Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

Johann Andlinger in Neustift zum Orts¬ schulinspector ernannt. Zu Beginn des Monats März musste das von den ersten Stürmen des neuen Jahrhundertes hart mitgenommene Kreuz ammt Kugel vom Kirchthurme in Gleink herabgenommen werden. Diese schwierige Arbeit besorgte ohne Gerüst der Spengler¬ meister Johann Faatz in Steyr. Die in der Kugel aufgefundene Urkunde lautet: „Anno 1696 wurde in dem Kirchthurm die Kupel aufgesetzet, da nun das Blech von elben durch den Wind abgerissen worden, ist anno 1810 im Monat Juni dieser Thurm ganz neu eingedecket, und da der Helmbaum ganz verfaulet und vermodert war, mußte auch dieser sammt Wechsel und Stich neu gemacht werden. Von dem Pfarr¬ gotteshause war Patron der k. k. Religions¬ fond in Oesterreich ob der Enns. Die Herrschaft dem Bischofen zur Dotation übergeben, und ware Bischof Sigmund Freiherr von Hochwart, Pfarrer Cölestin Schreder, noch des anno 1784 aufgelassenen Stift Gleink Profess: Hofrichter Franz von Paula Pogner.“ Auf der Rückseite dieses Documentes ist verzeichnet: „Wegen ver¬ faulten Dachstuhls, und der im Jahre 1820 durch einen ungewöhnlich großen Hagel ruinirten Blechernen Thurm=Eindeckung die ganze Kuppel des Thurmes bis auf das Kreuz unter der Leitung des k. k. Herrn Kreis=Ingenieurs Leopold von Gehmacher und des Herrn Michael Geigelmayers, Pfleger in Gleink, am 28. Juni 1824 neuerdings aufgesetzt und mit Kupfer ein¬ gedecket, von dem Sebastian Pieringer, Zimmermeister in Garsten und dem Kupfer¬ schmidt Franz Mayer in Linz.“ Die 7. ordentl. Generalversammlung der Actiengesellschaft der Elektricitäts¬ werke in Steyr fand am 2. März im Rathhaussaale daselbst unter dem Vorsitze des Präsidenten Dr. Franz Angermann tatt. Aus dem Berichte über das 7. Geschäfts¬ jahr war zu entnehmen, daß im Rechnungs¬ fahre 2 Ventilatoren, 9 Elektromotoren und 318 Glühlampen neu installirt wurden, die Einnahmen für Stromabgabe betrugen 62.136 K 2 h, die Gesammteinnahmer 67.603 K 57 h, die Betriebskosten stellen sich auf 42.809 K 36 h, so daß nach Abzug der allgemeinen Unkosten und der Zinsen¬ leistung 2c. ein Reingewinn von 8370 K 31 h erzielt wurde. Nach den An¬ trägen des Verwaltungsrathes wurden von diesem Reingewinne 5% dem Reservefonde und 10% dem Erneuerungsfonde zugewiesen, und 4 K per Actie als Dividende aus¬ bezahlt. Schließlich wurde der frühere Verwaltungsrath und der Revisionsausschuß wiedergewählt. Der Jahresbericht bezeichnet es als erfreuliche Thatsache, daß das Unternehmen trotz der Ungunst der Geschäfts¬ 137 verhältnisse und der gegenüber dem Vorjahre etwas verminderten Einnahme ein günstiges Resultat aufzuweisen sei. Mit Schluß des Jahres waren 2297 Glühlampen (ausschlie߬ lich der Waffenfabrik), 20 Bogenlampen, 12 Ventilatoren und 29 Elektromotoren mit 236·5 Pferdekräften eingeschaltet. Am 2. März wurde in Steyr der 50 Jahre alte, ledige Schneidergehilfe Jose Schmidberger, welcher beim Schneider¬ meister Ferdinand Otto fast 30 Jahre lang beschäftigt war, in seiner Wohnung, Mittere Gasse Nr. 29, todt aufgefunden. Ein Schlag¬ fluß hatte sein Leben beendet. Der vor längerer Zeit bereits in Pension getretene Briefträger Alois Mayrhofer des Postamtes in Steyr feierte am 3. März ein 40jähriges Dienstjubiläum im Kreise einer ehemaligen Collegen In der ersten Schwurgerichtsperiode des in Jahres 1901 beim k. k. Kreisgerichte Steyr vom 4. bis 6. März wurden ver¬ urtheilt: Der 37jährige, aus Burghausen in Bayern gebürtige, ledige Brauergehilfe Michael Harner, welcher unter dem Namen Carl Eisenmann wegen Verbrechens des Diebstahles vom Landesgerichte Linz bereits verurtheilt worden war und in der Strafanstalt Garsten seine Strafe abbüßte zu sieben Jahren schweren Kerkers (derselbe entpuppte sich nämlich während seiner er¬ wähnten Haft als der schon lang gesuchte Gewohnheitsdieb Michael Harner, welcher in der Umgebung Burghausen's in Bayern der 27 Jahre alte sein Unwesen trieb); — Bergarbeiter Franz Hackl von Holln wegen Verbrechens der schweren körperlichen Beschädigung zu einem Jahre schweren — der 31 jährige, aus Milotitz in Kerkers; Mähren gebürtige Arnold Hayek wegen Verbrechens des Betruges zu drei Jahren chweren Kerkers; — der schon sieben Mal wegen Diebstahls vorbestrafte, 34 jährige Steinmetzgehilfe Franz Schmid aus Natternbach abermals wegen desselben Delictes zu sechs Jahren schweren Kerkers; der nicht weniger als 27 Mal abgestrafte, 43jährige, ledige Tischlergehilfe Wilhelm Penninger von Linz wegen Verbrechens der versuchten Brandlegung zu acht Jahren schweren Kerkers. Letzterer hatte am 24. Februar beim Oberschäfergute in Wald¬ neukirchen einen Strohhaufen angezündet, um das genannte Gut in Brand zu stecken, das Feuer war jedoch vom Bauern Franz Buchegger noch rechtzeitig bemerkt und gelöscht worden, bevor es weitergreifen konnte. — Ueber Berufung der k. k. Staats¬ anwaltschaft wurde das Strafausmaß bei Wilhelm Penninger auf zehn Jahre, bei dem vorgenannten Arnold Hayek auf fünf Jahre erhöht. Am 7. März wurde ein alter Veteran, Namens Thomas Pühringer, in

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