Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1900

54 sowohl die Sephi wie die Bäuerin. Da¬ zwischen stieß die Letztere Klagen aus daß sie so unthätig daliegen müsse, sich nicht um die Wirthschaft kümmern könne und Alles anderen Leuten überlassen müsse. Die Sephi wollte sie beschwichtigen „Aber wegen was jammert denn d'Moahm a so? Es sind ja doch nit lauter fremde Leut' im Haus! Was ich thun kann, thu' ich, und der Vetter sorgt sich dock eh g’nug um Alles. Der vergönnt sick den ganzen Tag über nit einmal a Neichtl Ruah! I mein' eh', er überarbeit't sich völlig; viel schlechter schaut er jetzt aus als wie i her'kommen bin da. „So?! Schaust Dir'n denn gar so g'nau an allweil?“ höhnte die Bäuerin Während sie aber sprach, kam ihr Mann in die Schlafkammer herein und trat an ihr Lager. „Na, Resl, wie geht's Dir denn C jetzt? Is' Dir denn nit ein wenig leich¬ ter?“ fragte er sein Weib. Dasselbe aber gab ihm vorerst keine Antwort; es hatte gesehen, wie bei den höhnenden Worten der Sephi Gesicht blutroth wurde, wie das Dirndl dann bei dem unvermutheten Eintritt des Bauern erschrocken herumfuhr und hier¬ auf mit rasch bleichgewordenem Gesichte sich über ihre Strickerei beugte. Das hatte der Bäuerin einen Stich ins Herz gegeben und gewiß war es ihr auf ein¬ mal, daß die Sephi sich in den Bauern verschaut hatte. Eine eifersüchtige Wutl erfüllte das Herz des alten Weibes; sie richtete sich höher auf im Bette und schaute mit scharfen, bohrenden Blicken auf den Mann. „Thust Dich gar fein bekümmern um mich!“ sagte sie. „Denkst Dir eppat (viel leicht, etwa), ich könnt's eh' nimmer lang machen? Mir scheint Du hätt'st a wahre Freud', wenn i bald drunt' liegen thät' unter der Erd'. Ha, denkst eppat gar schon auf a neuche Bacherbäurin?“ Die höhnenden Worte trieben dem Franz das Blut ins Gesicht; seine Augen flammten urplötzlich auf und sein Mund öffnete sich schon zu einer Gegenrede, dann aber drehte er sich mit einem Ruck herum und wollte ohne ein Wort die Kammer verlassen. Einen kurzen Lachlaut stieß die Bäuerin aus, dann sagte sie: „So, willst mir gar keine Antwort geben d'rauf? Na, gut ist's, nachher frag' ich halt d' Seph’ da; die weiß mir wohl a so gut z'antworten wie Du! Auf halbem Wege blieb der Franz stehen und kehrte sich herum. Voller Er¬ taunen richteten sich seine Augen auf die Sephi und glitten dann zu seinem Weibe. „D' Sephi? Was soll denn das wieder sein? Was meinst denn mit der?“ fragte er. „Was fragst? I mein', alle Zwei versteht's mich ganz gut! Jetzt braucht's Euch nimmer z'verstellen, ich kenn mich chon aus jetzt, was Ihr Zwei für einen Handel habt's miteinand'!“ Die Sephi war emporgefahren; kerzen¬ gerade, mit flammendem Gesichte stand sie vor der Bäuerin. „Moahm, thut ein wenig bedenken, was Ihr sagt! So was laß i mir nit nachreden!“ rief sie. In schnell erwachtem Verständniß war der Bauer vorhin näher getreten, hatte aber geschwiegen, während die Sephi sprach, und mit einem seltsamen Blick 1 * deren Gesicht gemuster, nun aber fügte er zu den Worten des Mädchens hinzu: „Was fallt Dir denn nit ein, Resl! Du bist doch nit recht g’scheit, daß Du so was denken magst!“ Wieder lachte die Bäuerin kurz auf. „So, meinst? Na, na, i bin ganz hell¬ 1 klar! Thu' Dich nit bemühen weiter, weiß 's schon, wie der Habern blüaht! Dir und der Seph', Euch Zwei trau i nimmer weiter, als wie i seh'! Zornglühend beugte sich jetzt der Franz zu seinem Weibe, er hatte gesehen, daß bei seinen vorigen Worten schon die Sephi aus der Kammer gegangen. „Du, Resl, red' nimmer viel, i sag' Dir's!“ stieß er zornig heraus. „Mich könnt' doch einmal der Aerger fortreiß'n! Sollt'st

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