Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

35 will Dich lehren, daß auch hinter unsern Alles an sich schließen in überwältigen¬ Mauern das Glück und die Liebe blühen, dem Drang der Freiheit, in stürmischer, und zum Zeichen der nun geschlossenen unbändiger Liebe und Aufrichtigkeit!“ Freundschaft geb’ ich Dir dieses „Nicht so laut,“ mahnte Loni; „kein Sträußchen!“ Mensch darf uns sehen, keine Seele darf Er brach von einem wilden Rosen¬ uns ahnen. — Der Vater, wenn er das trauch, der sich über den Zaun empor¬ wüßte, würde morgen Früh bös mit mir umspringen. rankte, ein paar Zweige ab, fügte roth¬ — Und doch, wenn man es bedenkt, ist es denn ein so großes glühende Nelken hinzu und reichte sie dem Mädchen. Unrecht, mit einem vernünftigen Menschen Erröthend nahm Loni die Blumen ein vernünftiges Wort zu sprechen? 6 S 8 2 8.20 K ∆5 5 S WM GE an sich: „Auf Wiedersehen!“ rief er ihr Ich komme mir vor wie eine Gefangene noch nach, als sie mit „Tiger“ im Innern Der Tiger und unsere Katze haben mehr Gartens verschwunden war. des Freiheit als ich; die schwärmen draußen Die Reben aber blieben für diese umher, so lange es ihnen beliebt, und Nacht verwettert und lose am Zaune kein Mensch fragt sie, wohin sie gehen. hängen. Mir aber ist Euer Haus und Alles, was Die Uhr in der Schlafkammer des um dasselbe herum ist, aufs Strengste Lenz von Haidach hub mit gewaltigem verboten worden, seit meiner frühesten eln zum elften Schlage aus. Ras Jugend, als triebe bei Euch der böse Sonst war der Bauer um diese Geist sein Unwesen und könnte mir mit Stunde schon längst über den ersten einem Gifthauch die reine Seele trüben!" Schlummer hinweg; aber heute saß er „Das soll nun anders werden, Loni noch gestiefelt und gespornt am Fenster, wenn Du Vertrauen zu mir hast. Ich 34

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