Geh, scham' Dich doch, Nanni! Schau, ermann, hat gestern wieder g'lacht der H Dich und g’moant, wannst allweil über a so furtthust wie iatzt, aft wirst bei Lebzeit'n noch heili' g’sprocha. „Der Hermann!“ stotterte Nanni ver¬ legen. „Was woaß denn der von mir? Er hat ja erst a parmal g'’red't mit mir. „O weg'n dem! Er fragt Dir nach so oft er von der Arbeit hoam kimnt und i muaß eahm nachher all'mal' ver¬ zähl'n von Dir.“ Nanni erröthete noch mehr und Sabine, welche sie eine Weile forschend betrachte hatte, lächelte verschmitzt. „I woaß net daß er gar so neugieri' wird auf oa'mal, sagte sie. „Und heut' hat er mir noch extri' auftrag'n, i soll Dich ja g’wiß mitbringa. Er is dann für heut' Dein Tanzer, Nanni. „Wenn 's aber dem Bauern net recht is, daß i auf d' Musi' geh? — I hab's Herz frei net, daß i 'hn um Verlaubniß bitt'. „Das braucht 's auch net!“ knurrte in diesem Augenblick eine Stimme hinter den Beiden. Nanni fuhr erschrocken herum und sah in das grimmige Gesicht ihres Herrn, welcher sich geräuschlos genähert hatte. „Ja, i hab' Dir gar nix einz'¬ red'n,“ fuhr er mit einem zornigen Blick auf Sabine fort. „Du kannst thun, was D' willst, wennst mit Deiner Arbeit firti bist. Nur bitt' i mir aus, daß D' vor der Finster wieder da bist, denn koan Nachzg'jaider kann i in mein' Haus net braucha. Mit diesem Zusatz verbitterte er ihr die ertheilte Erlaubniß dergestalt, daß sic unschlüssig war, ob sie überhaupt davon Gebrauch machen sollte. Stumm ah sic vor sich nieder und wies die nun neuer¬ dings in sie dringende Freundinmi einem trotzigen Kopfschütteln vonsich „Na, thu' meinetweg'n, was D' willst, sagte hierauf Sabine. I geh' iatzt und sag's dem Hermann, daß Dichder Scheib'nbauer wohl mit ließ', daß Di aber selber koa' rechte Freud' hätt'st Oder b'sinnst Dich etwa noch anders! 7 „J. — i woaß net. Kimm am Nach¬ mittag, aft sag' i Dir 's schon. Und am Nachmittag ging Nanni in Begleitung Sabinens und des Bruders derselben wirklich zur Tanzmusik. Sie hatte ihr bestes Kleid, das erdiente Jahrgewand angezogen, hatte ihr einziges, schwarz¬ seidenes Kopftuch so zierlich als möglich aufgebunden und war nun so hübsch, daß Sabine sich nicht enthalten konnte, neid¬ voll auszurufen: „O mein, jatzt siahg i 's erst, daß i und alle Andern heut' hinter Dir z'rucksteh'n müass'n! Hermann, der schmucke, stattliche Bur¬ sche, drückte ihr verstohlen die Hand und meinte: „Wahrscheiuli' werd' i heut' net lang a Tanzerin hab'n an Dir. Denn Du wirst mir ja doch bald verriss'n und i kann aft durch d' Fingern schau'n.“ Und Nanni war so glückselig, wenn auch der Stachel, welchen die unfreundlichen Worte des Bauern in ihr Herz gesenkt, sich hie und da empfindlich machte. Der alte Griesgram wußte oder wollte eben nicht mehr wissen, daß es das Recht der Jugend ist, froh und heiter zu sein. So dachte sie grollend. Und gerade ihm zum Trotz nahm sie sich vor, sich heute ein¬ mal nach Herzenslust auszujubeln. Es war das erste Mal, daß sie einen Tanzboden betrat. Schier schwindlig wurde ihr, als sie den mit Kränzen geschmückten Saal und das wildlustige Treiben in demselben schaute. Auf einer zunächst der Thüre errichteten Bühne saßen die Mu¬ sikanten mit Hörnern und Geigen und zu ihren raschen Weisen drehten sich die Paare im tollen Wirbel. Einzelne Bur¬ chen sangen und jauchzten, schnalzten mit den Fingern und stampften wohl auch den Tact. Recke frischmuntere Dirnen lachten und scherzten hier und dort und selbst derbe, alte Bauern mit Kniehosen und wuchtigen Stiefeln hatten ihre Jahre gänzlich vergessen und trampelten jodelnd im Reigen einher. Nanni hatte nicht lange Zeit, die Zuschauerin zu spielen. Schon traten
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