Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

44 quitt! Aug' um Aug', Zahn um Zahn! hastung, ohne Uebereilung. Des Anderen Dein Sohn hat wieder wett gemacht, was Schicksale stürmen dahin wie ein Berg¬ Du verschuldet. Unsere Rechnung ist nun trom, den die Lawinen geboren, dem sich ausgeglichen. — Willst Du mich wieder Felsenarme entgegenstrecken, seinen Lauf in Gnaden aufnehmen und mir jedes zu hemmen, der, je größer er anschwillt, Unrecht verzeihen, das ich Dir in Ge¬ in wilden, unbändigen Stürmen und danken angethan? Brausen immer mehr Unheil verbreitet, „O, nicht so viel Umständ', Lenz! bis endlich der letzte gigantische Anprall Loni und ich, wir haben dafür umso überwunden, seine Kraft gebrochen ist, besser Freundschaft gehalten, wenn Du und er dann groß und majestätisch im auch kein Wörtel davon gewußt hast.“ reiten, geebneten Bette in ruhiger Noch in derselben Nacht erfuhr der Wanderschaft seine Fluthen dem Meere Lenz von Loni's verstohlenem Streifzug zuträgt. Wohl Dem, der den Kampf in in das feindliche Gebiet. einem Innern, den Aufruhr in seiner „Die Wetterhexe,“ sagte er mit einemSeele zu bändigen wußte, der nach eigenthümlichen Lächeln auf sein so langen Jahren tückischer Selbstquälerei glücklich dem Tode entronnenes Kind o viel Herrschaft über sich gewann, die „hat immer den Kopf voll anderer Geister der Zwietracht zu bändigen und Sachen gehabt! Her mit dem Kränzel zu beherrschen. Ist's auch verstaubt und modrig, ein Wir Alle sind ja sündige Menschen. Wahrzeichen soll es Euch immer sein Der Eine sündigt auf diese, der Andere Das Unkraut ist überall schöner anzu¬ auf jene Weise. Und für Alle hat Gott sehen, als wenn es auf Euren eigenendas gleiche Erbarmen, wenn sie ihre Feldern wächst!“ Fehler bekennen, bereuen und ein anderes * Leben beginnen. * * Gerechtigkeit und Milde steht wie mit In der Tölzer Pfarrkirche drängten leuchtender Schrift auf seinem Sternen¬ sich die Leute, wer keinen Platz mehr banner geschrieben, und wer darnach bekam, mußte draußen stehen bleiben. handelt, den wird der Herr, wenn auch Das Brautpaar Loni von Haidach auf Umwegen, so doch sicher an sein Ziel und der Brunnhuber Franz war eben geleiten! eingesegnet worden, und klar und ver¬ Möge das Brautpaar, das auf so ständlich drang die Stimme des Geist¬ eltsame Weise sich gefunden, auch diese lichen auch zu den entfernter Stehenden, beiden Worte beherzigen in allen Lagen o daß Jeder seine Worte deutlich ver¬ hres Lebens und Gott stets vor Augen nehmen konnte: haben, daß sie in all ihrem Thun und „Wunderbar sind die Wege des Herrn, Schaffen allezeit das Rechte wählen, daß die er uns führt. Des Einen Schicksale nie die Stimme des Hasses den Mahnruf verlaufen still und friedlich wie der Bach gütiger, milder und weiser Beurtheilung der unter Blumen dahineilt, seinem Ziele übertönt, daß Liebe und Menschenfreund¬ und seiner Auflösung entgegen. Keine lichkeit, auch wo sie anscheinend nicht am Wolke hat sein Wässerchen getrübt, kein Platze sind dennoch die Oberhand ge¬ Hinderniß sich ihm entgegengestellt, er winnen — auf daß der Friede über Euch weiß nichts von Kampf und Ueberstür¬ weile, von heute an bis an die fernsten zung, friedlich war sein Lauf, ohne Ueber¬ Tage Eures Lebens!“

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