Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

160 abgestürzt ist, wo er ein kleines, nicht bedeu¬ tendes Hinderniß zu nehmen gehabt hätte; in einer leichten halben Stunde wäre er über die ganze Nordostwand hinausgekom¬ men. Da Peyrer ein geübter Tourist war, o mußte man annehmen, daß er in Folge plötzlichen Unwohlseins oder Herzschlages abgestürzt ist. Ungemein schwierig gestaltete ich die Herabbringung der Leiche, was den Aufwand aller Kraft und touristischer Ge¬ chicklichkeit erforderte. Um die Beförderung der Leiche zu Thal machten sich besonders die Touristen Wöß und Grießler sehr verdient, welche mit derselben Abends in Radmer anlangten. Die Gattin des Ver¬ unglückten, Anna Peyrer, welche mehrere Tage in Hieflau weilte, um den Ausgang der Expedition zu erwarten, wurde in scho¬ nendster Weise von der Auffindung der Leiche ihres Gatten verständigt; man konnte ihr aber nicht die Besichtigung derselben gestatten. — Die Leiche wurde dann nach Steyr überführt, wo vom Staatsbahnhofe aus das Leichenbegängniß stattfand, an dem Vertreter aller Stande, die meisten Honora¬ tioren der Stadt, sowie der Alpenverein und die Liedertafel, deren specieller Freund der Verblichene gewesen, sich betheiligten. Director Felix Peyrer stand im 43. Le¬ bensjahre und war ein Sohn des ehemaligen Linzer Advocaten Dr. Peyrer. Er studirte am Staatsgymnasium in Linz, absolvirte die technische Hochschule und kam dann als Ingenieur zur Bosnabahn. Bei Eröffnung der Steyrthalbahn im Jahre 1889 kam er als deren Betriebsleiter nach Steyr, wo er päter zum Director ernannt wurde. Er war ein tüchtiger Beamter mit großem Diensteifer und vorzüglicher Verwendbarkeit, der die Hochschätzung seiner Vorgesetzten, wie die Liebe seiner Untergebenen besaß. Director Peyrer war auch Mitglied des oberösterreichischen Landeseisenbahnrathes. Er hinterließ eine Witwe mit drei unmün¬ digen Kindern. Die Theilnahme an dem traurigen Geschicke Peyrer's war in weiten Kreisen verbreitet. Ende des Monats wurde der Ehren¬ canonicus des Stiftes Mattsee und Pfarrer in Gampern, Ignaz Treml, auf die Pfarre Molln investirt, und Pfarrprovisor Alois Wurm kam von Molln in gleicher Eigen¬ chaft nach Gampern. Der neue Pfarrherr von Molln ist 1847 zu Altmünster geboren und seit 1870 Priester. Derselbe hielt am 16. Juli seinen feierlichen Einzug in Molln, wo am 25. Juli dessen feierliche Installation durch Dechant Schinagl von Windisch¬ garsten erfolgte. Pfarrer Treml wurde gleichzeitig zum geistlichen Rath und Dechant des Decanates Molln ernannt. Der 1. Juli war ein kritischer Tag ersten Ranges. Nach schönen heißen Tagen entlud sich nämlich Nachmittags ein schweres Gewitter über Steyr und weitester Um¬ gebung, wie man ein solches seit Jahren nicht mehr erlebte. Das Gewitter war strich¬ weise auch von Hagelschlag begleitet. Die Blitzschläge verursachten manchen Schaden und an verschiedenen Orten verheerende Brände. So schlug der Blitz in das Garb¬ gut Nr. 13 der Eheleute Georg und Marie Irxenmayr in St. Ulrich ein, welches hiedurch gänzlich eingeäschert wurde. Es verbrannten dabei die Futtervorräthe, ämmtliche Fahrnisse, ein Ochse und ein Schwein. Die Freiwillige Feuerwehr Garsten¬ Sand, sowie die Nachbarsleute arbeiteten mit großem Opfermuthe am Brandplatze, konnten jedoch nicht viel ausrichten. Später kam der über Ersuchen der Gemeindevorstehung Landtrain der Freiwilligen Feuerwehr von des Steyr zur ganzlichen Localisirung Brandes. Der Schade betrug über 10.000 K die Versicherung 8400 K. — Ein weiterer Blitzstrahl setzte das „in der Luft“ isolirt stehende Hochsenk=Bauernhaus Nr. 2 der Eheleute Franz und Anna Riedl, Ortschaft Mitteregg, in Brand und vernichtete alles ge¬ bis auf die Mauern. Das Vieh konnte rettet werden. Der Schade betrug bei 14.000 K, die Versicherung 11.100 K. Am Brandplatze erschien die Feuerwehr von das Aschach. In Klaus brannte * der Stummer'sche Söldnergütl nächst Haltestelle Schön in Folge Blitzschlages nieder. Von drei Kühen konnte nur eine gerettet werden. Der Bauer, welcher vom Blitzstrahle betäubt zu Boden stürzte, wurde von seiner Gattin mit genauer Noth vor dem Erstickungstode gerettet. Zwei Spritzen von Micheldorf und von der Bahn, arbeiteten am Brandplatze. Juli ging der große Meier¬ Anfangs hof des Realitätenbesitzers Anton Jäger v. Waldau in Steyr sammt den dazu¬ gehörigen ausgedehnten Gründen nächst dem Posthofe durch Kauf an den Besitzer des letzteren Anwesens, Johann Berger jun., Bald darauf verkaufte ersterer — über. auch das Jägergut in Behamberg an Franz Mayr, Besitzer der Griemühle. Am 3. Juli starb in Pichlern der Besitzer des Mannesbergergutes Nr. 81, Josef Oberhuber, im Alter von 76 Jahren. Er war Ehrenmitglied des Schützencorps in Sierning und des dortigen Veteranen¬ vereines. Im sogenannten Schafferwalde in Vorderstoder wurde an diesem Tage der Knecht Franz Grabner bedienstet gewesen beim Bauern Carl Retschitzegger, beim Holz¬ bringen von einem Baumstamm erschlagen. Am 5. Juli gingen im Bezirke Steyr wieder heftige Gewitter nieder, welche In mehrere Brände zur Folge hatten. # Sipbach zündete der Blitz im Gaßnergute Nr. 18 der Eheleute Josef und Therese

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