Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

F. v. Schönthan, und des verstorbenen lang¬ ährigen, verdienstvollen Säckelwartes Josef Kapfer gedacht, welche Namen in den Annalen des Turnvereines unvergänglich fortleben werden. Am selben Tage feierte der Buch¬ druckerei= und Hausbesitzer Gottlieb Bruck¬ chweiger in Steyr sein 40jähriges Be¬ rufs= und 25jähriges Geschäftsjubiläum im engsten Kreise seiner Familie. Am 8. Mai Abends stürzte der 29 Jahre alte, verheiratete und in der Waffenfabrik in Steyr beschäftigt gewesene Tischler Martin Haidinger im Hause Nr. 14 in derFabriksstraße, wo er mit seiner Gattin bei einem Collegen zu Besuch war, in Folge eines Fehltrittes so unglücklich über die letzten sechs Stufen der vom ersten Stock¬ werke in das Vorhaus führenden Treppe, daß er leblos liegen blieb. Er hatte einen Bruch der Schädeldecke erlitten, welcher seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Am selben Tage Abends wurde der 40 Jahre alte, verheiratete, aus Sierning gebürtige Gastwirth Franz Baumgartner in Kraxenthal Nr. 4 im Familien=Schlaf¬ zimmer an einem am Plafond befindlichen Lampenhaken erhängt aufgefunden. Der Unglückliche, welcher sehr exaltirter Natur war, hatte offenbar in einem Anfalle von Geistesstörung Hand an sich gelegt. Er hinterließ eine Witwe mit sechs unmundigen Kindern. Die 23jährige, in der Casinorestauration zu Steyr im Dienste gestandene Küchenmagd Cäcilie Ebner, eine Bauerstochter aus der Ramsau, starb am 10. Mai Mittags nach kurzer Erkrankung an den Folgen einer Phosphorvergiftung und einer damit in Verbindung gestandenen verheimlichten Früh¬ geburt. Am selben Tage Abends wurde der 58 Jahre alte, aus Rohr gebürtige, ver¬ witwete Knecht Adam Aigner vom Hans¬ bauerngute in Hehenberg im sogenannten Bachnerheustadel in derselben Ortschaft mit einem seidenen Halstüchel erhängt auf¬ gefunden. Derselbe war schon zwei Tage abgängig und hatte den Selbstmord jeden¬ falls im Zustande der Geisteszerruttung verübt. Ein heftiges Gewitter gieng am 11. Mai über die Gegend von Eberstallzell vorüber, wobei ein Blitz das der Sparcasse in Ober¬ plan gehörige Rapperstorfergut zu Hallwang Nr. 19 entzündete und bis auf das Mauerwerk einäscherte. Der Schade betrug circa 1800 fl. An der Localisirung des Brandes waren betheiligt die Feuer¬ wehren von Pettenbach und Ried, sowie die Gemeindespritzen von Spieldorf und Vöitsdorf. In Reichraming stürzte am 14. Mai Abends der elfjährige Volksschüler Leopold 159 Gschaider, dessen Vater Köhler im dortigen Messingwerke ist, von dem Dache einer am Bache stehenden Köhlerhütte und erlitt so chwere innere Verletzungen, daß er noch n der Nacht seinen Geist aufgab. Am 16. Mai fand in der Stadtpfarr¬ irche zu Steyr die Vermählung der Tochter Agnes des emeritirten Directors der öster¬ reichischen Waffenfabriks=Gesellschaft Karl Holub mit dem k. k. Fachlehrer Rudolf Pawlicka statt. Seit 40 Jahren war kaiserlicher Rath Med.=Dr. Johann Rabl als Badearzt in der Landes=Curanstalt in Bad Hall thätig und er genoß als ausgezeichneler Arzt und Operateur einen weit über Oesterreichs Grenzen verbreiteten Ruf. Nunmehr legte er wegen vorgeschrittenen Alters diese Stelle nieder und der oberösterreichische Landes¬ ausschuß sprach ihm in seiner Sitzung am 17. Mai für sein langjähriges, erfolgreiches und für die Curanstalt so ersprießliches Wirken den Dank aus. Anfangs August wurde Dr. Rabl vom Kaiser der Titel eines k. k. Regierungsrathes verliehen. Leider traf den beliebten und hochverdienten Mann schon drei Tage später ein schwerer Schicksalsschlag, indem dessen Gemahlin Rosine, geborene Bernard, nach kurzem Leiden aus dem Leben schied. Zum Nach¬ olger des kais. Rathes Dr. Rabl wurde dessen bisheriger Assistent, Dr. Heiden¬ thaler, ein Lieblingsschüler des berühmten Chirurgen Billroth, ernannt. Am 19. Mai verschied in Grünburg die bei der Familie Dorfwirth durch 50 Jahre ununterbrochen im Dienste gestandene Köchin Marie Kronegger in ihrem 74. Lebens¬ jahre. Dieselbe war im Jahre 1895 beim Volksfeste in Linz für ihre langjährige, treue Dienstleistung mit der silbernen Medaille ausgezeichnet worden. In Steyr starb am 20. Mai der Kanzlist der k. k. Strafanstalt Garsten und ehemalige Postbeamte Josef Höß im Alter von 58 Jahren plötzlich an Herzschlag. Zu Pfingsten, den 21. und 22. Mai, eierte der Katholische Arbeiterverein in Steyr das Doppelfest seines 25jährigen Bestandes und der Weihe seiner neuen Fahnenbilder. Die zwei neuen Fahnenbilder zeigen das Wappen der Stadt Steyr und die heilige Familie. Am Pfingstsonntag sich die Festgäste, Abends versammelten Freunde und Mitglieder des Vereines im großen Saale des Gesellenvereinshauses zu einer Vorfeier, welche schon einen äußerst animirten Verlauf nahm. Am eigentlichen Festtage, Pfingstmontag, prangte die Stadt m Flaggenschmucke und unter klingendem Spiele hielten Morgens die zum Feste nach Steyr gekommenen auswärtigen Vereine hren Einzug in die Stadt. Im Festzuge, welcher Vormittags vom Stadtplatze aus

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