„Das ist ein Herzschlag,“ sagte der Arzt nach der Untersuchung. „Sie lebt noch, ob sie aber noch zu sich kommt, weiß ich nicht; auf kommt sie nimmer. Und eine Weile später setzte er noch hinzu: „Denkt hab' ich schon lang an so was bei der Bacherbäuerin; sie hat darnach ausg’schaut, daß sie so ein End' nimmt. Die Bacherbäuerin kam nicht mehr zu sich; die Augen, die vor einer Stunde noch so wahnwitzig geschaut hatten erlangten bald die Starre des Todes. V. Vier Tage nach dem Begräbnisse verließ die Sephi das Bacherbauerngut, um Franzens Schwägerin, die junge Frau seines einzigen Bruders, welche plötzlich krank geworden, zu pflegen. Das „ Madchen hatte den Ausweg, sich für längere Zeit von dem Hofe entfernen zu können, gerne ergriffen. Aber sie bliel gar lange aus; die Verwandte lag bei¬ nahe ein halbes Jahr krank. Und derweilen fand der Bacherbauer gar keine Rast und Ruhe. Er machte ich endlich an einem Sonntagfrühmorgen im Monate November auf den Weg zu einem Vaterhaus. Das Gehen war wohl beschwerlich durch den vielen, tiefen Schnee und ein ziemlich langer Marsch war's auch bis nach Schwertberg denn in der Nähe dieses Marktes lag sein Vaterhaus — aber was machte das dem Franz, wo er doch, wie er gewißlich hoffte, seinem Glück entgegen ging. Er fand die Sephi ziemlich bleich aussehend von der Pflege und dem vielen Nachtwachen bei der Kranken, aber ihre blauen Augen leuchteten ihm ungetrübt und froh entgegen. Er benützte das erste Alleinsein mit ihr zu der Frage, die ihm am Herzen lag. „Was is's Sephi, wann kommst denn einmal? Im Haus geht d'Bäurin ab und mir— mir wird d'Zeit allwei gar so viel lang um Dich! Was meinst, wenn wir halt bald dazu schau'n thäten zu der Heirat?“ 61 Sie stand mit scheu gesenktem Blicke vor ihm und leise sagte sie: „Ja, meinst denn doch, daß's keine Sünd' ist, wenn wir Zwei heirat'n? Weißt, mich druckt's o viel, daß wir wohl gar d'Schuld haben, daß d'Bäurin sterben hat müssen!“ „Ah, laß das bleiben! Das haben wir nit auf dem G’wissen!“ entgegnete der Franz. „Ist ihr' eig’ne Schuld g’wesen! Und schau, daß i Dir völlig d’Wahrheit sag', i, i hab' vom Anfang an nie ein' Gedanken g’habt auf Dich: erst, wie sie ang'fangen hat, auf Dich eifersüchtig z’werden, bin i aufmerksam worden und hab' Dich besser ang'schaut! Und da hast mir nachher gar so gut g'fallen! Und wie's die G'schicht' mit'm Schatzlbauern ’geben hat, da hab' ich's erst g’spürt, wie viel gern als ich Dich hab'. Und d'rum hat s’ selber d'Schuld g’habt, d’Resl, daß a so 'kommen ist! Siehst es jetzt ein, das, Sepherl? Sie schaute ihn mit tiefer Befriedi¬ ——von diesem gung an und nickte Munde konnte ihr ja nur Wahrheit kommen. Und als er dann fragte, ob es ihr recht sei, wenn die Hochzeit bald nach
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