Der Scheib'nhofbauer. (Nachdruck verboten.) i aufs Jahr anderswo hin.“ Inzwischen I. wollten sie sich's schon recht machen und swar am Tage des heiligen wenn auch den Bauern neunmal nichts Blasius, dem großen Umzugs¬ recht sein sollte. „Der Eh’halt'n is ja tag des Dienstbotenvolkesim oa' Hund sondern Herr für eahm bayerischen Walde. Zahlreiche elber!“ Und das heute noch besonders. Schlittenfuhrwerke, mit buntbemalten Tru¬ Er geht mit seinem Weiser zum köstlichen hen und Kästen beladen, bewegten ich Mahl und dann wieder fort ins Wirths¬ von Dorf zu Dorf und hinterdrein haus, um den Rest des Tages und die tapften die Eigenthümer der letzteren, die ganze Nacht zu durchjubeln. Burschen und Mädchen, welche heuteAb¬ Doch jenes junge Mädchen, welches schied genommen von ihren Bauern, um mit seinem alten Mütterchen hinter dem sich für das künftige Jahr anderenun¬ nit einem winzigen Trühlein beladenen terzuordnen. Jeder dieser Wandernden Schlitten einherschritt durch den Schnee, hatte einen Verwandten oder Freund bei jehörte gewiß nicht zu der angeführten sich, den sogenanten „Dienstweiser“ ohne Sorte. Es sah weder fröhlich noch traurig welchen, nach alter Sitte, kein anständi¬ darein, nur ernst, wie es sich für ein ger Dienstbote umzuziehen pflegt. Der¬ Menschenkind ziemt, das zum ersten Mal selbe hat ihn in das Haus des neuen unter fremde Leute kommt, direct aus Dienstherrn zu geleiten und nimmt dafür dem armen, aber warmen Elternhause an dem festlichen Einstandsmahle Theil, heraus. Es war trotz des lebhaften wohl auch noch dessen Reste mit nach Blickes seiner dunkelbewimperten grauen Hause. Augen sehr schweigsam und nickte nur hie Dem Anscheine nach war's eine gar und da ein wenig, wenn die redselige lustige Völkerwanderung, denn zu dem Mutter etwas Besonderes vorbrachte. Geklingel der Schellen und dem Peitschen¬ Diese erzählte jetzt von dem zukünftigen geknall der Fuhrleute ließen die Burschen Dienstherrn ihrer Tochter, oder jammerte ihre schallenden Jauchzer los und die vielmehr über denselben, denn er war, Dirnen lachten miteinander um die Wette. wie sie sagte, ein gar harter, böser Mensch, In ihren Innern mochte es aber wohl bei dem es nur Wenige aushalten können. oft nicht sehr heiter aussehen, denn da Er tyrannisirt die Dienstboten und mag gab es Manche, die mit schwerem Herzen ich oft selbst nicht in seiner üblen Laune. ihre bisherigen Dienstgeber verließen und Und darum erachtet sie es als Unglück, mit noch schwererem den neuen entgegen¬ daß er gerade ihr einziges Kind die gingen. Handelte es sich doch, da der anni, von ihr zur Magd begehrt hat Wäldlerdienstbote es für eine Schande vor drei Monaten. Wäre sie keine arme hält, die bedungene Zeit nicht auszu¬ Holzhauerswitwe, die nichts besitzt als harren, um ein ganzes Lebensjahr und ein baufälliges Hüttchen und ein paar wie entsetzlich lang ist ein solches, verlebt Ziegen dazu, sie würde lieber das ganze unter Menschen, mit denen es sich schlech¬ Jahr hindurch nur trockenes Brot essen, terdings nicht auskommen läßt. Der als ihr Kind dem Scheibenbauern zur weitaus größte Theil aber war, wie von Magd geben. So aber hätten sie Beide jeher, ein Völkchen, das sich durch nichts nicht einmal das, wenn Nanni nicht bald anfechten ließ, sondern sich tröstete mit selbst etwas verdiene. der allgemeinen Redensart: „D'Welt is „Wer woaß, ob der Scheib'nbauer koa' Hennerstei', g'fallt's mir da net, gehn gar so arg is, wie d'Leut' sag',“
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