108 fast, der leibhaftige Gottseibeiuns foppt uns am hellen Tag!“ Und der Rottenführer schlug, wie Abends vorher der Fischer, das Zeichen des hl. Kreuzes, um sich vor dem Teufel zu schützen, den er in dreifacher Gestalt drunten in der Wachstube wähnte. Dem Stadtrichter wurde sehr schwül zu Muthe— jetzt war er der Sorge um das Leben Meister Caspars los und nun waren mit einemmale sogar drei Klingen¬ chmiede da! Plötzlich kam ihm aber ein guter Gedanke Ei, was für ein Strohkopf seid Ihr doch!“ sagte er zum Rottenführer und legte ihm wohlwollend amtsmäßig die Hand auf die Achsel, „seh' es schon muß überall selbst eingreifen, soll das Richtige geschaffen werden — der Meister Caspar ist der der aus dem Wasser gezogen wurde! Muß also jetzt noch nasse Kleider haben, werden in den paar Stunden in der feuchten Stube drunten gewiß nicht trocken geworden ein!“ „Stimmt schon, Herr Stadtrichter, hab mir das auch gesagt, wie alle drei schrieen, sie wären jeder der Klingen¬ chmied, aber „Aber?“ fragte der Stadtrichter ver¬ wundert. „Ja — aber! Gottes Blitz — haben ja alle Drei waschelnasse Kleider, dieweil die anderen Zwei von der Wache, um sie zu ernüchtern, am Herwege tüchtig in die Steyr sind ge¬ taucht worden! Und fast triumphirend sah der Rotten¬ führer den Stadtrichter an, der förmlich zusammenknickte, denn mit seiner Weis¬ heit war es zu Ende. Er wollte nur noch selber nach den drei Buckligen sehen, vielleicht erkannte er den Klingenschmied heraus, aber ehe es dazukam, war auch schon ein Bote aus dem Schlosse da und vermeldete ihm, daß der gestrenge Herr Pfleger, der die Geschichte Meister Caspars und seiner Brüder bereits zeitlich Morgens erfahren hatte, sogleich den Stadtrichter, die drei Buckligen und den Thomas zu sprechen wünsche. Um die Klingenschmiedin habe der Pfleger schon geschickt, damit sie nach dem Schlosse käme. „Auch gut“, dachte der Stadtrichter mit einem Seufzer der Erleichterung, „soll der Pfleger sein Licht leuchten lassen — wird Augen machen zu dem Spuk! Und er befahl, die drei Buckligen und den Thomas ins Schloß hinauf zu bringen, wohin auch der Stadtrichter sich begab, ohne seine drei merkwürdigen Gäste vorher auch nur gesehen zu haben er wollte seinen Ruf als scharf¬ blickender Richter nicht in Gefahr bringen. Und so standen denn bald nachher der Stadtrichter, Meister Caspar und seine Brüder und der „breite“ Thomas or dem landesfürstlichen Pfleger der Stadt Steyr, der mit großer Aufmerk¬ amkeit die feindlichen Brüder musterte. Aber auch er war nicht im Stande aus ihnen den Meister Caspar herauszufinden. „Ein gar seltsam' Spiel der Natur“ sagte er sinnend zum Stadtrichter gewandt, „und gar wunderlich sind die Zufällig¬ keiten, so daß hier eins wirklich drei ist! Meister Caspar tretet vor! Kaum war der Befehl gesprochen, packten sich die drei Buckligen an den Armen, den Gewändern und wo immer es nur gieng und zerrten sich zurück so einer vor wollte und schrieen um die Wette, daß es nur so im Saale gellte. „Hier —.hier — ich bin der Meister Caspar — gestrenger Herr Pfleger, der ügt — die lügen, sie wollen mich ver¬ derben, die Elenden — der Klingenschmied binich — ich bin der Caspar! Und dabei pufften sie auf einander los ackten sich bei den Haaren und den Schnurrbärten, die sie alle ganz gleich trugen, und keiner kam von dem Flecke los, wo sie sich in einander verkeilt hatten. Herr Irenfried lachte hell auf und der Stadtrichter mit ihm, und auch die Söldner und der Zeugwart, die da her¬ umstanden, lachten mit — das Bild war zu läppisch, zu sonderbar, um dabei ernst zu bleiben. Das dauerte eine gute Weile, ehe der Pfleger sich so weit faßte, daß
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