zwischen Kaiser Friedrich und seinem Bruder Herzog Albrecht hatte ihn, wie so manchen, in den Trubel mit hinein¬ gezogen, und dann hatte er sich, gewohnt an Kampf und Streit, den immer Un¬ zufriedenen angeschlossen. Dem alten Kurt wollte das wüste Treiben beim Pürchinger gar nicht be¬ hagen, allein er war alt, besaß in Steyr ein Häuschen und hatte Weib und Kind drunten in der Stadt, und so schwieg er still und wartete bessere Zeiten ab, in denen er der sich ein nettes Sümmchen erspart hatte, sein eigener Herr zu sein gedachte. Den Caspar Flädarn kannte er gar wohl, der war seines unmittelbaren Nach¬ bars Sohn und als heranwachsender Bub' oft in seinem Hause gewesen. So waren Caspar und er sich weder unbekannt noch feind, und der alte Kurt bedauerte im Herzen gar sehr, daß der Caspar, der ein braver, fleißiger Waffenschmied war, in die Gewalt des Pürchinger gerathen war; aber ihn daraus befreien, das hätte der alte Kurt nimmer gethan, der Ge¬ horsam gegen seinen Herrn steckte ihm in allen Gliedern und seine Sache war es nicht, zwischen dem Pürchinger und der Stadt Steyr zu richten. Die würde die drei Gefangenen ja bald auslösen, dachte Kurt, und ein wenig rauh angefaßt werden, schadet Niemand, hatte auch ihm nicht geschadet, und glimpflich war das Schicksal auch mit ihm nie verfahren. Unter solchen Gedanken trat er in sein Häuschen, das an der Steyr, vor der Brücke, sich befand, und wurde von seiner Tochter herzlichst begrüßt. Die war ein schmuckes, fleißiges und gar muthiges Ding und waghalsig, wie der Alte einst gewesen, bevor des Lebens Unfreundlich¬ keit ihn zum schweigsamen Manne und fast willenlos folgsamen Untergebenen gemacht hatte. Die Rosel, so hieß die Tochter des alten Kurt, kannte genau die Ansichten ihres äußerlich so rauh denkenden Vaters und wußte daß er den jetzigen Herren in Stadt Steyr nicht aus eigenem An¬ trieb diente, und als echtes Kind der 101 Stadt freute sie sich darüber, denn sie verabscheute die jetzigen, so hochmüthigen Zwingherren der Stadt ebenso, wie jeder Einheimische, und wäre, wie Alle in Stadt Steyr, jeden Augenblick bereit gewesen, zu deren Vertreibung ihr Leben zu wagen. Der heutige Nachmittag hatte der Rosel neuen und für ihr junges, hoffen¬ des Herz fast zu großen Kummer bescheert und gar gewaltig mußte sie sich zusammen¬ nehmen, um den Schmerz nicht zu ver¬ rathen, den ihr des Caspar Flädarn Ge¬ fangennahme durch den Pürchinger ver¬ ursacht hatte, denn der Caspar und sie hatten sich gar gerne, einmal, als Nach¬ barskinder, die miteinander aufgewachsen waren, und dann, ja, dann war eben aus der erst kindlichen, dann nachbarlichen Zuneigung diejenige geworden, die in gegenseitiger Lieb und Treu miteinander durch's Leben gehen will, Seite an Seite den Kampf um's Dasein auszukämpfen und die errungenen Brosamen des Glückes Hand in Hand zu genießen entschlossen ist, wie das eben seit Adams Zeiten unter guten Menschen so gewesen ist. Ob der alte Kurt von ihrer Zuneigung wußte, darüber waren sich die zwei ehr¬ samen Liebesleut' nicht im Klaren, lieber wär's ihnen natürlich gewesen, wenn das nicht der Fall war, denn der Caspar hatte noch ein paar Jährchen zu arbeiten, bis er, nach den Zunftgesetzen, Meister werden konnte, und dann erst durfte er um die Rosel offen werben. Und jetzt schien dem Mädchen Alles gewesen und vorbei und sie zitterte um das Leben ihres Caspar und weinte im Stillen und von der krank darniederliegenden Mutter ungesehen vor sich hin. Aber nicht allzu¬ lange, denn die Rosel war ein echtes, starkes deutsches Blut, das aufbraust bei erlittenem Unrecht und das plötzlich überkommenes Unglück nicht niederdämpft zu stillem Schmerz, sondern wallen macht zum Kampf für Recht und Glück. Und ehe noch der Vater heimkam war sie sich auch schon klar was sie thun wollte. Der Caspar mußte befreit werden das wie und wann würde sich ja finden Aber der Vater durfte nichts davon wissen,
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