Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1901

und Walther. „Ich fühle, daß es mit mir zu Ende geht.“ Sie müssen nicht so schwarz sehen Holdheim,“ sagte der Arzt ermuthigend, obwohl ein Blick ihn überzeugt hatte daß ein Sterbender vor ihm lag. „Nein, nein, Doctor, ich weiß es, meine Stunden sind gezählt. Doch ich muß, ehe ich sterbe, mein Gewissen er¬ leichtern.“ „Haben Sie so Schweres auf dem Gewissen?“ fragte der Arzt. 2 verachten, wenn „Sie werden mich Sie es gehört haben, aber verdammen Sie mich nicht allzusehr. Wissen Sie, was der Neid, die Eifersucht aus einem Menschen machen kann? Leibhaftige Teufel, die vor keiner That zurückschrecken. Sehen Sie mich nicht an, als ob ich irre redete, es ist leider nur zu wahr, was ich sage Das Glück eines Menschen habe ich ver¬ nichtet, eines Menschen, der mir nie etwas zu Leide gethan hat, als daß er besser war als ich. Hören Sie es. Philipp 29. Jansen ist unschuldig, denn ich war es, der die Banknoten stahl und in seine Tasche steckte. Entsetzt war der Doctor emporge¬ prungen: „Um Gottes Willen, Mensch,“ rief er, „Sie reden irre!“ „Nein, nein, es ist so. Ich wußte nicht, was ich that. Ich hörte, wie er ausgezeichnet werden sollte, ohne daß man meiner im Geringsten gedachte; und da ergriff mich der Neid der furchtbare Neid, und ich that, was ich in wenigen X60 — * — — Mansenschlfliste Stunden bereute. Aber dann hatte ich nicht den Muth, mich selbst als Thäter anzugeben und so ließ ich es geschehen, daß Philipp Jansen ins Gefängniß wanderte. Es ist jetzt keine Zeit,“ sagte der Doctor in furchtbarer Erregung, „Ihnen Vorwürfe zu machen wegen dieser unge¬ heuerlichen That, sondern jetzt heißt es, gutzumachen, was gutzumachen ist, so lange es noch Zeit ist.“ „Das ist ja mein sehnlichster Wunsch,

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