Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

6 nieder, daß von ihrem Gesichte fast hab'n will. Und an Feiertag'n hat weder sie noch ein andrer Mensch das Recht, nichts zu sehen war. Der Müller blieb vor ihr stehen und schaute eine WeileDich abz'halt'n von Deiner Muatter. dem Spiel ihrer flinken Hände zu. Was ich noch sag'n möcht', Verena: Endlich fragte er in spöttischem Tone: Schau auf Dich selbst, als brav's Verena, seit wann is denn 's Mehl¬Dirndl. Es wär' mir net recht, wenn abtrag'n Dei' G'schäft?“ Du um Dein guat'n Ruaf käm'st. Viel¬ Sie hob erröthend den Kopf undleicht verstehst mi?“ erschrak sogar, als sie in seinem Gesicht Sie nickte, bitter lächelnd, und wollte einen so bösen, strengen Ausdruck wahr¬ schon ein Wort zu ihrer Vertheidigung wagen, als die Thüre aufging. nahm, wie sie ihn noch nie dort ge¬ sehen. Ah, der Schwiegervater!“ rief der Müller dem alten Bauern entgegen, der „Müllner, i kann nix dafür, Dei stam¬ mit schwerem Schritt in die Stube trat. Schwägerin hat mir's g'schafft,“ melte sie. „Grüaß Di' Gott, Hauser*)! Muaß „So, die Schwägerin! Und das wird ja doch wieder amal nachschau'n, wie 's Dir halt a große Freud' macha, gelt? bei Dir zuageht. Mei' Tochter is mit n „Warum denn? I wüßt' net der Kloan' in d' Kircha, net wahr? „Versteht sich, Du woaßt es net!“ „Sie müass'n Dir ja noch begegn't Er ging mit großen Schritten in der sei', rechn' i.“ Stube auf und ab und blieb dann „Ja.“ — Der Alte nahm am Tische wieder vor ihr stehen. Platz und Hauser befahl Verena, einen Krug Bier für ihn zu bringen. Als sie „Sag' amal, Verena, bist schon lang nimmer bei Deiner Muatta dahoam sich entfernt hatte, fragte ersterer mit g’wes'n?“ einem lauernden Blick seiner blaßblauen, „Das letzte Mal vor vierzehn eingesunkenen Augen: Tag'n.“ „Is das Dei' erste Dirn?“ „Hm —und früher is, soviel i mi' „Ja, die Verena. I denk' Du muaßt erinnern kann, kaum a Feiertag ver¬ sie bereits kenna, weil Du sie ja net zum ganga, daß Du sie net hoamg'suacht erst'n Mal siaghst heut'.“ hätt'st. Was is denn da Ursach' davon?“ „O mei,“ sagte der Alte achselzuckend, „I wär' am letzt'n Sunnda wohl „i hab' mir noch nie die Müah g'numma, gern zu ihr, aber d' Monie hat mi sie so genau zu betracht'n. I kümmer mi g’braucht.“ um solche Leut' net.“ „Also wieder d'Monie! Merkwürdig, „Und warum denn heut' doch, Schwie¬ gervater?“ was das für ein unverschämt's Weibs¬ bild is!“ „Weil sie mi' vorhin so frech an¬ „Du derfst mi' net spott'n, Müllner, g'schaut hat; ungefähr so, als wie wenn es is schon a so, wie i g'sagt hab! s ihr z’wider wär', daß i daherkimm. fuhr nun Verena erglühend auf und Scheint mir recht a Duckmauseti, das zornig blitzten ihre dunkelgrauen Augen. Dirndl. Wahrscheinli' wird's auch net In der nächsten Secunde aber erschrakviel sei' mit ihr.“ fie über ihre Kühnheit dem Herrn „Wenn s’ mir net pass'n thät', hätt gegenüber und muthlos senkte sie wieder i s’ net schon das vierte Jahr im Haus,“ den Kopf. lächelte Hauser. „I spott' Dich net, Verena, sondern ja; na versteht sich.“ „Hm — moan' Dir 's guat. Wenn Dir 's d' Verena trat ein und stellte dem Bauern Monie wirklich g'schafft hat, im Mahl¬das Bier hin, worauf sie sich wieder bod'n ummerz'wirthschaft'n, so sag' ihr 's bei der nächst'n G'leg'nheit, daß i 's net *) Matthäus.

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