Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

17jährige Bauerssohn Peter Retschitz¬ egger vom Krapfmeiergute in Vorder¬ tambergau Nr. 15 in der Wohnstube von dem 34 Jahre alten Taglöhner Mathias Schnitzlhuber aus Unvorsichtigkeit im Scherze mit einem Gewehre erschossen. Schnitzlhuber wurde wegen dieser unseligen That vom k. k. Kreisgerichte Steyr zu einer mehrmonatlichen schweren Kerkerstrafe ver¬ urtheilt. Der bekannte Dialectdichter Frz. Hönig in Kremsmünster feierte am 9. Jänner in der dortigen Stiftskirche seine Vermälung mit der Steuereinnehmerstochter Marie Harschetzky. Der gemischte Chor des Gesangvereines „Harmonie“ führte bei der Trauung einen erhebenden Gesangschor auf. Franz Hönig übernahm zur selben Zeit das Kupferschmiedgeschäft seiner Tante Katha¬ rina Racher in Kremsmünster, in welchem er bisher Geschäftsleiter war. Am selben Tage beging der Wagner¬ meister und Hausbesitzer Carl Perndl in Indendorf mit seiner Gattin Marie, ge¬ borenen Mollner, das silberne Ehejubiläum. Das Gasthaus „Zur goldenen Birne“ in Steyr, Grünmarkt, ging um diese Zeit aus dem Besitze der Eheleute Josef und Juliana Lohner durch Kauf um 32.500 K an die Eheleute Josef und Barbara Derf¬ linger über.— Die Eheleute Lohner kauften dann das Gasthaus der Eheleute Alois und Marie Stieger, Hammerschmied¬ berg Nr. 2 (vorm. Schartner), um 29.600 K. Mit der vorjährigen Impfperiode hatte der allzeit eifrige, hilfsbereite Stadtwund¬ Ignaz Zach in Steyr eine 25 jährige arzt erfolgreiche Thätigkeit als Impfarzt in der Stadt Steyr zurückgelegt, weshalb er ein neuerliches, sehr schmeichelhaftes Anerken¬ Statthalters in nungsschreiben des k. k. für Linz erhielt, mit dem besonderen Danke dessen stets verdienstvolle Bemühungen im Interesse des Impfwesens wie des gesammten öffentlichen Gesundheits= und Rettungs¬ dienstes Am 15. Jänner feierte der Hausbesitzer Johann Zehetner in Steyr, Wolfern¬ straße Nr. 9, mit seiner Gattin Anna in der Vorstadtpfarrkirche zu St. Michael das Fest der goldenen Hochzeit. Das Jubel¬ paar stand im 71. Lebensjahre Am selben Tage erhängte sich der Haus¬ besitzer und gewesene Waffenfabriksarbeiter Florian Fischlhamer in Steyr in der Holzhütte seines Hauses Mittere Gasse Nr. 28, im Trübsinne, welcher die Folge einer geistigen Zerrüttung war. Die Generalversammlung der Bürger¬ lichen Actien=Brauereigesellschaft in Steyr fand am 16. Jänner unter dem Vorsitze des Präsidenten Carl Jäger von Waldau statt. Der vom Verwaltungs¬ rathe Josef Peteler vorgetragene Rechen¬ 143 schaftsbericht über das 7. Geschäftsjahr vom 1. October 1898 bis 30. September 1899 wies einen Bierverkauf von 22.504·21 Hekto¬ litern (gegen das Vorjahr um 17.103·96 Hektoliter weniger) aus. Der Gesammt¬ überschuß betrug 3677 fl. 11 kr. Das un¬ günstige Ergebnis wurde auf die außer¬ ordentliche Menge von Obstmost, die tristen Arbeitsverhältnisse in Steyr und die sehr theuren Eispreise zurückgeführt. Es wurde 1 fl. per Actie als Dividende beschlossen, auszuzahlen. Dem Verwaltungsrathe wurde das Absolutorium einstimmig ertheilt. Am selben Tage Abends wurde der Fiaker und Hausbesitzer Josef Lang in Steyr Wieserfeldplatz Nr. 29, auf der Straße am Plenklberg todt aufgefunden. Er hatte der Arzt Dr. Sigmund Gans von Steyr zu Patienten geführt und während er auf den¬ selben wartete, war er von einem Herz¬ chlage getroffen worden, worauf die führer¬ losen Pferde mit dem Schlitten durchgingen. Von den dahinstürmenden Pferden wurde nächst der Losteiner'schen Badeanstalt in der Kellau der etwas schwerhörige Fabriks¬ arbeiter Alois Seitlinger aus Steyr niedergerannt, welcher bewußtlos aufge¬ funden wurde, aber glücklicherweise keine chweren Verletzungen erlitten hatte. Die Pferde wurden noch in Ramingsteg aufge¬ angen. Lang stand im 41. Lebensjahre und hinterließ eine tieferschütterte Witwe in gesegneten Umständen mit fünf unmündigen Kindern. InSteyr verschied am 18. Jänner der allseits geachtete Tischlermeister und Haus¬ Hoida, Vorstand der besitzer Mathias Tischlergenossenschaft, in seinem 67. Lebens¬ jahre plötzlich an Herzschlag Jänner schied In der Nacht zum 20. der vormalige, langjährige Bürgermeister Rath Georg der Stadt Steyr, kais. Pointner, in Folge Altersschwäche im Alter von 80 Jahren aus dem Leben. Im Jahre 1819 zu Lichtenhaag bei Grama¬ tetten als Sohn eines Kleinhäuslers und Leinewebers geboren, bildete er sich in der Musik aus und erlernte nebstbei auch die In einem 805 Profession seines Vaters. 16. Lebensjahre wandte er sich dem Lehrer¬ berufe zu, besuchte den Präparandencurs in Linz und war von 1838 bis 1850 in verschiedenen Orten Oberösterreichs als Schulgehilfe thätig. Dann stand er bei den Pflegegerichten Losensteinleithen und Gleink kurze Zeit in Verwendung und erhielt unter dem damaligen Bürgermeister von Gleink, Notar Franz Kiderle, die Stelle eines Gemeindesecretärs von Gleink, welchen Posten er bis 1870 versah. Zugleich war er auch Kanzleileiter des genannten Notars bis 1870. Im Jahre 1869 machte sich Pointner in Steyr ansäßig und wurde ein Jahr später in den Gemeinderath der Stadt

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