112 Durchreise zur Krönung nach Mailand die Stadt Enns berührten und von der dor¬ tigen Bürgergarde und dem Bürgercorps von Steyr festlich empfangen wurden, er¬ regten die Kanonen das Erstaunen der hohen Herrschaften, doch wurde nichts weiteres veranlaßt, erst Jänner 1839 verlangte der Kreischef in Folge hohen Auftrages „über den Zeitpunkt des Bestehens und der Er¬ richtung dieses Corps, vorzüglich aber hin¬ ichtlich der bei demselben bestehenden Ab¬ theilung der Artillerie nebst Kanonen und eines Munitionskarren unter Vorlage Standes=Ausweises binnen drei Wochen genaue und umständliche Auskunft zu er¬ statten.“ 1845 trat Major Joachim Gschaider von der Leitung des Bürgercorps zurück Magistratsrath Buberl an seine Stelle. Mit dem Jahre 1848 brach auch für das Bürgercorps ein bedeutungsvolles Jahr an. Die Errichtung einer Nationalgarde bildete bald einen Zankapfel zwischen den beiden Corps, bis endlich nach mehrfachen Kämpfen vereinbart wurde: das Bürger¬ corps, Infanterie und Artillerie, bilden einen integrirenden Bestandtheil der Nationalgarde unter dem Titel: Nationalgarde=In¬ anterie und Nationalgarde=Ar¬ tillerie. Die sich im Jahre 1849 abge¬ wickelte bekannte Husarengeschichte hatte eine große Umwälzung in der Nationalgarde zur Folge und immer mehr trat das Bürger¬ corps wieder in den Vordergrund, bis das den kaiserliche Patent vom 22. August 1851 Nationalgarden den Garaus machte und die alten Bürger= und Schützencorps Die wieder in ihre Rechte traten des Kanonen mußten (1852) zur Trauer Corps an das k. k. Artillerie=Depot nach Linz abgeliefert werden. Das Artillerie=Corps war nun ohne Kanonen. Statt der Kanonen wurden nun Mörser angeschafft, die vom Spätere Artillerie=Corps betreut wurden. (in den Sechzigerjahren) unternommene Ver¬ uche, die Kanonen wieder zu erhalten, waren gegenstandslos, weil mittlerweile dieselben eingeschmolzen worden waren. Das Bürgereorps durchlebte nun schlecht und recht ein Jahrzehnt ohne besondere Er¬ eignisse, war wieder einmal in der Mann¬ chaftsanzahl recht herabgekommen, bis aus circa 60 Mann zusammengeschmolzen, und der 67jährige Hauptmann Anton Heindl war entschlossen, mit dem Reste an Mann¬ chaft bis zum letzten Mann auszuharren nur um das volle Eingehen des Corps zu verhindern, als an Stelle des Comman¬ danten des Corps, Anton Haller, am 1. April 1860 ein Mann trat, wie ihn das Corps seit seinem Bestande nicht hatte, Herr Josef Werndl. Mit ihm beginnt die glänzendste Aera des Bürgercorps. Mit einem wahren Feuer¬ eifer hatte er die Reorganisation, Neuuni¬ formierung und Bewaffnung des Bürger¬ corps unternommen, so daß in kurzer Zeit das Corps sich zu einer bedeutenden Körper¬ schaft entwickelt hatte. Er scheute weder Geldmittel noch Zeitopfer, um das Bürger¬ corps zu einem Elitecorps zu machen. Seine Hauptsorge war, dem Corps eine gute Musik zu geben, einen tüchtigen Capellmeister und tüchtige Musiker zu werben, zu welchem Be¬ hufe er sogar in seinen Fabriken Musiker anstellte, um nur genügend und gute Musiker für die Capelle zu haben. Außerdem legte er auf die Einführung eines neuen, verein¬ fachten Exercier=Reglements sein Haupt¬ augenmerk. Bei der Fahnenweihe im Jahre 1862, Fahnenmutter war Frau Josefa Werndl, die Mutter des Commandanten und Majors der Bürgergarde Herrn Josef Werndl, zeigte sich so recht deutlich, wie der Geist des Corps ein ganz anderer geworden war. Ueberall Jubel und Freude, eine Anzahl poetischer Ergüsse waren die sichtbaren Zeichen der neuen Aera. Doch schon 1863, als Herr Werndl in Geschäftsinteressen nach Amerika reiste, nicht ohne rührenden Abschied von den Mit¬ gliedern des Corps und seinen sonstigen —die Mitgliederzahl Freunden nehmend — des Corps war auf 303 Mann gestiegen zeigte es sich, daß der Commandant die Seele des ganzen Corps war. Freudig be¬ grüßt, kehrte er von Amerika heim, immer mehr von seinem Geschäfte in Anspruch ge¬ nommen, und 1866 trat Herr Werndl einen einjährigen Urlaub an, während welchem Hauptmann Gustav Gschaider als Interims=Commandant fungirte. In diese Zeit fällt die bekannte Sträf¬ lingsrevolte im Strafhause zu Garsten, deren sich noch viele Leser erinnern werden, bei welcher sich das Bürgercorps besondere Verdienste erwarb, welche auch von den höchsten Stellen anerkannt wurden. Wieder kam eine Zeit des Niedergangs für das Corps, die Lauheit der Mitglieder nahm zu, bis sich einige Mitglieder zu¬ sammenthaten, dem Corps neues Interesse zu verleihen. Herr Major Josef Werndl er¬ klärte, im Corps verbleiben zu wollen. End¬ lich fand man in der Person des Herrn Ludwig Werndl (1871) einen neuen Commandanten, dessen Wahl und Annahme man mit Jubel begrüßte. Mittlerweile hatte am 5. Mai 1871 Herr Ludwig Gro߬ auer die Stelle des Capellmeisters der Bür¬ gercorps=Musikcapelle übernommen. Major Josef Werndl wurde für seine großen Verdienste Oberstlieutenant des Bürgercorps und nahm diese Charge an. Das Bürgercorps nahm wieder an Mit¬ gliederzahl zu, und gelegentlich des 25jährigen Regierungs=Jubiläums Sr. Majestät des
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