noch die Aufgabe ob, dem Sohne, der jeder Schürze nachlief, den Text zu lesen Trostlos, ganz in Thränen aufgelöst blieb Clarazurück. Kummer, Aerger, Verzweiflung kämpften bei ihr um die Oberhand. Wie lange sie so gesessen wußte sie nicht. Schwere Schritte, die sich der Laube näherten, zwangen sie, sich aufzuraffen. Hans, der alte Haus¬ knecht, welcher das Gnadenbrot im Hause □ erhielt, kam mit einem der ominösen Schriftstücke in der Hand, die oftmals die Herzen höher schlagen machen. Als er das junge Mädchen, das ihn an sein eigenes verstorbenes Kind er¬ innerte, und das er immer wohl leiden nochte, so verstört vor sich sah, wurde ihm ganz weich ums Herz und er vergaß, warum er eigentlich hergekommen war. „Armes Fräule,“ sagte er in seinem urwüchsig schwäbischen Dialecte, „was ischt denn g'schehe? Hat's e mal wieder 57 eDonnerwetter abg'setzt? Jo sehe Sie mit dene Stütze hat's no nie gut thue bei uns im Haus. So e Stütz ischt net Fisch und net Fleisch; sie dienet net und ischt doch g’rad so guet im Dienst wie an Anders au! Wann i Sie wär, no ging i scho lieber heim, wenn Sie no Eltern habe und net z'diene brauche. D' Heimet ischt's Best für a blitzsaubers Mädel wie e's ischt!“ S 2 Die Theilnahme des guten alten Mannes, die von Herzen kam, that ihr wohl; doch trösten konnte sie dieselbe nicht. Der Alte wußte ja nichts von dem häßlichen Argwohn, welcher auf ihr ruhte. Doch streckte sie ihm dankbar die Hand hin und versuchte unter Thränen hervor zu lächeln. „I hätt' schier vergesse, Ihne des Telegramm zu gebe, vielleicht bringt's gar was Gut's.“ Mit diesen Worten überreichte er ihr
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