schlief. Schade und Versicherung betrugen je bei 5000 K Am 20. Mai verließ der pensionirte Oberlehrer Franz Proschko den Markt Weyer, um in Waidhofen a. d. Ybbs bei Familienangehörigen seine Ruhetage zu genießen. Derselbe hatte durch 26 Jahre an der dortigen Volksschule als Oberlehrer und 48 Jahre als Lehrer überhaupt gewirkt, wofür er mit dem goldenen Verdienstkreuze ausgezeichnet wurde. Geehrt von seinen Collegen, geliebt von seinen Freunden und geschätzt von Jedermann, war sein Scheiden von Weyer von den Segenswünschen be¬ gleitet, es möge ihm an der Seite seiner hochgeachteten Gattin beschieden sein, noch recht viele Jahre sich seines wohlverdienten Ruhestandes erfreuen zu können. In der Pfarrkirche zu Vorderstoder feierten an diesem Tage die geachteten Tischlermeisters=Eheleute Franz und Theresig Reichmayr ihr goldenes Hochzeits¬ jubiläum. Die ganze Pfarrgemeinde nahm an der seltenen Feier innigen Antheil. Das Jubelpaar zählte 74, resp. 66 Jahre. Am 21. Mai verschied in Steyr der Werkmeister der österr. Waffenfabrik i. P. Wenzel Wessely, nach längerem Leiden in seinem 55. Lebensjahre. Derselbe domicilirte eit 1868 in Steyr und war zehn Jahre Werkmeister in der Waffenfabrik. Er war erst zu Neujahr in Pension getreten. Am selben Tage Morgens wurde der Hausknecht Johann Landerl am Gleisen¬ hubergute in Hilbern in der Holzhütte dortselbst erhängt aufgefunden. Derselbe stand im 45. Lebensjahre. Im Seppelhubergute zu St. Ulrich wurde am 22. Mai Morgens der 38 Jahre alte Knecht Georg Mayr im Pferdestalle mit einer schrecklichen Wunde am Kopfe todt aufgefunden. Er war spät Nachts heimge¬ kommen und im Pferdestalle eingeschlafen, wo er von einem Pferde mit den Hufen getreten wurde und möglicherweise schon vorher von einem Schlaganfalle betroffen worden war. Georg Mayr war ein Sohn vom Plegmayrgute in Kleinraming und ein Bruder des Lahbergergutsbesitzers in Christ¬ kindl. Am 23. Mai fand die feierliche Er¬ öffnung der von der Welser Localbahn¬ gesellschaft erbauten Almthalbahn Sattledt — Grünau statt. In der zweiten Hälfte Mai ging die Salvator =Apotheke des Leopold Mraß in Kirchdorf sammt dem Hause in den Besitz der Eheleute Victor Hugo und Rosa Scheitz aus Wien über. Zu den Pfingstfeiertagen am 26. und 27. Mai prangte Steyr in festlichstem Flaggenschmucke. Zum ersten Male nach 12jährigem Bestande des Verbandes der Deutschen Burschenschaften der Ostmark 149 hatten diese die Stadt Steyr als ihren Versammlungsort gewählt, um hier den Burschenschafter=Verbandstag zu begehen. Es waren 31 Burschenschaften der Ostmark mit rund 200 Studenten von den Hochschulen Wien, Graz, Prag, Brünn, Innsbruck, Leoben und Czernowitz vertreten, wie auch viele alte Herren der Burschenschaften gekommen waren. Am Samstag, als am Vorabend, versammelten ich die Festgäste im festlichst geschmückten Saale des Hotels „Schiff“ zu einem Be¬ grüßungsabend. Den Vorsitz führte stud. phil. Robert Schwinner von der damals das Präsidium innehabenden akad. Burschenschaft „Bruna Sudetia“ in Wien. Nach einem Bummel Sonntag Vor¬ mittags folgte in der Industriehalle der Willkommtrunk, den Gästen dargebracht von den deutschen Frauen und Mädchen Steyr's, an deren Spitze die Gattin des Gutsbesitzers Franz Kiderle und die Gattin des Med.=Dr. Richard Klunzinger tanden. Die glänzendste Veranstaltung war aber der große Festcommers am Sonntag Abends. Außer mehreren Sprechern aus dem Studentenkreise hielten Reden Landtags¬ abgeordneter Professor Erb, Reichsraths¬ abgeordneter Dr. Berger und Reichsraths¬ abgeordneter Dr. Beurle. Die langen Tafeln in dem großen Saal, welche von der Studentenschaft aller Couleurs dicht besetzt waren und an deren Enden Chargierte in voller Wichs präsidirten, boten ein selten gesehenes, farbenprächtiges Bild. Bis Sonn¬ tag Nachts war das Wetter schön geblieben, da stellte sich Montag Morgens ein Regen¬ chauer ein, der die geplanten Spaziergänge vereitelte. Die Burschenschafter verbrachten den Vormittag in den verschiedenen Kneipen Steyr's. Gegen Mittag heiterte sich aber das Wetter auf und Nachmittags zogen viele chen¬ Hunderte nach St. Ulrich, wo die Bur schafter sich in Mayr's Gastgarten zum Mittagstisch zusammengefunden hatten und in Wald, Wiese und Gastgarten entwickelte sich ein fröhliches, festliches Treiben. Gegen Abend zogen wohl schwarze Wolken, getrieben von einem Sturmwind, herauf, doch es fiel kein Tropfen Regen und die Unterhaltung spann sich nach kurzer Unterbrechung lustig fort. Eine Schlußkneipe im Hotel „Schiff“ am Abend und der obligate Katerschoppen im „Deutschen Haus“ (Berggasse) am Dienstag Vormittags bildeten den Abschluß des schönen Festes unserer stramm deutschen Studentenschaft. Steyr's deutsche Bevölke¬ rung nahm an dem ganzen Verlauf des Festes regsten Antheil und sah dem frohen Treiben der von nationalem Empfinden durch¬ drungenen, männlich wehrhaften, sanges¬ frohen und feuchtfröhlichen Musensöhne mit heller Freude zu. Der unerschöpfliche Humor und der übermüthige Trieb zu „Ulken“ zeitigte
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