170 An diesem Tage veranstaltete der Rad¬ fahrerverein in Kirchdorf unterreger Theilnahme zahlreicher auswärtiger Ver¬ eine sein erstes Gründungsfest mit einem Radwettrennen. Am 23. Juli wurde die 74 Jahre alte Bauerngutsbesitzersgattin Therese Retten¬ steiner von Oberland auf der Gaflenzer Bezirksstraße als sie nach dem Gottesdienste nach Hause ging, von einem Radfahrer zu Boden gestoßen, wobei sie eine so schwere Gehirnerschütterung erlitt, daß sie, ohne mehr zum Bewußtsein zu kommen, drei Tage später starb. Am selben Tage wurde in Gro߬ raming in der Nähe des sogenannten Wagnerhäusels unterhalb eines Felsens am Ennsufer die stark verweste Leiche der 55 jährigen Vagantin Maria Taus auf¬ gefunden, welche vor mehreren Wochen aus dem Arreste des Bezirksgerichtes Weyer entlassen und damals mehrmals betrunken gesehen worden war. Sie war jedenfalls über den Felsen gestürzt und hatte hiedurch ihren Tod gefunden. In Steinbach feierte am 25. Juli der dortige allverehrte Pfarrer, Hochwürden Leopold Schwarzbauer, sein 25jähriges Priesterjubiläum. Mit demselben begingen das gleiche Jubiläum noch 16 Priester. darunter Stadtpfarrer Joh. E. Strobl von Steyr, Dr. Josef Schuhbauer, k. k. Professor an der Oberrealschule in Steyr, und P. Norbert Metz, Stiftscapitular von Kremsmünster und Pfarrvicar in Steinhaus. Die Orte Steinbach und Grünburg prangten im Festkleide und die Bevölkerung nahm freudigsten Antheil an dem seltenen Feste. Am Vorabende wurde bei einem großartigen Fackelzug mit Ständchen im Pfarrhofe dem Priesterjubilar Hochw. Schwarzbauer das Ehrenbürgerdiplom der Gemeinde Stein¬ bach durch Bürgermeister Eisterlehner überreicht. Indem festlich geschmückten Orte Gaflenz feierte am selben Tage der dortige Pfarrer und geistl. Rath, Hochwürden Johann Wimmer, Ehrenbürger dieser Gemeinde, sein goldenes Priesterjubiläum. Am Vorabend der Feier leuchteten Freuden¬ feuer von den Bergen. Am 26. Juli ertrank der vierjährige Knabe Johann Stockinger von in Pyrach wohnhaften Fabriksarbeitersehe¬ leuten im Ennsflusse. Dessen Leiche wurde am folgenden Morgen in der Nähe des Gasthauses „Zum Förgen“ in Haidershofen angeschwemmt aufgefunden Zum 50. Sterbetage Anton Schosser's wurde in Losenstein, wo die Wiege des oberösterreichischen Volksdichters stand, am 27. Juli die an dessen Geburtshause ange¬ brachte Gedenktafel mit einem Kranze ge¬ der chmückt. An der stillen Feier nahmen einzige noch lebende Schossersänger, der 84 Jahre alte Vorbeter Michael Böchler, und zwei alte Cameraden unseres heimat¬ Johann Putz und lichen Volksdichters, Auch Schosser's Brandtner, theil Grab am Friedhofe inSteyr wurde aus demselben Anlasse mit Kränzen geschmückt. Der achtjährige Fabriksarbeiterssohn Gregor Provinsky in Steyr wurde am 28. Juli im sogenannten Mitterwasser des Steyrflusses durch den Taglöhner Jose Schrefler vom Tode des Ertrinkens gerettet. Am 28. Juli wurde Dietachdorf bei Gleink von einem großen Brandunglücke heimgesucht. Um 5 Uhr Nachmittags gerietl ein Halmhaufen neben dem Winklmayrgute Nr. 19 der Therese Aufischer in Folge Selbstentzündung in Brand, welcher sofort das genannte Gut und sodann auch die umliegenden Häuser, und zwar das Klein¬ haus Nr. 18 des Taglöhners Anton Wieser, die Sölde Nr. 2 und eine Holzhütte des Bindermeisters Peter Wimmer, und das Dietachmayrhäusel Nr. 26 der Marie Postlbauer ergriff und in Asche legte. Am Brandplatze waren erschienen die Feuerwehren von Steyr, Gleink, Stein, Wolfern, Kronstorf und die Ortsspritze. Es verbrannten die ganze bisher eingebrachte Fechsung, viele Oekonomiegeräthschaften und Wägen, große Holzvorräthe und16 Schweine. Das Rindvieh wurde ausgebracht. Der Gesammtschade betrug bei 13.000 fl. und war durch Versicherung nur theilweise gedeckt. Mehreren armen Inwohnern ver¬ brannten Kleidungsstücke, diverse Werkzeuge und Geräthschaften. Bei Ausbruch des Brandes waren die Leute auf den nahen Feldern beschäftigt gewesen. In der Nacht zum 28. Juli ertrank der 66 Jahre alte, in Schlierbach wohnhafte Werkelmann und ehemalige Tischlermeister Caspar Jungwirt nächst der Haarmühle im Bache. Derselbe dürfte in betrunkenem Zustande am Heimwege verunglückt sein. In seinem 72. Lebensjahre verschied am 29. Juli der pensionirte Director des Gas¬ werkes in Steyr, Otto von Pettenkofer. Derselbe war in seinen jüngeren Jahren Opernsänger gewesen und mußte Anfangs der Sechziger=Jahre in Folge einer schweren Operation die künstlerische Laufbahn ver¬ lassen, auf welcher er die Anerkennung vieler berühmter Meister, wie Richard Wagner Marschner, Reisiger, Ignaz Lachner 2c., ge¬ funden. Er übernahm 1867 bei Gründung der Gasanstalt in Steyr die Direction der¬ selben, welchen Posten er bis Ende October 1893, als er aus Gesundheitsrücksichten in Pension trat, mit größter Genauigkeit ver¬ sah. Die Theilnahme an dem Ableben des allgemein beliebt gewesenen Mannes war in allen Kreisen der Stadt eine lebhafte und aufrichtige.
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