Die Tiebe eines Sohnes. S chicken. „Wozu soll ich ihm das schreiben?“ as letzte Fünftel des vorigen pflegte er zu sagen, „helfen kann er uns Jahrhunderts bietet den Schau¬ doch nicht und ich mache ihm nur das platz unserer kleinen Erzählung. 9 1 Herz schwer. Ein Soldat soll aber immer Am Bache zu Grinzing stand munter sein, ein trauriger Soldat ist nur damals ein kleines bescheidenes Häuschen, ein halber Soldat.“ in welchem ein alter Weinhauer wohnte Jetzt konnte Thomas seinem Sohne Der Mann war ehedem wohlhabend, reilich die wahre Sachlage nicht länger seinem älteren Sohne eine für 8 hatte verbergen und der wackere Bursche war Stand stattliche Aussteuer gegeben einen von den Mittheilungen, die er empfing hielt Knechte und Mägde und konnte aufs Tiefste erschüttert, denn er hatte also getrost zusehen, als sein zweiter immer mit kindlicher Zärtlichkeit an seinem Sohn, der jugendlichen Lust folgend, Vater gehangen. unter die Soldaten ging“. Als er nun vollends erfuhr, daß Seit ein paar Jährchen hatte sich auch das bißchen Habe, welches noch aber Alles ganz traurig geändert, lang¬ übrig geblieben war, der Strohsack, die wierige Krankheiten, Mißwachs, Seuche paar Pölster, auf welchen der alte Vater unter dem Vieh, Alles wirkte zusammen, einen Gliedern Ruhe gönnte, durch die um den biederen, alten Weinhauer sammt Gläubiger bedroht seien, da wollte es einem älteren Sohn zugrunde zu richten. ihm schier das Herz zersprengen und mit Das Maß schien dem armen Manne langen Schritten maß er die Stube voll, als der Tod ihn plötzlich eben Da schien ihm plötzlich ein glücklicher dieses Sohnes beraubte und doch war's Einfall gekommen zu sein. „Vater!“ rief noch nicht voll. Die Schulden hatten r, „diesmal kann ich Euch helfen.“ eine Weingärten, sein Häuschen ver¬ „So! Du?“ frug der Alte etwas un¬ chlungen; da, wo er sonst als Herr ge¬ gläubig, da er bei aller guten Meinung bot, wohnte er jetzt zur Miethe und von seinem Sohne doch nicht glauben mußte sammt seiner Schwiegertochter mochte, derselbe habe sich von seiner suchen, sich durch Taglohn zu ernähren. Löhnung ein erspartes Sümmchen bei In dem Augenblicke, wo wir ihn Seite gelegt. kennen lernen, ist der arme Mann aufs „Ja, ich,“ sagte Hans mit Zuversicht, Tiefste gebeugt. Seiner kranken Schwieger¬ aber eine kleine Unannehmlichkeit müßt tochter wegen, der er treu zugethan war, Ihr Euch dabei schon gefallen lassen.“ hatte er sich wieder in Schulden ein¬ „Wenn man eine große Unannehm¬ lassen müssen und wegen einer Summe ichkeit gegen eine kleine umtauscht, ist von zwanzig Gulden sollte ihm der letzte immerhin Gewinn,“ meinte der Alte. Rest seiner Habe genommen werden. „Ich will Euch ganz einfach sagen, Da kam unerwartete Freude in die was es ist,“ versetzte Hans; „einer meiner onst so traurige Stube des Hauers. Kameraden hat mir anvertraut, daß er Hans, sein Sohn, welcher dem Kaiser die Absicht habe, morgen zu desertiren: diente, war mit seinem Regiment in Wien er hat mir den ganzen Plan mitgetheilt eingerückt und überraschte nun seinen und mich aufgefordert, mit ihm durchzu¬ Vater. gehen. Nun mag ich aber meiner Fahne Von all dem Unglück, das den armen nicht untreu werden und so geht der Mann betroffen hatte, wußte Hans nichts Mensch allein.“ den Tod seines Bruders ausgenommen. Hans hielt inne, etwas verlegen, wie Der alte Thomas vermied es nämlich es schien. Das, was er noch hinzufügen immer, ihm schlimme Botschaften zu
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