Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

77 (Erdbeben. oder minder schwerer Katastrophen Am 14. Juli 1898 wurde auf dem Wiener Hagelschläge, Brände, Ueberschwemmungen) Centralfriedhofe das künstlerisch ausgeführte betroffen, welche schwere Verluste an Menschen¬ Denkmal enthüllt, welches Wien dem Lustspiel¬ leben und Eigenthum verursachten. Alle diese dichter Eduard Bauernfeld errichtet hat. Das¬ Unglücksfälle standen jedoch in keinem Ver¬ selbe ist ein Werk des Wiener Bildhauers Franz gleich zu dem Entsetzen, welches im October Seifert und stellt die Göttin des Lustspiels 1898 über Wien hereinbrechen sollte. Am dar, die das Medaillon mit dem trefflichen 15. October erkrankte der Diener des pathologisch¬ Porträt des Dichters in den Armen hält. anatomischen Universitätsinstitutes in Wien, Franz Am Pfingstsonntag den 21. Mai 1899 wurde Barisch, welcher mit dem Dienste in jenen auf der Albrechtsrampe in Wien das Reiterstand¬ Localitäten betraut war, woselbst die von der bild des Erzherzogs Albrecht enthüllt, welches nach Indien zum Studium der Pest entsendet die österreichische Armee dem obersten Kriegs¬ gewesenen ärztlichen Commission zum Behufe herrn zu seinem 50jährigen Regierungsjubiläum wissenschaftlicher Forschung nach Wien gebrachten ein Zwillings¬ gewidmet hat. Das Denkmal — ist in Pestbacillen weiter gezüchtet und zu Experimenten bruder des Wiener Radetzky=Denkmals — an Thieren verwendet wurden. Schon am Bronze gegossen und ein Werk des Wiener Bild¬ 18. October starb der Unglückliche, und bald hauers Prof. Caspar v. Zumbusch. Dr. Hermann Franz Müller T. Ein weiteres Ereigniß auf dem Gebiete der war jeder Zweifel ausgeschlossen: Barisch war Künste, und zwar jenem der Musik, war die am an einer Pestinfection zu Grunde gegangen, die er 31. Mai 1899 —da sich Haydn's Sterbetag sich im Pestzimmer zugezogen hatte. Als die — erfolgte Eröffnung des Nachricht von dem tragischen Tode des Barisch zum 90. Mal jährte vom Orchesterclub „Haydn“ gegründeten Haydn¬ ins Publicum drang, bemächtigte sich der Be¬ Museums im Sterbehause des Schöpfers der völkerung eine unbeschreibliche Aufregung, die österreichischen Volkshymne, Franz Josef Haydn sich mit ziemlicher Schärfe auch gegen die Aerzte und insbesondere jene Aerzte wendete, welche die Wien, VI. Haydngasse 19. Das Museum ist in den Pestbacillen nach Wien importirt hatten oder doch einst von Haydn selbst benützten Wohnräumen des Hauses Nr. 19 Haydngasse („zum Haydn“ haben sollten und darunter auch gegen Dr welches von August 1793 bis zum Tode Haydn's Hermann Franz Müller, welcher seinerzeit als dessen Eigenthum war, untergebracht. Es sollen in klinischer Beobachter mit nach Bombay gegangen demselben alle auf den großen Componisten be¬ war, um dort die Pest zu studiren und nun züglichen Denkwürdigkeiten einen bleibendenauch die Behandlung des Barisch übernommen Vereinigungspunkt finden. hatte. Hofrath Prof. Drasche versuchte es zwar, die Bevölkerung zu beruhigen, indem er Wie in den früheren Jahren, so wurde Oesterreich auch heuer von einer Reihe mehr erklärte: „Erfahrungsgemäß bleiben solche Fälle

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