieh wurde bis auf die Schweine gerettet; es verbrannten ebenfalls die Futtervorräthe und die Fahr¬ nisse. Die Feuerwehren von Rohr, Achleithen, Kremsmünster, Bad Hall und Pfarrkirchen retteten das nahe Großbergergut und eine Scheune vor dem Feuer. Der Schade der Besitzerseheleute Stephan und Theresia Binhof betrug bei 6000 K. — Auch das Grasmairgut in Giering bei Sattledt wurde durch Blitzschlag gänzlich eingeäschert. Vom Viehstand verbrannten drei Schweine. Der betagte Besitzer des Hauses, Johann Letten¬ maier, schwebte hiebei in Lebensgefahr denn er konnte nur nach Auswiegen eines Fensterkreuzes aus dem brennenden Hause gerettet werden. Der Schade belief sich auf 12.000 K und war durch Versicherung gedeckt. Die Feuerwehren von Wolfsberg, Sipbach¬ zell, Irndorf=Sattledt und Steinhaus loca¬ isirten den Brand. In vielen Gegenden schlug der Blitz in Gebäude, ohne besonderen Schaden anzurichten, und in Bäume. Bei der am 6. Juli stattgehabten con¬ stituirenden Versammlung des Zweigvereines Steyr des Vereines der Privatbeamten Oberösterreichs wurde der Waffenfabriks¬ beamte Adolf R. v. Lauffer als Obmann gewählt. Am 7. Juli unternahm der Männer¬ gesangverein in Steyr „Kränzchen“. einen Sängerausflug in die Ascha bei Gro߬ raming bei reger Antheilnahme, welcher sehr animirt verlief. Die Ausflügler fuhren nach Losenstein und wanderten durch das romantische Thal des Stiedelsbaches über den Sattel in den Pechgraben, wo dem idyllisch gelegenen Buchdenkmal ein Besuch abgestattet wurde. In Sierning wurde am selben Tage der vierte Verbandstag des Landesverbandes der katholischen nichtpolitischen Arbeiter¬ vereine Oberösterreichs abgehalten cher in k. k. Notar Julius Fis Der Kremsmünster feierte am 7. Juli im Kreise seiner Familie und Freunde mit seiner Ge¬ malin Maria, geborenen Mayer, das Fest der goldenen Hochzeit. Die kirchliche Cere¬ monie vollzog ein Neffe des Jubelpaares, Dr. August Fischer=Colbrie, Prälat und Domcapitular von Gran, Hofcaplan in Wien. Die beiden Gatten zählten 70, resp. 78. Le¬ bensjahre und erfreuten sich bester Gesund¬ heit. Zu Ehren des allgemein beliebten 161 und hochgeschätzten Jubelpaares veranstaltete das dortige Bürgercorps am Vorabende einen solennen Fackelzug mit Zapfenstreich während der Musikverein zur Vorfeier ein Ständchen darbrachte. In Steinersdorf, Gemeinde Waldneu¬ kirchen, erhängte sich am selben Tage der 32 jährige Besitzer des Gasthauses „Zur Sündhub“, Josef Huber, im Heuboden seines Hauses mittelst eines Wagenseiles Das Motiv des Selbstmordes war in zer¬ rütteten Vermögensverhältnissen zu suchen. Am 8. Juli verschied in Sierninghofen der in weiten Kreisen bekannt gewesene Private Josef Mitterhuber, fruher Be¬ sitzer des Gasthofes „Zum Kaiser von Oesterreich“, in seinem 70. Lebensjahre. Vor zwei Jahren hatte er den renommirten Gasthof an den Brauereibesitzer Wegscheider verkauft. An seinem Leichenbegängnisse be¬ theiligte sich das Bürgercorps mit Musik Veteranenverein, der katholische und der Gesellen¬ und der Arbeiterverein von Sier¬ Freiw. Feuerwehr Sierninghofen¬ ning, die die Sierninghofener Liedertafel, Neuzeug, deren sorgsamer Herbergsvater der Ver¬ storbene seinerzeit gewesen, und viele andere Trauergäste. Am 9. Juli fand in der Pfarrkirche zu Sierning die Vermälung der Gemeinde¬ vorstehers=Tochter Theresia Wieser vom Greslgute in Thanstetten mit dem Be¬ itzer des Fuchsengutes Franz Gangl¬ bauer in Droißendorf statt. Die Nächte vom 13. und 14. Juli waren für das sonst so stille Dambachthal bei Garsten wahre Schreckensnächte. In Ersterer brannte das Gasthaus Nr. 23 der Eheleute Josef und Anna Goldmann nieder, in Letzterer wurde die Pointmühle Nr. 4 der Eheleute Leopold und Katharina Brand¬ stetter ein Raub der Flammen. Bei bei¬ den Bränden trat nur die Feuerwehr Garsten¬ Sand in Action. Im Goldmann'schen Gast¬ hause blieben die Wohnungen vom Feuer zwar verschont, doch fielen die hölzernen Theile des Anwesens rückwärts, sowie die ganze Dachung sammt den Geräthschaften, vielen Fässern und Gasthauseinrichtungs¬ stücken, welche sich im Bodenraume befanden, dem Feuer zum Opfer. Der Schade wurde mit rund 9000 K beziffert. Der Besitzer war aber mit 10.000 K assecurirt. Mehrere Nachbarsobjecte waren bei diesem Brande — In der Pointmühle ging arg gefährdet. die ganze werthvolle Mühlen= und Sägewerks¬ einrichtung zu Grunde und es verbrannte dabei auch ein großer Mehlvorrath. Vom gut gebauten Wohnhause wurde nur der Dachstuhl von den Flammen verzehrt. Das Vieh konnte gerettet werden. Bei diesem Brande ging leider ein Menschenleben zu Grunde. Der verheiratet gewesene Tischlermeister Josef Ettlinger in der

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