Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

noch zeitlich genug — wir wollen jetzt Gott befohlen! Ruhe haben — Und so legten die Fischer, die froh waren, vorderhand weiteren Scheerereien enthoben zu sein, Meister Caspar, weil eben da noch Raum war, zwischen den Melchior und den Balthasar auf die Bretter des Schlafgestelles der Wachstube, ahen noch einen Augenblick sehr entsetzt auf die drei nassen, fast ganz gleich ge¬ kleideten und sich so vollkommen ähnlich ehenden Buckligen, bekreuzigten sich, um vor diesem Teufelsspuk Ruhe zu finden, giengen eilends ihrer Wege. und Bald herrschte, soweit das Geräusch der Schlafenden sie nicht störte, tiefste Ruhe in der Wachstube im Rathhaus zu Stadt Steyr V. Auch der Stadtrichter hatte in dieser Nacht wenig Erholung finden können denn er grübelte meist über das Schicksal Meister Caspars nach, dem er recht wohl gesinnt war, und konnte sich nicht genug über die Sache verwundern. Der „breite Thomas mußte bestraft werden, das war dem alten Herrn klar, der hatte, gelinde gesagt, Menschen getödtet. im Jähzorn einen Und die zwei Buckligen, der Melchior Je nun, die trugen und der Balthasar? Benehmen eigentlich durch ihr freches Freilich, Base Thekla Schuld an allem. freizusprechen. Meister war auch nicht ganz Caspar würde sie ja auch nicht gleich erschlagen haben, hätte er erfahren, daß ie aus übergroßer Neugierde und wohl auch aus Mitleid seine Weisungen mi߬ achtet hatte, denn schließlich war Meister Caspar sehr friedfertiger Natur und dann, hm, Frau Thekla war auch nicht grad chwächlich von Gestalt — Thätlichkeiten wären daher keine entstanden! Ein wenig —„na, der hält nicht häuslicher Zwist, lang an, sagte sich der Stadtrichter und der mußte es ganz genau wissen, denn seine Ehehälfte gehörte just auch nicht in die Abtheilung jener Frauen, die wegen fast übermenschlicher Duldsamkeit und allzugroßem Gehorsam dem Manne gegenüber Hoffnung haben, dereinst als 107 Martyrerinnen der Ehe verehrt zu werden. So ein kleiner Dämpfer konnte daher auch der Frau Base nicht schaden, freilich, der arme Caspar! Am anderen Morgen war der Stadt¬ richter sich noch nicht recht klar darüber, was zu geschehen habe, als ihm der Rottenführer auch schon meldete, aus den zwei Buckligen seien drei solcher Schönheiten geworden, die sich eben jetzt untereinander stritten und rauften, denn jeder wolle der Meister Caspar, der Klingenschmied, sein. Der Stadtrichter athmete erleichtert auf, als er hörte, daß Meister Caspar gerettet worden sei, merkte aber sogleich daß des Caspars saubere Brüder dem Klingenschmied aus Neid und Rache einen Possen spielen wollten damit, daß sie sich für den Meister ausgaben. „Der Klingenschmied ist der von den Fischern gebrachte Bucklige“, sagte nun der Stadtrichter mit überlegenem Lächeln, „er ist daher recht leicht zu kennen, den führt mir nur gleich her!“ Der Rottenführer drehte verlegen die Blechhaube zwischen den Fingern und zuckte vielsagend die Schultern. „He, was soll's?“ fragte der Stadt¬ richter, der ihn nicht verstand. „Ist verdammt schwer, Euerem Befehl nachzukommen“, sagte zögernd der Rotten¬ führer, „wir kennen die drei nicht mehr auseinander!“ „Was, nicht von einander kennen, was heißt das?“ schrie der Stadtrichter, trotz Gicht und Reißen wie ein Ball vom Stuhle aufschnellend, „seid Ihr denn blind? „Beileibe nicht, seh' wohl besser wie der Herr Stadtrichter“, sagte der Rotten¬ führer, „aber die drei sehen einander ganz gleich, aber ganz gleich, kann's nicht schildern! Ist eins, dreimal hingestellt! Bin auch nicht taub, denn ich höre drei Stimmen, klingt aber nur ein Ton heraus, haben jeder ganz gleiche Geberden, die Kleidung hat jeder vom Klingenschmied, sagt der Jobst, der ab und zu beim Klingenschmied verkehrt kurz, Herr Stadtrichter, ich vermeine

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