Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

wünschter Weise die Aufmerksamkeit der ganzen civilisirten Welt durch das ruchlose Attentat auf sich, welchem am 10. September 1898 Kai erinElisabeth in Genf zum Opfer fiel. Ein Ereigniß von eminenter alpinistischer Be¬ deutung war die am 19. September 1898 erfolgte Eröffnung der ersten Section der Jungfraubahn nämlich der Strecke vom kleinen Scheidegg zum Eigergletscher. Am 28. December 1898 wurde ein Theil des Ortes Airolo am südlichen Ende des St. Gotthardtunnels durch einen Bergsturz vom Sasso rosso verschüttet. Hiebei wurden 8 Wohnhäuser und 44 Ställe zerstört und 3 Menschenleben vernichtet. Der Gesammtschaden betrug circa 4,000.000 Francs. In der Nacht auf den 26. Februar1899 fand bei den Bohrarbeiten im Eigertunnel der Jungfraubahn eineDynamitexplosion statt, wobei sechs italienische Arbeiter getödtet wurden. Am 28. November 1898 starb auf seiner Besitzung Kilchberg bei Zürich der Dichter Conrad Ferdinand Meyer. Am 12. October 1825 in Zürich geboren, war C. F. Meyer eine mächtige dichterische Individualität, ein Meister in der Kunst, unsere Muttersprache mit höchster Kraft und mit dem Zauber edelster Schönheit zu erfüllen. Von seinen Werken nennen wir den „Heiligen“, wohl die classischeste unter den geschichtlichen Erzählungen der deutschen Literatur, „Die Hochzeit des Mönchs“ „Das Leiden eines Knaben“, „Die Richterin“ „Pescara“ und „Angela Borgia“. Spanien. Auch dem gegenwärtigen Berichtsjahre gal der zwischen Spanien und Amerika entbrannte Krieg mit den daraus für die inneren Ver¬ hältnisse725 Spaniens entspringenden Folgen die Signatur. Mit dem mißglückten Ver¬ uche Cervera's die vor Santiago liegende amerikanische Flotte zu durchbrechen, ein Versuch welcher am 3. Juli 1898 zur Zerstörung der Hauptflotte Spaniens führte, hatte sich das Kriegsglück endgiltig gegen Spanien erklärt Am 44. Juli 1899 wurden die Unterhand¬ lungen wegen der Capitulation Santiago de Cubas eröffnet, welche bald von Erfolg begleitet waren. Am 46. Juli 1898 hatten sich die Spa¬ nier ergeben und am selben Tage lief das Geschwader des Admirals Sampson im Hafen von Santiago ein. Am 25. Juli 1898 begann die Landung amerikanischer Truppen bei Ponce auf Portorico, womit die ernsthafte Action der Amerikaner auf dieser Insel ihren Anfang nahm. Am 26. Juli überreichte der französische Botschafter im Namen der spanischen Regie rung dem Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Botschaft der spanischen Regierung, welche das Ende des Krieges und die Feststellung der Friedensbedingungen bezweckte. Als solche stellte die amerikanische Regierung das Aufgeben der 91 spanischen Oberhoheit über Cuba, die Abtretung Portoricos, sowie aller anderen spanischen Inseln Westindiens mit Ausnahme Cubas und die Re¬ gelung der Pilippinen=Frage durch eine Conferenz auf. Am 9. August 1898 hatte das spanische Cabinet die amerikanischen Friedensbedingungen ange¬ nommen. Am 10. August war die Einigung zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien erzielt. Das betreffende Friedensprotokoll welches am 13. August bereits unterzeichnet war enthielt folgende Bestimmungen: Spanien verzichtet auf die Souveränität über Cuba; Portorico und die anderen spanischen Antillen¬ und Ladronen=Inseln werden den Vereinigten Staaten nach einer von ihnen zu treffenden Wahl abgetreten. Die Abtretung der Philippinen war in diesem Protokolle nicht bedungen worden. Die definitiven Friedensverhandlungen sollten in Paris stattfinden. Am 13. August 1898 war die Ein¬ tellung der Feindseligkeiten telegraphisch bereits verfügt. Trotzdem aber waren die Operationen gegen die Hauptstadt der Philippinen, Manila fortgesetzt und selbe noch am 13. August 1898 durch ein Bombardement zur Capitulation ge¬ zwungen worden, ein merkwürdiges, mit dem Völkerrechte kaum zu vereinbarendes Vorgehen, das übrigens nur ein weiteres Glied in der Kette der Völkerrechtsverletzungen seitens der Amerikaner im spanisch=amerikanischen Kriege wvar, und zu welchem sich bald ein neues Glied gesellen sollte. Während nämlich, wie oben be¬ merkt, in dem ursprünglichen Friedensprotokolle von einer Abtretung der Philippinen nicht die Rede war, verlangten die Vertreter der Ver¬ einigten Staaten während der definitiven Friedensverhandlungen in Paris plötzlich auch die Abtretung Manilas und der ganzen Insel Luzon seitens Spaniens unter der Androhung des Abbruches der Friedensverhandlungen, falls Spanien nicht auch diese Forderung bewilligen ollte. Die prekäre Lage Spaniens und der deroute Zustand seiner Streitkräfte zwang Spanien sich auch dieser nachträglichgestellten Bedingung, welche übrigens auf dieAbtretung der ganzen Philippinen ausgedehnt und nur durch eine Entschädigung von 20 Millionen Dollars versüßt wurde, umsomehr zu unterwerfen, als die europäischen Großmächte, statt ein¬ müthig die amerikanischen Forderungen zurück¬ zuweisen, sich theils vollständig neutral ver¬ — hielten, theils —wie England directe mit den Amerikanern sympathisirten. Am 11. April 1899 konnte Präsident Mac Kinleyim Weißen Hause mit dem französischen Botschafter Cambon die Ratification des spanisch=ameri¬ kanischen Friedensvertrages austauschen,durch velchen Spanien den größten Theil seines Colonialbesitzes verlor. Der Verkauf der Caro¬ linen=, Marianen=, Palao=Inseln an Deutschland war eine weitere Folge des Ausganges des spanisch¬ amerikanischen Krieges. Aber auch die Ameri¬ aner konnten sich ihres Sieges nicht recht

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