Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

und sich die wärmsten Sympathien weiter Kreise erworben, weßhalb an seinem Jubel¬ tage auch alle seine Freunde und Bekannten herbeieilten, um demselben die herzlichsten Glückwünsche darzubringen. Bei der aus diesem Anlasse in Wiesner's Gasthaus veranstalteten eigenen Festtafel hielten Ansprachen an den Jubilar und dessen verehrte Gattin der Vorstand des Post¬ meistervereines Roßmann aus Mauer¬ kirchen, Pfarrer Gugeneder, Cooperator Brand, Postmeister Josef Baumgartner von Bad Hall, Gemeindesecretär Alois Herbricht, Gemeindearzt Dr. Peßl und Postmeister Langthaler von Steyrdorf, welcher einen sinnigen, poetischen Festgruß darbrachte. Am selben Tage Abends wurde der Bahnwächter Alois Ahrer vom Wächterhause Nr. 40 zwischen Reich¬ raming und Gro߬ raming von einem Personenzuge über¬ ahren, wobei ihm ein Fuß beim unteren Gliede gänzlich ab¬ getrennt und am anderen Fuß das Fersenbein zertrüm¬ mert wurde. Ge¬ meinde= und Bahn¬ Arzt Dr. Rudol Maade legte den Schwerverletzten Verbände an, worauf derselbe nach Steyn n's St. Annaspital gebracht wurde, we er dann sofort einer unter¬ Operation zogen werden mußte. Jelix Ahrer war 45 Jahre alt und Vater von vier unmündigen Kindern. Am 30. Juni ist Steyrthalbahn=Direc¬ tor Felix Peyrer bei der Besteigung des Lugauer's abgestürzt und war todt geblieben. Director Peyrer, ein eifriger und kühner Bergsteiger, hatte die Partie auf den Lugauer allein unternommen und dürfte, trotzdem er diese Bergtour schon zweimal gemacht hatte, den Einstieg in den Ostgrat verfehlt haben. Er ist von der Nord¬ ostwand des Lugauer's, wo er sich verstiegen in einer Höhe von etwa 2000 Meter circa 70 Meter tief abgestürzt und blieb auf einer schwer zugänglichen kleinen Mulde im Steingerölle todt liegen. Die Action zur Auffindung des abgestürzten Touristen ge¬ staltete sich in Folge des eingetretenen schlechten Wetters äußerst schwierig. — Die 159 ersten vergeblichen Expeditionen zur Auf¬ indung der Leiche wurden von der Ret¬ tungsstation des Deutschen und Oester¬ reichischen Alpenvereines in Admont durch Bürgermeister Pongratz beigestellt, wo¬ ran sich Leute aus Radmer und Hieflau be¬ theiligten; dann traf eine Expedition vom alpinen Rettungsausschusse in Wien mit dem Obmann Heinrich Krempl und den kühnen Touristen Radio, Barth, Friedl Panzer und Zimmer aus Wien ein, owie der als ausgezeichneter Tourist be¬ kannte Fabrikant Johann Mach in Grün¬ burg, der Obmann der Alpenvereinssection in Steyr, Josef Reichl, und noch viele Andere sich an den Expeditionen und deren Zustandekom¬ men hervorragend betheiligten. Obwohl die größten Anstrengungen ge¬ macht wurden dauerte es acht Tage, bis man die Leiche am 7. Juli, an welchem Tage sich das Wetter endlich besserte, auffinden und die Absturzstelle bestimmen konnte. Am letzteren Tage man hatte längst die Hoffnung auf¬ geben müssen, Peyrer noch lebend zu finden waren an der Bergungsexpedition sämmtliche genann¬ ten Touristen aus Wien, Steyr und Grünburg, ferners die Alpenvereinsmit¬ glieder Dr. Kauer Anton Wöß und Pehrer 7. Leopold Grießler jun. aus Steyr, sowie der Jäger Carl Mar¬ kuts mit dem Forstgehilfen Hans Leimer und Forstaufseher Fritz Tatlock mit zwei Forstleuten aus Radmer, im ganzen 15 Per¬ onen, betheiligt. Diese Expedition fand auch die Leiche im Ostgrate auf. Director Peyrer mußte sich im Falle über die nackte, viel¬ fach zerrissene Felswand oftmals über¬ chlagen haben, was seine furchtbaren Wun¬ den an seinem Kopfe und die unzähligen lutunterlaufenen Stellen an seinem ganzen Körper bewiesen, doch war kein einziges Glied gebrochen. Seine Kleidung war gänz¬ lich zerrissen. 50 Meter oberhalb der Leiche hing an einem Felsen der Rucksack des Ver¬ unglückten und daneben stak dessen Eis¬ pickel im Schutte. Man konnte constatiren, daß Peyrer an einer Stelle der Felswand

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