Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

12 seiner Augen, an den tiefen Furchen auf seiner Stirn, daß er hoch erregt war und wie ein Blick durchfuhr sie der Ge¬ danke, daß vielleicht zwischen ihm und der Verena, welche ihm ja begegnet sein mußte, etwas vorgefallen war. Und nun konnte sie sich nicht mehr halten. Sag's, was D' hast!“ rief sie in Tone der Angst aus „Nix, als nur a bißl an Aerger.“ Hauser! „Warum, über wen denn, Etwa über mich?“ „Ueber die Fuchserei von —von Dein Vatern. Den Alt'n hat der Teufl I kann aber das Bevormund'n net leid'n denn dazua, moan' i, bin i schon z'alt Bin ja selber schon bald an alter Mann Und so sand meine Verhältnisse, Gott sei Dank, auch b'stellt, daß i sowohl in als außer mein' Haus Herr für mich selber sein derf. Er war aufgesprungen und durchmas nun mit großen Schritten die Stube Monie erinnerte sich, daß ihr ihre verstorbene Schwester öfters von ähn¬ lichen Zornausbrüchen des Müllers erzählt und daß dieselben meistens nur durch ein einziges unbedachtes Wort von ihrer Seite verursacht worden waren. Sie fürchtete, daß es noch schlimmer kommer möchte, wenn sie sich beleidigt zeigte und sagte daher so sanft, als ihr nur möglich „Aber Hauser, der Vater hat freilick koa' Recht, Dich z'bevormund'n und i glaub's auch net, daß er's thuat. „Hm — er is schlau g’nuag, daß er Handschuah anlegt, wenn er mi' bei die — Ohr'n nimmt. Ueberhaupt macht er sich nur lächerlich und verächtlich, wenn er positiv ja so!“ Er setzte sich wieder hin und brach in Lachen aus. — „Es is eigentlich a Dummheit von mir, daß i mi' desweg'n a Weil g’ärgert hab', aber jatzt is 's schon wieder vorbei Lieserl, geh Du her zu mir!“ Lieschen, froh, daß er jetzt nach ihr verlangte, eilte auf ihn zu und er hob sie auf sein Knie, streichelte und küßte sie „Moanst, Du kriagst jatzt auch noch an Bart?“ fragte er scherzend. „Heut' nimmer, Vater. Aber gib meiner Docka a Bußl, die kriagt g’wiß oan' und nachher rasir'n wirf. „Die Docka mag i net, Lieserl; die is schlimm, thua s’ weg!“ Die Kleine fühlte sich empfindlich beleidigt und ihren Blondkopf zurück¬ beugend, sagte sie schmollend: „Warum magst Du 's denn net? Und die Verena magst auch net und sie derf sogar nimmer lang dableib'n bei uns! Aber wann i wieder amal mit der Base in d' Kircha geh, sag' i 's dem Himmelvater schon wegen der Verena! Der Himmelvater, Lieserl, hat andere Leut, die mehr und öfter bet'n, viel liaber als Di' und derhört auch ihr Gebet viel eher als das Dei'. „Und d' Himmelmuatta?“ „Die hat heuer gar net Zeit zu Dir Sie muaß für's Christkindl a Supp'n kocha und den Engeln warme Strümpf stricka. „Froist*) leicht die Engel im Himmel drob'n? „Im Himmel net. Aber sie müass'n ja alle Tag auf d’ Erd' nieder und auf¬ pass'n, daß den Leut'n koan' Unglück passirt. „Und wann i halt bet’ zu der Muatta, die g'storb'n is und die auch im Himmel ob'n is?“ frug Lieschen, welche nicht aufhören wollte, bis die letzte Instanz versucht war „Ach, die wird wahrscheinli' auch nix auf d' Verwandtschaft kemma lass'n! „Wiemoaust Dudenn das, Schwager? ließ sich Monie, welche dicht an ihn heran¬ Er getreten war, plötzlich vernehmen. blickte in ihr dunkelrothes Gesicht, das die Wuth nicht eben verschönte, und lächelte spöttisch. „I moan's, wie 's g'sagt is, Monie. „Schlecht g'nna'! Oi woaß's schon, wo Du auswillst! Aber gelt, das is der Dank Hauser — das is der Dank für mein' guat'n Will'n — für All's! Mein Gott, das hab' i net vodeant! *) Friert.

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