hatte der Doctor gestern gesagt. Also mußte er wirklich fort, ohne seinen Sohn noch einmal gesehen, ohne sich mit ihm ausgesöhnt zu haben. Ein undeutliches Gemurmel ließ sie plötzlich nach dem Bette hinhorchen. Er Hatte nicht der Alte gesprochen? lag ruhig da und seine Augen waren jetzt geschlossen. Die kranke Brust athmete schwer. — Schon wollte sie sich wieder abwenden, als sie ihn abermals, und zwar ganz deutlich hörte: „Ja, es hat ihn auch g'freut, mein Buam. Er is oft dabeig’wes'n und hat gar schön singa könna. — Derf ihn aber nimmer sehg'n — er hat g'sagt, daß i hn sein Lebtag net mög'n hab'. Glaubst Du das, Nanni?“ Sie trat ans Bett und legte ihre Hand auf die Stirne des Fiebernden „Bauer, was träumt Dir denn?“ fragte sie leise Er öffnete die Augen und schaute sie erschrocken an. In diesem Augenblick 21 begann draußen der Pfingstvogel □zu singen: „Wir reisen daher vom Abendstern Wohlin der heiligen Pfingstnacht. 07 „Z'Abends schlaft's net, z'Abends wehr Reisen wir daher.“ Beim Singen des Refrains hob sich eine schöne, tiefe Männerstimme besonders hervor und diese war es auch, welche den Kranken zu der Frage veranlaßte: „Kennst Du den net, Nanni?“ „Wen, Bauer?“ „Der so schön singt. — Oder is das so iatzt mei' letzte Stund', weil mir damische Sachen in Kopf kemman? Sie schüttelte das Haupt und näherte ich dem Fenster. Da draußen im Mond¬ schein stand der singende Burschenhaufe. Im Schatten aber, an der Mauer, lehnte der Maier mit dem Rückenkorbe. „Halt' her da!“ flüsterte sie diesem zu. Und er antwortete: „Thu die Eier in d'Kirm, schütt' mich aber net ab, sondern sag' mir's, wie's dem Scheib'nbauern geht?“
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