dienen, zumal, wenn kein Zwang dazu vorliegt. Aber sie fanden ihr höchstes Vergnügen darin, den Mann, der sie freilich nichts weniger als freundlich be¬ handelte, zu lästern, ihn im Stillen ins Pfefferland zu wünschen, wenn er kam, und ihm lange Nasen nachzumachen, wenn er ihnen den Rücken kehrte. An Sonn¬ tagen dann klagten sie ihren Bekannten die Tyrannei, unter welcher sie zu leiden hatten. Gab ihnen aber einmal Einer den Rath, sich nach anderem Dienst um¬ zusehen, dann hingen sie die Köpfe und dachten im Herzen: „Fällt uns gar nicht ein!“ Nanni war im besten Zuge, ich unter Leitung der „Schmierkatz“, wie die alte Magd nach dem Beispiel des Bauern von Allen genannt wurde, zur Köchin heranzubilden. Unter ihren nimmer müden Händen hatte auch die vorher so schmutzige Stube schon längst ein anderes Aussehen bekommen. Der Fußboden war stets blank, Bänke und Tisch sauber, die Wände weiß und die Fenster klar. Niemals mehr and man Ruß an den Schüsseln und Holzsplitter oder Eierschalen in der Suppe. Dies, sowie der jungen Dirn ruhiges Wesen lobte man. Hingegen tadelte man daß sie sich vor dem übrigen Gesinde beharrlich abschloß, und, wie die Stall¬ 5 magd hämisch sagte, nur bemüht war, sich durch ihr „wohldienerisches Gethue“ in der Gunst des Bauern, die vor ihr noch keinem Menschen voll zu Theil geworden war, immer mehr festzusetzen. Wohl knurrte er auch sie an, schalt sie des Tages zehnmal eine „zwiderne Dingin“, aber die scharfen Augen der Andern merkten längst, daß es ihm nicht sehr vom Herzen kam. Man nannte das Mädchen schlau, verschlossen, heuchlerisch. Niemand will ja die Wahrheit des Wortes, daß ein guter, verständiger Mensch keiner Verstel¬ lung bedarf, um trotzdem eigenthümlich und bewundernswürdig zu erscheinen, gelten lassen. — Nanni kümmerte sich nicht um die böse Meinung der Neben¬ dienstboten. Meistens auch nahm sie die elten verdienten Schelte des Bauern ohne Erwiderung hin; fühlte sie sich aber ein¬ mal zu hart an der Ehre gefaßt, dann stand sie ihm kecklich vor die Augen und verlangte durchaus eine ernstliche Be¬ gründung seiner Unzufriedenheit. Da gerieth er denn oft in ärgerliches Stottern, worauf sie stets halb lachend, halb vor¬ wurfsvoll ausrief: „Siahgst, Bauer, den Leut'n sollt' man nie Unrecht thun! Weil er aber als Herr des Hauses doch das letzte Wort haben wollte, nannte er sie ein „siebengescheites Weibsbild, das
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2