in Johannesburg, dessen Geschützgießerei Ende April durch eine Explosion zerstört worden war, welche nach allgemeiner Ansicht in Johannes burg zurückgebliebenen Engländern zur Last fällt. Am 5. Juni endlich zog Lord Roberts nack einem ziemlich heftigen Scharmützel in Prätoria, der Hauptstadt Transvaals, ein. Hart vor der formellen Uebergabe Prätorias zogen sich Präsident Krüger und Präsident Steyn mit dem Buren¬ heere nördlich in die Magaberberge, sowie in die unzugängliche Gegend von Lydenburg zurück, um von dort aus den Guerillakrieg gegen die Engländer zu organisiren. Daß durch alle diese Vorgänge der Muth der Buren noch keineswegs gebrochen, daß vielmehr die tapferen Söhne des Oranje=Freistaates und Transvaals den Kampf gegen die Engländer noch am Schlusse der Berichtsperiode nicht aufgegeben hatten, beweisen die am 31. März erfolgte Gefangennahme eines englischen Bataillons bei Lindley und einige weitere erfolgreiche Gefechte der Buren gegen die Engländer in der zweiten Hälfte Juni. Die Ereignisse in Capland im Oranje¬ Freistaate und in Transvaal haben auch eine Ministerkrise in Capland hervorgerufen. Nach dem Rücktritte der dem Afrikanderbunde ange¬ hörigen Minister Merriman, Sauer und Dr. A. Water, und nachdem es dem Minister¬ präsidenten Schreiner nicht gelang, das Ministerium in seinem Sinne zu completiren gab das gesammte Ministerium Schreiner am 13. Juni seine Demission, welche vom Gouverneur Milner auch angenommen wurde. Am 18. Juni war das neue Ministerium unter dem Präsidium Gordon Sprigg's, des Führers der englischen Opposition, organisirt; das neue Ministerium ist einheitlich burenfeindlich. Außer dem Kriege mit den Buren be schäftigte die Engländer auch der im April 1900 mit großer Heftigkeit ausgebrochene Aufstand der Aschanti, der bis Ende der Berichtsperiode noch nicht unterdrückt war, und dessen bedeutendste Episode die zu dieser Zeit noch nicht aufgeho¬ bene Einschließung des Forts von Kumassi bildet. Noch bevor General Kitchener nach Süd¬ Afrika berufen wurde, um dort vereint mit Lord Roberts den Versuch zu machen, das Kriegsglück zu Gunsten der seitens der Buren von einer Niederlage zur anderen getriebenen Engländer zu wenden, war es ihm vergönnt, einen letzten entscheidenden Streich gegen das ver prengte Prophetenthum zu führen. Oberst Wingate hatte von Kitchener die Aufgabe übernommen, am Oberlauf des Nils die Ueber¬ reste jenes einst so gewaltigen Heeres aufzusuchen welche dem Blutbade von Omdurman entronnen Nach einer aus Kairo stammenden waren. Depesche der Reuter'schen Office vom 25. No¬ vember 1899 wurde nun Abdullahi, der „Khalis des Mahdi“ und des letzteren Nachfolger — das 93 Volk selbst nannte ihn den „neuen Mahdi“ von Wingate angegriffen, sein Heer vernichtet, er selbst im Kampfe getödtet. Asien. Nächst den kriegerischen Ereignissen in Süd¬ Afrika müssen wohl die Palastrevolution in China und die darauf folgenden grauenvollen Er¬ eignisse, welche die Politiker euphemistisch die Wirren in China nennen, das größte Interesse der civilisirten Nationen in Anspruch nehmen. Die europäischen Großmächte, welche es ruhig mit angesehen wie eine unter ihnen ein stolzes, heimatliebendes, tapferes Volk, das Gut und Blut zur Ver¬ theidigung seiner Rechte und seiner Freiheit einsetzte, um Goldes wegen vergewaltigte, stehen unmehr selbst schier rathlos einer Vergewaltigung gegenüber, welche ihre im Reiche der Mitte ansäßigen Bürger mit dem Untergange bedroht. Die vielen sich widersprechenden Meldungen über die Ereignisse in China ließen bis zum Schlusse der Berichtsperiode noch keinen klaren Blick über den eigentlichen Stand der Dinge in China ge¬ winnen; soweit möglich, wollen wir aber hier dennoch den Verlauf der chinesischen Wirren bis Ende Juni 1900 zu schildern versuchen. Die ersten acuten Anzeichen der Ereignisse, von denen nunmehr die europäischen Großmächte überrascht wurden, kann man füglich auf jene Palastrevolution zurückführen, durch welche Ende (24.?) Jänner 1900 der fremdenfreundliche Kaiser Kwangsu zur Abdankung gezwungen wurde und die Kaiserin=Witwe wieder die Regierung Damals war wohl zweifellos an sich riß. seitens der Kaiserin=Witwe und einiger ihrer Rathgeber auch die Ermordung des Kaisers ge¬ dank dem Widerstande anderer, plant gewesen — besonnener Rathgeber und der geräuschlosen Intervention von fremder Seite unterblieb zum Glücke die Mordthat. Die im Mittelpunkte der des Witwe genannten Palastrevolution stehende die Fong, 1861 verstorbenen Kaisers Hieng¬ fremdenfeindliche, jetzt 65jahrige Kaiserin=Witwe nach der erzwungenen Abdankung Tsuhsi ließ Kwangsu's durch diesen selbst den aus einem Nebenzweige der kaiserlichen Familie stammenden elfjährigen Prinzen Put=Sing, einen Sohn des bis dahin gänzlich unbeachtet gebliebenen Prinzen Tuan, zu Kwangsu's Erben und sich Nachfolger (Kronprinzen) ernennen, und neuerdings als Regentin proclamiren. Als Be¬ rather, aber gleichzeitig auch als Rivalen standen ihr bei Durchführung des Staatsstreiches ihr Schwager Prinz Tsching und ihr Neffe Yunglu zur Seite. Ersterer war Präsident der obersten Rechnungsbehörde und Generalissimus sämmt¬ licher Truppen, letzterer Höchstcommandirender der Nordarmee. Ersterer trat nach gelungenem
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