Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

Das Jahr 1901. Das Jahr 1901 ist ein gemeines von 365 Tagen oder 52 Wochen und 1 Tage. Jahresregent ist der Mond. Als beständiger Begleiter unserer Erde hat der Mond schon frühzeitig die Aufmerksamkeit der Menschen erregt. Die regelmäßige Wieder¬ kehr seiner Lichtgestalten machte ihn besonders geeignet für die Eintheilung größerer Zeit¬ abschnitte, woraus die Eintheilung des Jahres in Monate entstand. Wegen seiner im Vergleich zu den anderen Himmelskörpern nur geringen Entfernung von der Erde ist der Mond das am genauesten erforschte cölestische Object. Seine Entfernung von uns beträgt im Mitte nämlich nur 384.000 Kilometer oder ungesähr 60 Erdhalbmesser; sie kann jedoch während jedem Umlaufe einerseits bis auf 444.000 Kilo¬ meter ansteigen, anderseits bis auf 354.000 Kilometer herabsinken. Zu einem Umlauf um die Erde braucht der Mond 27 Tage 7 Stunden 43 Minuten; die Zeit von einem Neumond zum nächsten, wo der Mond wieder zwischer Sonne und Erde zu stehen kommt, beträgt hin¬ gegen mehr, nämlich 29 Tage 12 Stunden 44 Minuten, weil die Erde während dieser Zeit in ihrer Bahn um die Sonne vorgerückt ist. Der Durchmesser des Mondes beträgt 3475 Kilo¬ meter; seine Masse etwa den 80. Theil der Erd¬ masse. Die Beobachtungen der Mondscheibe haben gelehrt, daß der Mond sich in derselben Zeit, in welcher er einen Umlauf um die Erde voll¬ endet, nur einmal um seine Achse dreht. Die genauere Untersuchung seiner Beschaffenheit, welche durch astronomische Hilfsmittel, denen sich in neuester Zeit auch die Photographie zu¬ gesellt hat, erforscht worden ist, hat ergeben, daß auf seiner Oberfläche sich weder Luft noch Wasser vorfinden, auch die vielen Krater, welche sie abwechselnd mit weitausgedehnten Ebenen und Gebirgsketten, deren Berge an Höhe jenen der Erde gleichkommen, bedecken, scheinen erstorben zu sein. Veränderungen auf der Mondoberfläche hat man nur selten und nur in geringem Aus¬ maße feststellen können. Auf die tropfbarflüssigen Theile der Erdoberfläche, die Meere, übt der Mond einen Einfluß aus, welcher die unter den Er¬ Namen „Ebbe“ und „Fluth“ bekannten die scheinungen hervorruft. Vielfach ist auch Meinung verbreitet, daß der Mond einen nennenswerthen Einfluß auf die Vorgänge in der Lufthülle der Erde, also auf das Wetter ausübe. Diese Meinung ist aber hinfällig, weil die Vorgänge in der Atmosphäre wesentlich von Nieder= und Ober=Oesterreich der ihr zugestrahlten Wärme abhängen; Wärme kommt uns aber fast ausschließlich von der Sonne zu, da uns der Mond nur den 82.000. Theil ener Wärmemenge, welche wir von der Sonne erhalten, zustrahlt. Finsternisse. Im Jahre 1901 werden zwei Sonnen¬ insternisse und eine Mondesfinsterniß stattfinden Von diesen Finsternissen werden in unseren Ge¬ genden nur die Mondesfinsterniß und die zweite Sonnenfinsterniß theilweise sichtbar sein. 1. Totale Sonnenfinsterniß am 18. Mai (Zeitangaben in mittlerer Wiener Zeit). Beginn der Finsterniß überhaupt um 4 Uhr 5 Minuten Morgens. Beginn der totalen Finsterniß um 5 Uhr 2 Minuten Morgens. Ende der totalen Finsterniß um 8 Uhr 17 Minuten Morgens. Ende der Finsterniß überhaupt um 9 Uhr 13 Minuten Vormittags. Die Finsterniß wird in der östlichen Hälfte Südafrikas in Vorder¬ und Hinterindien, auf den ostindischen Inseln in Polynesien, Australien und im Indischen Ocean zu sehen sein. 2. Partielle Mondesfinsterniß am 27. October. Anfang der Finsterniß um 3 Uhr 31 Minuten Nachmittags. Mitte der Finsterniß um 4 Uhr 21 Minuten, Ende der Finsterniß um 5Uhr 11 Minuten Abends. Größe der Ver¬ finsterung in Theilen des Monddurchmessers =0•2. Die Finsterniß wird in der nordwest¬ lichen Hälfte Nordamerikas, in der westlichen Hälfte des Großen Oceans, in Australien, Asien im Indischen Ocean, im östlichen Afrika, in dem Europas und in den größeren östlichen Theile sichtbar sein. nördlichen Polargegenden Mond um 4 Uhr In Wien geht der 43 Minuten Abends auf. Sonnenfinsterniß 3. Ringförmige der Finsterniß über¬ am 11. November. Beginn Minuten Morgens. haupt um 5 Uhr 35 Finsterniß um 6 Uhr Beginn der ringförmigen Ende der ringförmigen 46 Minuten Morgens. 22 Minuten Vormittags. Finsterniß um 10 Uhr Ende der Finsterniß überhaupt um 11 Uhr 33 Minuten Vormittags. Die Finsterniß wird in der nördlichen Hälfte Afrikas mit Ausnahme der westlichen Gebiete, in Europa mit Aus¬ nahme Norwegens, der Nordwestspitze Frank¬ owie der Westhälfte reichs Großbritanniens, Ausnahme des Nord¬ Spaniens, in Asien mit Ocean sichtbar sein. ostens und im Indischen Sonne theilweise ver¬ In Wien geht die finstert auf. A

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