Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

152 80 kr. 5% dem Reservefonde und 10% dem Erneuerungsfonde zugeschrieben, das Actien¬ capital mit 4% verzinst und dem Ver¬ waltungsrathe als Tantième 700 fl zugewiesen:der Rest per 857 fl. 88 kr. wurde auf neue Rechnung vorgetragen. Bei der Wahl eines Verwaltungsrathes wurde Eisenhändler Ferdinand Grundler einstimmig wiedergewählt. Der Verschönerungsverein in Steyr hielt am selben Tage unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Johann Redl seine General¬ versammlung ab. Im Vereinsjahre 1898 verausgabte der Verein für Reparaturen und Instandhaltung der bestehenden Anlager 640 fl. 79 kr. Die für die Stadtgemeinde ausgeführten Arbeiten kosteten 616 fl. 35 kr. welcher Betrag von derselben dem Vereine rückvergütet wurde. An Neuherstellungen wurde die Fortsetzung der Weganlage durch den Fischhuberwald bis zum Graben vor dem Ramingbache 4 in der Länge von 260 Metern und die Umgestaltung des Steiges zwischen dem Fahrwege in Sierning bis Neulust in einer Länge von 276 Metern durchgeführt, und zwar mit einem Gesammt¬ kostenaufwande von 265 fl. 20 kr. Für die Gemeinde Garsten führte der Verein Arbeiten im Kostenbetrage von 280 fl. 60 kr. aus Die Jahreseinnahmen betrugen 3982 fl. 48 kr., die Ausgaben 1582 fl. 34 kr. In diesem Jahre wurden 42 neue Mitglieder gewonnen und betrug die Mitgliederzahl Ende 1898 423 Mitglieder. Der vom Cassier Hans Millner verfaßte und vorgelesene Jahres= und Cassebericht wurde mit lebhaftem Beifalle aufgenommen und dem Cassier das Absolutorium ertheilt. Dem nimmermüden Ausschußmitgliede Hauptmann Zeyringen wurde unter dem Beifalle der Versammlung der Dank des Vereines für dessen ersprie߬ liches Wirken und das vollste Vertrauen zum Ausdrucke gebracht. Bei der Wahl des Aus¬ chusses wurden die bisherigen Ausschu߬ mitglieder einstimmig wiedergewählt. In der zweiten Hälfte dieses Monats übernahm der von Ulrichsberg nach Steyr versetzte k. k. Finanz=Obercommissär Johann Hemmelmayr die Leitung der Bezirks¬ controle daselbst. Am 23. März stürzte die 72jährige Hausbesitzerin Clara Kotalik, Sierninger¬ straße Nr. 31 in Steyr, infolge eines Schwindelanfalles über die Kellerstiege ihres Hauses und erlitt eine schwere Gehirn¬ erschütterung, in deren Folge sie am anderen Tage starb. InSteyr verschied am 24. März der Hausbesitzer und gewesene Bäckermeister Johann Pelzeder nach längerem Kranken¬ lager im Alter von 64 Jahren. Der Ver¬ blichene, welcher beim Bürgercorps die Charge eines Lieutenants bekleidete, war ein allgemein geachteter Bürger der Stadt. Am Palmsonntag, den 26. März, Nach¬ mittags, fand in der Stadtpfarrkirche zu Steyr eine Aufführung von Don Lorenzo Perosi's „La Passione di Christo secondo S. Marco“ („Das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesu Christi nach dem Evangelium des heil. Marcus“), geistliche Trilogie für Soli, Chor und Orchester, unter der Leitung des Regenschori Franz Bayer bei un¬ geheuerem Andrange des Publicums statt. Die interessante Composition des neueren italienischen Tonkünstlers war von gro߬ artiger Wirkung und bot nach dem über¬ einstimmenden Urtheile aller Musikkenner einen außerordentlich schönen Kunstgenuß Der kunstbegeisterte Dirigent, sowie sämmtliche Mitwirkende, welche sich aus den musikalischen Kreisen der Stadt (zum Theile aus der Vereinen Musikverein, Liedertafel und „Kränzchen“) recrutirten, widmeten sich mit großem Fleiß und seltener Ausdauer dem anstrengenden Studium des schwierigen Werkes und brachten es zu einer ehrenvollen Lösung ihrer großen Aufgabe. Die Partie des Christus (Tenor) sang Se. Hochwürden Beneficiat Franz Stummer, die Partie des Evangelisten (Baß) der in Steyr bestens bekannte Solist des „Kränzchen“ Edmund Köstler. Den Chor bildeten ca. 100 Sänger und Sängerinnen,worunter sich über 50 Studierende der k. k. Oberrealschule befanden; das Orchester bestand aus 40 Mu¬ sikern. Die Aufführung des herrlichen Werkes war besonders durch den Stadtpfarrer Johann Ev. Strobl in Steyr gefördert worden. In der Nacht zum 26. März, circa halb 12 Uhr, brach in der zur Priethalmühle Nr. 184 in Obergrünburg gehörigen Streu hütte aus unbekannter Ursache Feuer aus welches bei starkem Winde auch die Dachung des Oekonomie= und Wohngebäudes der Besitzerseheleute Johann und Anna Öster¬ berger ergriff und das Anwesen bis auf das Mauerwerk einäscherte. Der Schaden belief sich auf circa 9000 fl. und war durch Versicherung gedeckt. Sämmtliche Hausthiere wurden gerettet. In Folge des Flugfeuers brannte auch das eine Strecke oberhalb in der Gemeinde Leonstein gelegene Schlosser¬ haus Nr. 80 der Schlossermeisters=Witwe Katharina Heiler, deren Gatte vor Kurzem durch Selbstmord geendet, sammt Neben¬ gebäuden nieder. Außer den landwirthschaft¬ lichen Geräthen verbrannten dort auch zwei Schweine und eine Anzahl Hühner. Der Schade betrug 3200 fl., gegenüber einer Versicherungssumme von 2290 fl. Zur Be¬ kämpfung des Brandes waren die Feuerwehr von Molln und die Spritze von Leonstein, owie drei Fabriksspritzen erschienen. Von Grünburg aus war der Brand nicht bemerkt worden Am 26. März brannte in Micheldorf

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