schamen, daß Du Deiner Dich überhaupt o’was nachreden magst; eig'nen Moahm gar nit reden, denn mir von mir will i ist's nix Seltsam's mehr, Dei' dumme — aber na, laß Dir's g'sagt Eifersucht sein: z'dumm könnt's mir doch einma werd'n damit!“ „Derfst Dir nit denk'n, daß i Dich fürcht'!“ entgegnete die Bäuerin, wäh rend sie dem sich rasch Entfernenden nach¬ schaute. Als der Franz über den Flur schritt, war es ihm, als höre er aus der Küche leises Weinen. Mit zwei Schritten er¬ reichte er dieselbe und stieß die angelehnte Thüre auf. Drinnen erhob sich von einem niederen Schemmel die Sephi undging dem nach dem Tisch hinüber, der an ähe kleinen Fenster stand. Sie that, als sie den Bauer nicht. Der aber ging hin¬ ein zu ihr und stellte sich vor sie hin. ein Da sah er, daß sie nur mühsam krampfhaftes Schluchzen verhielt. fragte „Hast denn g'flennt, Sephi?“ eine er und ungewöhnlich weich klang „Geh', mach' Dir nix d'raus Stimme. aus der Moahm ihr'm Gered'; sie bild't sich allweil allerhand ein und in ihrer Krankheit jetzt ist's ganz aus damit. Man muß s’ halt reden lass'n, wenn's schon a so is'!“ Die Sephi hob ihre Augen trotzig empor zu dem Sprecher. Was das für ein düsteres Feuer war in den sonstso sanften Augen! „Na, na, man muß s nit reden lass'n, Bauer!“ sagte sie hastig „I für meinen Theil mag s’ nit reden lass'n! Sie thät' mich ja schlecht machen wie nur g’rad', und das brauch' i mir nit gefallen lass'n, wenn s’ auch mei Moahm is'. Mit einem wunderlichen Ausdruck ruhten des Bauers Augen auf der Dirne „Ja, ja, recht hast schon, wenn Du Dich aufhalt'st dageg'n! Und i thät' ihr's schon sagen, wenn sie noch einmal was reden thät' d’rüber!“ Damit ging er aus der Stube. Aber die Beiden durften ohne Sorge sein; die Bäuerin erwähnte in den näch¬ 55 sten Wochen mit keinem Wort mehr die Sache. Sie faßte dieselbe bei einem an¬ dern Punkte an. Kaum daß sie wieder aus dem Bette war und halbwegs ihre Kräfte wieder erlangt hatte, als sie sich eines Abends vor dem Schlafengehen in hrer Kammer hinsetzte und mit ihrer un¬ geübten Hand einen kurzen Brief schrieb. Am nächsten Morgen schickte sie den Kleinknecht damit zu der eine halbe Stunde entfernt wohnenden Botin, der Winklehnerin, und ließ ihr sagen, wenn sie wieder nach Zell hinüber komme, solle sie den Brief an den Schatzlbauer ab¬ liefern. Wie die Bäuerin dem Kleinknecht den Auftrag gab, kam gerade ihr Mann da¬ zu. Verwundert fragte er: „Was hast denn mit'm Schatzlbauern, daß Du ihm schreib'n mußt?!“ „Mußt denn das wissen?“ gab sic erst trotzig zurück, fügte aber dann hinzu. „Na, i kann Dir's schon sagen, i hab' keine G’heimnisse nit! Den Schatzlbauern — Gott hat mein verstorb’ner Mann — firmen lassen vor a hab' ihn seli'! zwanzig Jahrl'n; und wie mein Mann g'storben is', hat er mir auf'tragen, daß —so heißt i sei' silberne Uhr dem Toni zukommen laß; — er, der Schatzlbauer der Toni is' aber nie zu mir her'kommen eit die drei Jahrl'n, was der Bacher¬ bauer unter der Erd' liegt, und i halt nie nach Zell 'nüber; a so liegt d’ Uhr noch allweil bei mir im Kasten. Und etzt hab' ich ihm halt g'schrieben, er soll ich s’ einmal holen.“ Der Franz schüttelte den Kopf und meinte: „Hätt'st ihm s’ ja schicken auch können, d’ Uhr, durch d' Botin! Wegen was soll er s’ denn g'rad' selber holen? Aergerlich schaute ihn die Bäuerin an. „Na, mit'm Schicken bei so ’was hab ich keine rechte Freud'! Weißt, die Uhr is' nit wohlfeil g’wesen; könnt' leicht was g'schehen dran! Und nachher, was thust Dich denn gar so viel bekümmern d'rum? I werd' doch thun können, wie i will, mein' ich! Darauf drehte sich der Franz kurz
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2