Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

8 zwei Burschen auf sie und Sabine zu um sie zum Tanze zu führen. Da legte ihr Hermann die Hand auf die Schulter und sagte in hochmüthigem Tone: „Das Dirndl g’hört vorläufig mein Schau Dir Du anders wo um a Tanzerin Lohbauer. Der also Abgewiesene blieb aber stehen und maß den jungen Zimmermann herausfordernden Blicken. mit „Dein, Hermann? Wir hab'n aber iatzt Fasching, da hat sich sunst mein und dein auf'm Tanzbod'n aufg’hört. „Bei mir nie. Damit wir aber net wieder in Stritt kemmen, wie ferd¬ dem gleich'n Tag, lass'n wir an Dirndl selber d'Wahl. — Nanni dem wem willst den Erst'n tanz'n? Mit mit dem Lohbauernsepp'n oder mit mir?“ Nanni's Herz pochte, wie nie in ihrem Leben. Sie blickte von dem nicht un¬ hübschen Lohbauern auf Hermann, dessen blitzende braune Augen ih zuzurufen schie¬ nen: „B'sinn' Dich net, Du g’hörst dock mir Und wirklich, es war ihr zu Muthe als gehöre sie mit Leib und Seele zu ihm, heute und ihr ganzes Leben lang Er war so schön, er dünkte ihr so gut, klug und stolz wie Keiner im Saale. „I tanz' nur mir Dir, wenn Du's hab'n willst,“ sagte sie denn auch, den spöttischen Blick nicht mehr bemerkend, mit welchem der Lohbauer von ihr Ab¬ schied nahm. Hermann schwenkte trium¬ phirend den Hut, dann faßte er sie um den Leib und wirbelte lustig singend mit ihr dahin. „O Gott, o Gott!“ jubelte sic immer und immer, so oft ein neuer Tanz begann. „O Herrgott, kann's denn wirkli schön sei' auf der Welt! Nie hätt so 7 glaubt.“ das Hie und da nur, wenn eine Tanz¬ pause eintrat, traf sie mit Sabine, welche sich ebenso köstlich zu unterhalten schien wie sie, zusammen. Dann drückten sie sich wohl die Hände und eine flüsterte der *) Voriges Jahr. andern ihr Glück zu. — Nanni tanzte nicht ununterbrochen mit Hermann, aber doch oft genug, um den Leuten Stoff zum Zischeln und Lächeln zu geben „Die Scheib'nbauerdirn,“ hieß es, „scheint ja schon ganz oanig z'sein mit dem sauber'n Zimmermann. Wenn er sie nur net foppt, denn zum Heirat'n is sie wohl z’wen'g bei der Tasch'n. A hübsch's Dirndl wär's schon, aber was hat er von der schön' Schüssel, wenn nix drin is!“ Gegen Abend, als die allgemeine Lust den Höhepunkt erreichte und der Wirth hereinkam, die Laternen an den Deck¬ balken anzuzünden, ermannte sich Nanni und beschloß, sofort heimzukehren. „Das thust mir net an!“ protestirte Hermann, sie an beiden Händen fassend. „Red' in ein' paar Stund'n amal davon, latzt aber geh zum Tanz!“ „Naa!“ erwiderte sie bestimmt. „I thu's weg'n dem Bauern net. Er hat g’sagt, vor der Finster muß i dahoam ein, und i mächt' mich doch net gern von eahm veracht'n lassen.“ „Kannst Du wirkli' so hartherzi' sein und mir iatzt davongeh'n, Nanni?“ fragte er, sie mit seinen braunen Augen hall lächelnd, halb vorwurfsvoll anblickend. Gerne hätte sie ihm die Hand ge¬ reicht, mit ihm weitergetanzt, heute die ganze Nacht hindurch und immerfort So war ihr im Herzen. Ihr Verstand aber rieth anders, und zumal das spöt¬ tische, zornige und — ohne alle Vorur¬ theile betrachtet — im Ganzen doch nur kummervolle Gesicht des Bauern, das vor ihrem geistigen Auge auftauchte und sie zu warnen schien, ließ sie in ihrem Entschlusse nicht mehr wankend werden. „So geh' i mit Dir,“ sagte Hermann sich den Hut auf den braunlockigen Kopf drückend und den neben ihm auf einem Stuhle stehenden Bierkrug erfassend. „Bleib Du da und mach' Dich lusti', wehrte sie. „Naa, jatzt bring' i Dir's noch amal auf Dei' G'sundheit. Und nachher weis

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