Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

besser bin i nit dran, wenn Du gehst, ehenter übliger! I spür's jetzt schon, daß Du mir abgeh'n wirst, mehr als wie i mir jetzt denkt hab'! Aber schau was i mir jetzt denken muß: — i mein' schlecht wären wir wegen dem nit gar a so wenn wir uns gern hätten, wir Zwei; wir könnt'n ja doch nit dafür, wenn's a so wär'. Meinst denn Du nit auch aso?“ 7 Eindringlich forschte er in des Mad¬ chens Gesicht; die Sephi aber schlug die Augen vor seinem Blick nieder und ihren schlanken Körper durchfuhr ein Ruck wie g von einem großen Schreck. „Aber 20 Sünd' wär's, a großmächtige Sünd'! brachte sie halblaut hervor. Erst schaute Franz secundenlang sin¬ nend auf sie, dann nickte er; ein trau riger Schatten flog über sein Gesicht „Ja, recht hast, recht hast, Dirndl, a Sünd' ist's! Aber nit 's Gernhaben mein i; eine viel großmächtigere Sünd' ist's, daß i der Bacherbäurin ihr Mann ’wor¬ den bin; denn nit sie hab' i g’heirat't, netta ihr Geld und Gut! Versprochen hab' ich's beim Altar, daß ich sie gern haben will, und mein Herz hat nix g’wußt von dem Versprech'n; netta an ihr Geld hab' i denkt und wegen dem mein jung's Leben an ein alt's Weib g’hängt! Und dran denken muaß i jetzt an das Weiberl, was mir begegn't is bei der Brautschau und hat mir g’sagt: „A Schand' ist's wenn man an so eine Heirat denkt, und jung und alt is' netta wie warm und kalt! — Jetzt versteh' ich's erst, was 's g'meint hat damit ja, jetzt, weil ich's spür', daß i a Blut in mir hab' ein heiß's, ein stürmisch und weil ich's spür', daß i ein Herz hab' das sich nit zufrieden gibt mit einem Sack voll Geld! Ah wohl, nit ein ein¬ ziger Gedanken in mir hängt jetzt mehr am Geld, na, netta a unsinnig's Ver¬ langen hab' i in mir nach dem Dirndl, das mir g'fallt wie sonst nix auf der Welt und das i gern hab', so unmensch¬ lich gern! Dirndl, lieb's Dirndl, kannst Dir's denn gar nit denken, wen i gar so gern hab'?“ 59 Und nahe, ganz nahe neigte der Franz sein Gesicht zu dem Sephi's; sic aber streckte die rechte Hand aus und tauchte ihn zurück, während sie mit der linken ihre Augen verhüllte. „I will nix wissen, nix!“ stammelte sie.„Und 0— so derfst nit reden, das is' eine Sünd'!“ „Die Sünd' werd' i nie bereu'n, aber die, daß i mein jung's Leben hin¬ geben hab' fürs Geld, die reut mich zu tausendmal'! Und das ist meine Straf für die Sünd', daß ich jetzt dasteh'n muaß wie ein Verdammter! Denn schau, nur g'rad' hinreißen thut's mich zu Dir a G’walt is' in mir, a unendliche G’walt! I kann Dir's nit sagen, wie gern ich Dich hab' — leben und sterben möcht' ich mit Dir — und — und sein derf's nit, Du kannst nit mein g’hören! Das is' meine Straf', meine höllische Straf'!“ Keuchend hob sich die Brust des Sprechers; in maßloser Aufregung bebte sein Körper; und vor ihm duckte sich das Mädchen zitternd zusammen, als hätte es einen Streich empfangen. Aber die Sephi war keine von den schwachen Naturen; sie vermochte es, den Aufruhr ihres Innern zu bezwingen. Muthig hob sie den Kopf, und obwohl ihre Augen nur scheu den Bauer an¬ blickten, klang ihre Stimme dennoch fest. „Ja, ja, recht hast, das ist die größere Sünd'! G’wundert hat's mich von eh' wie ich Dich g'sehen hab’, daß Du die — Heirat ein'gangen bist! Aber doch ja, doch kann i Dich begreifen, daß 's Geld Dich ’zogen hat; ein jeder Mensch schon gleich denkt aufs Reichwerden und 's gute Leben — und Du bist ja auch nur ein Mensch wie ein anderer! Und gelt, s Herz hat Dich ja nirgends anders hin'zogen zu derselbigen Zeit? Daß 's Dich jetzt wo anders hinzieht, das muaßt auf Dich nehmen! Hast ja recht, daß das Deine Straf' ist und — und i kann mir's denken, a bittere Straf' ist's Aber meinst nit, daß 's leichter ist, wenn Zwei an' was Schwerem tragen und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2