Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

144 gewählt; er fungirte als Obmann der ersten (Rechts=) Section. Mit dem Inslebentreten des neuen Schulgesetzes wurde er in den k. k. Stadtschulrath gewählt. 1879 wurde Pointner nach dem Ableben des Bürger¬ meisters Moriz Crammer einstimmig zum Bürgermeister gewählt, welche Stelle er durch drei Wahlperioden bis 1888 bekleidete Ein Nervenleiden zwang ihn, eine weitere Wiederwahl abzulehnen. In die Zeit seiner bürgermeisterlichen Wirksamkeit fiel die Feier des 900jährigen Bestandes der Stadt Steyr (1880), die Elektrische Ausstellung (1884) der Bau des neuen Armenhauses der Ver¬ suchsanstalt, sowie der Beginn des Baues der Caserné und der Steyrthalbahn. In Anerkennung seiner ungemein rührigen Thätigkeit wurde Pointner vom Gemeinde¬ rathe am 3. September 1880 zum Ehren¬ bürger der Stadt Steyr ernannt, wie er auch im selben Jahre durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Josef=Ordens und 1883 des Titels eines kaiserlichen Rathes vom Kaiser ausgezeichnet wurde. Er war Ehrenmitglied vieler Vereine, langjähriger Vorstand des Verschönerungsvereines, Präsi¬ dent des Rothen Kreuzvereines und Mit¬ gründer der „Steyrer Liedertafel“, Pointner machte sich überall nützlich. Er beschloß in Steyr in stiller Zurückgezogenheit seinen Lebensabend, nachdem ihm seine Gattin und mehrere Kinder im Tode vorausge¬ gangen waren. Das Andenken dieses ver¬ dienstvollen Ehrenbürgers bleibt in Steyr allzeit geehrt. Am nächsten Abend starb abermals ein Ehrenbürger Steyrs, der Hausbesitzer und langjährige, frühere Armenrath Mathias Brandstetter in seinem 76. Lebensjahre. Der Verblichene war ebenfalls ein hochge¬ chätzter und beliebter Bürger der Stadt. Der schneereiche Winter gestattete die 2 Schlitten=Wett¬ Abhaltung eines fahrens in Steyr, das am 21. Jänner abgehalten wurde, wie auch in anderen Orten unseres Bezirkes in Weyer so Bad Hall 2c., solche stattfanden, welche alle bei reger Betheiligung einen schönen Verlauf nahmen. Der große, viele Wochen andauernde Bergbauarbeiterstreik in den Kohlendistricten Böhmens, Mährens und Schlesiens hatte in diesem Winter einen allenthalben stark empfindlichen Kohlen¬ mangel und eine bedeutende Preissteigerung der Kohle zur Folge. Es war bald überhaupt keine Kohle mehr zu bekommen und viele in¬ dustrielle Unternehmungen mußten ihre Betriebe reduciren und einzelne, wie z. B. das Portlandcementwerk in Kirchdorf, sogar einige Zeit ganz einstellen. Die Kohlennoth war lange fühlbar. Am 23. Jänner fand in der Pfarrkirche zu Gleink die Vermälung des dortigen Gasthausbesitzers Hans Stieglmayr mit der Privaten Kathi Fürlinger, Tochter des ehemaligen Gasthofbesitzers „Zur Stadt Linz“ in Pfarrkirchen, statt Am 25. Jänner feierte der Postmeister Leopold Kaufholzer in Waldnenkirchen im Kreise seiner Musikfreunde seine zwanzig¬ jährige Amtsthätigkeit dortselbst. Dem Amtsdiener Carl Trautmann beim k. k. Kreisgerichte Steyr war anlä߬ lich seiner Pensionirung das silberne Ver¬ dienstkreuz verliehen worden, mit welchem er am 28. Jänner feierlich decorirt wurde. Trautmann diente über 42 Jahre dem Staate, und zwar seit 1874 als Amtsdiener beim Kreisgerichte Steyr, nachdem er nach 8jähriger Dienstzeit beim Kürassierregiment in Keszommet zuerst im Wachecorps der Strafanstalt Garsten und dann als Ge¬ fangenhausaufseher in der Frohnveste zu Steyr gedient hatte. Am selben Tage fand in Steyr die 70. Generalversammlung der Bruder¬ schaft Aus Liebe zum Nächsten „Zum goldenen Kreuz“ unter dem Vorsitze des ersten Vorstandes Simon Pramen¬ dorfer statt. Anläßlich dieses Vereins¬ jubiläums wurde im Laufe des Sommers ein kleines Fest veranstaltet. Die Bruder¬ chaft, welche auch eine concessionirte Leichenbestattungs=Unternehmung inne hat, und kranke, erwerbsunfähige Mitglieder unterstützt, sowie für ein anständiges Be¬ gräbniß ihrer Mitglieder sorgt, prosperirt bestens und findet gerne die Unterstützung vieler Wohlthäter. Die ehemalige Besitzerin der weit und breit renommirten Gasthofwirthschaft „Zum Forsthof“ in Sierning, Marie Wimmer starb dortselbst am 29. Jänner im Alter von 53 Jahren. Sie hat durch sechs Jahre als Witwe das große Anwesen ge¬ leitet. Am 31. Jänner starb in Steyr der in Med.= Univ.= weiten Kreisen bekannte Dr. Adam Gans in seinem 76. Lebensjahre, nachdem er schon seit Frühjahr 1898 seine ärztliche Praxis seinem Sohn Dr. Sigmund Gans übertragen hatte. Der Verblichene hat seit dem Jahre 1858 die ärztliche Praxis in Steyr ausgeübt und war aus Hermannschlag in Böhmen gebürtig. Er war seit Gründung der seinerzeitigen Waffenfabriks=Krankencasse deren Vereins¬ arzt, welche Stelle er auch übernahm, als 8 die Allgemeine Arbeiter=Kranken¬ und Unterstützungscasse ins Leben trat. Sein leutseliger und humaner Charakter hatte ihm eine ausgedehnte Praxis verschafft Ende des Monats wurde der Pfarrer P. Eberhard Bauer in Klaus zum Prior des Stiftes Schlierbach ernannt. Hugo Dem k. k. Statthaltereirathe Ritter von Hebenstreit, früherem Bezirks¬

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