Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1902

132 der gewesene Stifts= und Gemeindearzt Dr. Josef Müller in seinem 67. Lebens¬ jahre. Derselbe hatte 38 Jahre als Arzt segensreich gewirkt, davon 25 Jahre in Kremsmünster, und erfreute sich in weiten Kreisen hoher Verehrung und großer Beliebt¬ heit. Sein bisheriger Vertreter Dr. Hans Rauch wurde dessen Nachfolger im Stift und in der Gemeinde. Nächst dem Wagnerwirth in Mühlbach, Gemeinde Garsten, wurde am 12. Jänner Abends auf der Eisenstraße der 65 Jahre alte, ledige, ehemalige Nagelschmiedgehilfe Johann Fasching von Passanten halb¬ erstarrt aufgefunden. Er war in Folge alkoho¬ lischer Genüsse am Wege liegen geblieben und starb an den Folgen der Erkältung am 17. Jänner Nachts. In der Haunoldmühle bei Grünburg brannten an diesem Tage Abends die aus Holz erbauten Schleifen der drei Messerer¬ meister Schwarz, Neimer und Wallner nieder, wodurch die Haunoldmühle selbst in große Gefahr kam. Der raschen Hilfe der Nachbarsleute, sowie der Feuerwehr von Grünburg und der dortigen Gewerksspritze war es zu danken, daß das Feuer nicht weiter griff. Das Feuer dürfte durch Ueberheizung des Ofens entstanden sein. — Die drei ab¬ gebrannten Objecte wurden nicht mehr auf¬ gebaut. Später erwarb die Besitzerin der Haunoldmühle, Maria Engl, das Wasserrecht dieser Schleifen um 6000 K. Der Nach¬ folger Neimer's, Messerermeister Löschen¬ kohl, kaufte die Forstermühle in der Forstau bei Steinbach, um dort eine Schleife an¬ zulegen. Am selben Tage wurde der Stifts¬ geistliche P. Reiter von St. Florian in der Pfarre Niedernenkirchen unweit des Pfarr¬ dorfes bei einem Leichenbegängnisse von einem Schlaganfalle betroffen und starb in wenigen Minuten darauf. Er stand im 42. Lebensjahre. In aller Stille begingen die Gasthaus¬ und Realitätenbesitzers=Eheleute Franz und Josefa Doppler in Sierning am 14. Janner den 50. Jahrestag ihrer Vermälung. Das allseits beliebte Jubelpaar stand im 71., resp. 76. Lebensjahre und empfing allseits die herzlichsten Glückwünsche. Herr Doppler ist ehemaliger Landtagsabgeordneter und Ob¬ mann des Schützencorps in Sierning. Er ist ein gebürtiger Steyrer. Am 15. Jänner, Nachts halb 11 Uhr, entstand in Steyr in der am Wehrgraben¬ canale hinter dem Objecte II der Waffen¬ fabrik gelegenen Schleife, Eigenthum des Messerfabrikanten Michael Schartinger und des Feilenfabrikanten Gottfried Sonn¬ leitner, sowie der Zirkelschmiedswitwe Barbara Großauer, ein Schadenfeuer, welches dieses Object vollständig verheerte und auch auf die angrenzende Schleife des Schuhmacher=Werkzeugmachers Johann Weibel übergriff und dieselbe einäscherte. Die aus Riegelwänden erbauten Schleifen, welche viele hölzerne Verschalungen enthielten, boten dem Feuer sehr viel Nahrung. Die dritte angebaute Schleife des Messerfabrikanten Carl Blümelhuber blieb durch das that¬ kräftige Eingreifen der Freiwilligen Feuer¬ wehren der Stadt und der Waffenfabrik vor dem Brande geschützt. Der Schade war für die Betheiligten ein ganz empfindlicher. Die Generalversammlung der Actionäre der Bürgerlichen Brauerei in Steyr fand am 16. Jänner unter dem Vorsitze des Präsidenten Carl Jäger von Waldau statt. Der Rechenschaftsbericht über das 8. Ge¬ chäftsjahr vom 1. October 1899 bis 30. Sep¬ tember 1900 wies einen Bierverkauf von 22.164·12 Hektolitern (gegen das Vorjahr um 341·09 Hektoliter weniger) aus. Der Betriebsüberschuß betrug 9612 K 74 h. Das ungünstige Ergebniß wurde wieim Vorjahre auf die große Menge von Obst¬ most und die tristen Arbeitsverhältnisse in Steyr zurückgeführt. Der durch das letzte Hochwasser verursachte Schaden im Betrage von 20.000 K wurde nach Thunlichkeit durch Abschreibung gedeckt. Das laufende Ge¬ chäfsjahr brachte wieder wenig günstige Aussichten. Es wurde beschlossen, 2 Kper Actie als Dividende auszuzahlen und dem Verwaltungsrathe das Absolutorium zu ertheilen. Am 17. Jänner Morgens wurde der 66jährige Häusler und Stiftstaglöhner Mathias Bruckbacher im Stifte Krems¬ münster vor der Thüre der Pfarrkanzlei, als er eben den vor mehreren Stunden er¬ folgten Tod seines 76jährigen Weibes an¬ zeigen wollte, von einem Schlaganfalle betroffen und war bald darauf verschieden. Er war auf seinem letzten Gange noch an¬ scheinend wohl gewesen. Der so plötzlich Dahingeschiedene war durch 37 Jahre im Stiftsmeierhofe beschäftigt und nahezu 40 Jahre mit seinem Weibe verheiratet gewesen. Im St. Annaspitale zu Steyr wurde am 19. Jänner mit 114 Kranken der bisher höchste Krankenstand, seit Verleihung des Oeffentlichkeitsrechtes als allgem. Kranken¬ haus an dasselbe, erreicht. Am 19. Jänner starb in Bad Hall der Besitzer der Rappelmühle, Johann Brand¬ stetter, ehemaliger Fähnrich des dortigen unif. Bürgercorps, in seinem 54. Lebensjahre Im an den Folgen eines Schlaganfalles. elben Orte verschied am 22. Jänner der Hausbesitzer und langjährige Maschinist in der oberösterreichischen Landes=Badeanstalt, Franz Blaha, in seinem 48. Lebensjahre. Derselbe war ebenfalls Mitglied des dortigen Bürgercorps.

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