Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

56 ab und ging ohne ein weiteres Wort seiner Arbeit nach. IV Zwei Wochen waren seitdem verflossen, als an einem Sonntag Vormittag der Schatzlbauer in einem leichten Wägelchen angefahren kam. Bauer und Bäuerin begrüßten ihn freundlich; der Letzteren Freundlichkeit aber war ein wenig überschwänglich. Vor dem Essen mußte der Besuchervon seinem Hof und seinem Grundbesitzer¬ zählen, nach demselben aber lud ihn die Bäuerin ein, mit in ihre Kammer zu kommen, sie wolle ihm dort das Ver¬ mächtniß seines „Göd'“ (Pathen) über¬ geben. Die Kammer lag neben der Wohn¬ stube und in dieser blieb der Bacherbauer allein zurück, da das Gesinde sich schon daraus entfernt hatte. Franz nahm seine Pfeife von der Wand, stopfte und zün¬ dete dieselbe an und setzte sich dann rauchend zu einem der offenen Fenster. Drinnen in der Kammer übergab die Bäuerin dem Toni die silberne Uhr und fragte dann halblaut: „Na, Toni, was ist's? Du weißt, daß i Dir g'schrieben hab’, i hätt' a Verwandte da, die für Dich recht wär' zum Heiraten. Fleißig und wirthschaftlich ist s’ und a zweitausend Gulden hat s’ auch. Jetzt hast sie g'sehn g'ung wie g'fallt s' Dir denn, d'Seph'?“ Die blaßblauen Augen des Schatzl¬ bauers blitzten hell auf und er lachte ver¬ gnügt. „Na, g'fallen thut's mir schon akrisch, 's Dirndl, das kann i sagen! Ja, wenn's ihr recht ist, heirat' ich s auf der Stell'!“ „He, he,“ sagte die Bäuerin lachend „so gach (gäh) geht's nit. Mir könnt's recht sein! Aber weißt, fragen können wir s’ gleich, ob sie Dich mag; ich ruf sie in d' Stuben eina (herein). „Ist mir schon recht,“ äußerte der Schatzlbauer und ging der Bäuerin in die Stube nach mit der vergnügtesten Miene; er hatte eine gläubige Zuversicht daß sein Heiratsantrag angenommen werde; die Sephi hatte ja vor dem Essen eine Weil' anhören können, wie gut er sich auf seinem Hofe stand, wußte auch wohl früher schon durch die Bäuerin da¬ von; und von seiner Persönlichkeit war der Toni so stark eingenommen, daß ihm gar kein Gedanke an ein Nichtgefallen derselben kam. In der Stube setzte er sich gelassen auf einen Stuhl, während die Bäuerin durch die halboffene Thüre laut challend nach der Sephi rief. Das Mädchen kam und fragte, was denn die Bäuerin schaffe. Die Bäuerin lachte und deutete auf einen Stuhl. „Na, schaffen will i Dir nix! Da setz' Dich a wenig nieder, 'sgibt was zu reden mit Dir. Nur zögernd ließ sich das Mädchen auf den Stuhl nieder, wobei es fragte: „Was soll's denn nachher sein, Moahm?“ „Kannst Dir's nit denken, Dirndl? Einen Mann kannst haben, wenn Du willst!“ sagte die Bäuerin lachend. Siehst, mein' Göd'n, dem Schatzlbauern da, g'fallst Du gar so b'sonders gut; völlig einen Narren hat er g'fressen an Dir in die paar Stund'. Was meinst, willst sein Weib werden? Ang'halten hat er um Dich bei mir — und i mein', Du sagst zu! Die Sephi hatte sich von ihrem Stuhle erhoben; trotzig glitt ihr Blick von der Bäuerin auf den Schatzlbauern hinüber und von da wieder zurück. „So,“ sagte sie nachdrücklich, „ang'halten hat er um mich, der Schatzlbauer? Und was ist's nach¬ her, wenn i nit zusag'? Wenni sein Weib nit werden will? Der Toni war jählings aufgefahren und hatte nach Sephi's Hand gegriffen „Ah, warum sollt'st denn nit zusagen! 91 Was hast auszustellen an mir: Sie entriß ihm die Hand, trotzig funkelten ihre Augen ihn an. „Gar nix stell' i aus an Dir, denn i mag Dich von eh nit. „Warum nit gar!“ polterte die Bäuerin. „Du kennst ihn ja noch viel z’wenig, daß Du die Sach' gleich a so absprechen kannst! Der Tom ist a braver ordent¬

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