glühender Neid und rasende Eifersucht hatten seine Seele ergriffen. Holdheim hatte den bescheidenen und strebsamen Jansen nie leiden können, in dem Augen¬ blick, als er von dem Glück des Collegen hörte, haßte er ihn, und derselbe Augen¬ blick ließ einen teuflischen Plan in seiner giftgeschwollenen Seele reifen. Schnell wie der Gedanke an die verbrecherische That in ihm aufgetaucht war, hatte er sie auch ausgeführt. Als Jansen aus dem Privatcomptoir der Chefs zurückkam die Uhr schlug gerade Fünf — war Holdheim schon fortgegangen. Freudigen Herzens, in echter Weih¬ nachtsstimmung begab auch Jansen sich auf den Heimweg. Ein berechtigter Stolz erfüllte ihn, wenn er daran dachte, welch ein Glück das Schicksal ihm bescheert hatte. Er war Theilhaber des großen Geschäftes und hatte ein verhältnißmäßig glänzendes Einkommen. Er mußte es sich recht klar machen, damit es ihm nicht wie ein Traum erschien, es war ihmja zu unerwartet gekommen. Visher war er in ziemlich bescheidenen Verhältnissen gewesen. Doch er hatte es von Haus aus nicht anders gekannt, und so hatte er zufrieden gelebt und war glücklich ge¬ wesen, als er vor Jahresfrist seine Anmi die er schon lange liebte, hatte heimführen können. Seitdem hatte ihm eigentlich zu einem Glücke nichts mehr gefehlt, so daß er zuerst kaum wußte, was er mit dem neuen, unerwarteten Zuwachs an¬ fangen sollte. Frau Anni, die immer auf die Heim¬ kehr des Gatten wartete, trat ihm aus dem Flur der bescheidenen Miethswohnung entgegen, begrüßte ihn zärtlich, half ihm den Wintermantel ausziehen und ver¬ richtete ihm jene kleinen Dienste, die an ich unbedeutend sind, uns aber sehr werthvoll erscheinen können, wenn sie uns von liebender Hand zutheil werden. Dann öffnete die kleine Frau die Thür des Wohnzimmers, und ein Strahl blen¬ denden Lichtes ergoß sich von den bren¬ nenden Kerzen des mitten im Zimmer stehenden kleinen Weihnachtsbaumes auf 23 den engen Flur und beleuchtete eine Gruppe von zwei glücklichen Menschenkindern, die sich zärtlich umschlungen hielten. meinte „O weh, mein Annerl,“ Philipp Jansen plötzlich, indem er sein Frauchen in das Zimmer führte, „da habe ich ja ganz vergessen, die Haupt¬ ache, die ich für Dich bestimmt hatte, mitzubringen.“ Also so wenig denkst Du an Deine Frau,“ erwiderte ein wenig schmollend Frau Anni. „Wenn du wüßtest, Herzlieb, woran ich zu denken hatte, dann würdest Du begreifen, daß ich alles Andere darüber vergessen mußte. Mir ist, als ob ich träume!“ „Aber was ist denn, Philipp, Du bist ja ganz aufgeregt?“ fragte besorgt die Gattin. „Und ich habe Grund dazu,“ er¬ widerte er. „Höre zu — aber Du mußt nicht glauben, daß ich scherze, oder daß ich verrückt geworden bin — nein, es —— ist Wahrheit, reine, schöne Wahrheit ch bin nicht mehr der bescheidene Buch¬ halter der Firma Eisfeld und Walther, ondern Theilhaber derselben und Pro¬ urist mit 5000 Mark Gehalt. Du zweifelst noch, Frauchen, Du kannst es nicht fassen; ja, ich glaube es Dir, es ging mir gerade so — aber komm' her, etze Dich zu mir, dann sollst Du Alles hören.“ Und nun erzählte er ihr Alles, was ihm widerfahren war, und Frau Anni aß dabei mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen und mit strahlenden Augen. „Gelt, Herzlieb,“ meinte Philipp Jansen schließlich, als er geendet hatte, „da hat es das Christkindl wirklich gut mit uns gemeint; und nun sag' mir, daß Du recht glücklich bist.“ „Glücklich, Philipp,“ erwiderte die kleine Frau, und Thräuen des Glückes tanden ihr in den Augen; ich bin ja o stolz und so selig, daß ich es gar nicht agen kann.“ *5 #4 # 2611
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