Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

die er den Befehl ertheilen konnte, streitenden, sich balgenden Brüder zu trennen, und die Klingenschmiedin einzu¬ lassen befahl, deren mittlerweile erfolgte Ankunft ihm eben gemeldet wurde. „Seht da, was Euere Neugierde Sonderbares geschaffen hat, Frau“ sagte Herr Irenfried mit strenger Miene, aber noch lachendem Blick zu ihr, die scheu und unvertraut die drei Buckligen von der Seite musterte und nur einstweilen froh war dass ihr Gatte lebte, „vorerst sucht Euch Euern Mann heraus aus den Dreien, dann wollen wir weiter reden die merkwürdige Sache!“ über Es wurde fast lautlos still im Saale als der Pfleger diese Worte sprach und aller Augen richteten sich auf die Klingen¬ chmiedin, die ihre Angst und Scheu rasch überwand und mit einem Knix lächelnd zumPfleger sagte: „Wird wohl leicht genug sein, das, gestrenger Herr Pfleger, kenn' ihn ja doch, natürlicher Weis' Und sie wandte sich den drei Buck¬ ligen zu, welche von den Söldnern ge¬ halten und am Sprechen und vorwitzigem Thun durch gar unsanfte Püffe und Stöße gehindert wurden, und besah sich die Drei genau. Aber es vergieng eine geraume Zeit und die Klingenschmiedin sah noch immer die Drei an, ihre Mienen wurden mmer gedrückter, ihre Blicke immer hilf¬ loser und ängstlich fragend, bittend, sah sie endlich den Pfleger an. „Nun, Frau, sagte dieser, der sie genau beobachtet hatte, „welcher ist Euer Mann? „Ich weiß es nicht, ich kann es nicht ergründen, Gott steh' mir bei“ erwiderte die Klingenschmiedin tonlos, „ich wage keinen sicher als den Caspar zu bezeichnen! „So seht doch nochmals hin“, befahl der Pfleger und sah den Stadtrichter an, als wollte er sagen: „Ei, wenn die ihren Mann nicht erkennt, kann man von uns doch nicht gut verlangen, wir ollen den Meister Caspar da heraus¬ — finden jeder Vorwurf ist von uns genommen!“ Die Klingenschmiedin hatte indeß noch¬ 109 mals die Drei angesehen, wieder vergebens, die Aehnlichkeit war zu groß! Aber sie war ein Weib und schlau, der würde sich chon selber melden, der ihr Mann war, und sie stellte sich nicht weit vor die Drei hin, breitete die Arme aus und rief gar ängstlich und gar zärtlich: „Caspar, mein guter Mann, komme und befreie mich von dieser Qual, Caspar, komm’ her!“ Wie ein Blitz durchzuckten diese Worte die drei Buckligen, welche, aufmerksam auslugend, den Vorgängen gefolgt waren, und mit schier übermenschlichen Kräften rissen sie sich von ihren Peinigern los, stürzten mit wahnsinnigem Freudengeheul auf die Klingenschmiedin zu, umarmten ihren Zärtlich¬ ie, erdrückten sie fast mit um die Wette: keiten und schrieen dabei — kennst par „Thekla, ich bin der Cc Ich bin Dein Du mich denn noch nicht Mann, der Klingenschmied, theures Weib besinne Dich doch! Die Klingenschmiedin stand wie eine Bildsäule da und rührte sich nicht, sie schien zu Stein geworden zu sein, wie einst Loth's Frau, nur ihre verzweifelten Blicke irrten hilfesuchend vom Pfleger zum Stadtrichter und wieder zum Pfleger, die erst recht verdutzt dareingesehen hatten, dann aber aufbrüllten vor Lachen, ob der possierlichen Sprünge und Geberden der drei Buckligen, und sie lachten und lachten mit den Anderen herum in der Runde, daß es so eine Art hatte. Endlich schien dem Pfleger die Sache aber doch zu bunt zu sein, ein Wink von ihm, und die Söldner befreiten die geängstigte Klingen¬ schmiedin von ihren stürmischen Verehrern und trieben dieselben mit Gewalt in einen Winkel des Saales wo das Gezänke der Drei kein Ende nehmen wollte. , meinte „Also, so geht's auch nicht der Pfleger, sich zum Ernstsein zwingend, „aber ich vermeint' doch, liebe Frau, ein Zeichen muss es geben, woran Meister Caspar sich erkennen ließe? Was trug denn Euer Mann für Kleidung, als er gestern Früh aus dem Hause ging?“ „Das weiß ich wirklich nicht zu sagen, gestrenger Herr Pfleger“ sagte Frau

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