Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

schmiedin und der Caspar — der Teufel hole alle Beide! „Schön“, sagte der Pfleger lachend, „stellt die verlogene Kröte zu seinem Ge¬ Klingenschmiedin, da ist Ihr sponns — Mann, haltet ihn aber nun recht fest fürderhin, könnt' vielleicht nit immer mit dem Auseinanderklauben von buckligen Brüdern so viel Glück haben, wie heut'! Und lachend hob er selber den ächzen den Meister Caspar vom Boden auf führte ihn in die Arme der weinenden Thekla, die vor Freude, Schreck und Mitleid sich schier nicht fassen konnte, und sagte zu dem Meister, ihm die Hand drückend „Nit grollen, Meister Caspar, war nit bös gemeint von mir, ging aber nicht anders! Seht zu, wie Euch Frau Thekla — Gott befohlen! heimbringt Frau Thekla beeilte sich, ihren Gatten aus dem Saale zu bringen, und während das Ehepaar nach Hause fuhr wurde droben im Schlosse das Nachspiel beendet, das dem Melchior schlimm genug bekam Jeder erhielt die Fünfzig auf die linke Fußsohle vollzählig verabfolgt, hernach ließ ihnen der Pfleger, dem Melchior auf der linken, dem Balthasar auf der rechten Gesichtsseite, Haar und Bart ganz kahl wegscheeren, „um sie von nun an auseinander zu kennen“ und sie dann zum „Föhrenschacherl“ bringen, wo ihnen be¬ deutet wurde, sich in den Gemarkungen 111 der Herrschaft und Stadt Steyr nicht mehr blicken zu lassen. Der Melchior und der Balthasar machten sich denn auch, so schnell es ihre wunden Füße erlaubten, aus dem Staube und niemand hörte mehr etwas von ihnen Der „breite“ Thomas wurde in's Verließ im Schloß geworfen, da aber Meister Caspar gar sehr für ihn bat, sah ihm der Pfleger die Strafe für seinen gefährlichen Jähzorn nach. Meister Caspar und Frau Thekla die recht demüthig gegen ihren Eheherrn war, zankten sich nicht lange über den für Meister Caspar so unheilvoll ge¬ wordenen Ungehorsam seiner Frau, ja, der Klingenschmied zahlte willig der Crescenz und dem Thomas den ihnen für das Fortschaffen der betrunkenen Brüder von Frau Thekla versprochenen Lohn, und als Meister Caspars Füße Paar heil waren, machte das dankbare und Hochzeit, welche der Klingenschmied seine Frau auf eigene Kosten ausrichteten Auch der Pfleger und der Stadtrichten wie erschienen dabei zu Gast, „weil“ zum der edle Herr Irenfried lachend sehr Stadtrichter sagte, „es doch wohl was erfreulich und ergötzlich sei zu sehen, Gutes sie nun doch wohl gemeinsam gestiftet haben, die drei feindlichen Brüder „Der Caspar der Melchior und der Balthasar!“ 8

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