18 woaß's ja net, was Du und d' Monie habt's geg'n mich.“ Er zog seine Hand zurück und schaute sie von der Seite an. Etwas wie Reue malte sich auf seinem dunklen Gesicht Auch die Stimme klang weniger herb als er zögernd erwiderte: „Is Dir wohl viel Unrecht's g'schehg'n von der Schwägerin und etwa auch von mir? I glaub's selbst schon bald. „Unrecht's! O Gott!“ Sie fühlte sich wieder von Monie angepackt und in den Schnee geworfen, hörte wieder ihre häßlichen Schmähworte, und es war ihr zu Muthe, als müsse sie ihm, der da auscheinend ruhig neben ihr stand, Alles sagen, ihn auffordern, sie zu rächen. Aber dann schämte sie sich wieder und dachte, daß es vielleicht besser war, wenn sie schwieg. „J bin eigentlich froh, daß di Monie aus'n Haus is“ sagte der Müller. So hoff' i halt, daß D' jetzt an ihrer Stell' bleibst — bis —“. Er vollendete nicht und fuhr sich mit der Hand heftig über die Stirne Am folgenden Sonntag begab sich Verena früher, als sonst, nach dem Pfarrdorfe, um dem Gottesdienste bei¬ uwohnen. Sie sollte ja noch vor des Müllers Fortgehen zurück sein, denn Lieschen war an den Masern erkrankt und bedurfte beständiger Wart und Pflege Als sie nach der ersten Messe aus der Kirche trat, stand ihre Mutter wartend an der Pforte. Dieselbe faßte ie sofort am Arme, zog sie etwas ab¬ seits und flüsterte ihr zu: „Kimm mit mir, i hab' nothwendig mit Dir z’red'n.“ Der erregte Ton dieser Worte, die große Bekümmerniß, welche sich auf dem bleichen, faltigen Gesichte der alten Frau malte, erschreckten Verena. Schweigend folete sie ihr über die beschneiten Gräberreihen des kleinen Friedhofes und als sie so weit waren, daß sie von Nie¬ mandem mehr gehört und gesehen werden konnten, brach die Mutter schluchzend aus: „Verena, sag', was muaß i denn von Dir noch All's derleb'n! I häll's nimmer g'’glaubt, hätt's net verhofft, daß Du mir a solchene Schand' anthoa kunnt'st.“ „Mein Gott, was denn nur?“ rief dasMädchen, blaß vor Bestürzung. „O, es is entsetzlich! Von fremd'n Leut'n mnaß man's hör'n, wie Du Dich aufführst — was Du jetzt, seit an halb'n Jahr' her, für Oane mach'st. Die Schand überleb' i nimmer!“ Sie weinte, als ob ihr das Herz brechen wollte, und Verena, welche starr dastand, war zu Muthe, wie einer un¬ schuldig zum Tode Verurtheilten. So sag's, was i denn so Schlecht's verbrochen hab'n soll!“ rief sie endlich, der Mutter Hände mit krampfhaftem Druck umfassend. „Sag's nur, Muatta, du siahgst, daß i wart' darauf, weil i elber von nix woaß.“ „Das is die alte Entschuldigung: I woaß von nix! —So muaß i Dir's dann sag'n, es is besser noch, als wie wenn Dir's fremde Leut' ins G'sicht chreiet'n, was ohnehin bald g'nua g'schehgt.*) Du bist schlecht word'n, Ve¬ rena; als a brav's unschuldig's Dirndl han i Dich furtgeb'n von mir, weil mich d' Noth dazu zwunga hat; verdorb'n und als a verschriean's Mensch kimmst wieder hoam. Dann laß Dir's nur sag'n: In der Wolfsmühl' derfst mir koan' oanziga Tag mehr bleib'n. Du muaßt ofort mit mir! Also schlecht bin i,“ sagte Verena — tonlos. „Schlecht! Wenn's die eigene Muatta sagt, muaß's wohl so sein.“ „I sag, was mir andere Leut' g'sagt hab'n und was auch wahrscheinlich is. — Der Mühlbursch' Fritz hat der net Deinetweg'n gehn müass'n? — Und das wär' noch guat gwes'n. Aber iatzt, kaum daß dies vorbei, bandelst mit dem Müllner elber an, mit dem stolz'n Müllner, dem Du so wohl a Zeit lang gut g'nna bist, der Dich aber nie heirat'n kann. Die Weiherbauern Monie — so sagt sie *) Geschieht.
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