52 der ersten Begrüßung die Zwei in die Wohnstube. Erst ließ sie einen Krug Most, Selchfleisch und Brot von einer Magd auftischen und nöthigte die Beiden zum Zulangen, dann setzte sie sich zu ihnen an den Tisch und plauderte über Allerlei. Während dessen konnte sie sich den Leifelder Franz ordentlich ansehen und er that's nicht minder bei ihr. Wer der Bäuerin ins Herz hätte sehen können, der hätte wohl gemerkt, daß ihr nicht leicht Einer besser gefaller konnte, wie der Franz. Bei dem aber war's mit dem Gefallen so so; ein statt liches Weib war sie schon, die Bacher¬ bäuerin, aber halt doch ein wenig hoch bei Jahren. Wie er sie neben sichsah merkte er's doch, wie groß eigentlich der Unterschied zwischen ihnen Beiden war. Und der kalte Blick ihrer kleinen, grauen Augen erwärmte ihm auch nicht gerade das Herz. Dafür aber hatte sie sonst ein freundliches Gethue und reden konnte sie daß man sich schier verwundern mußte, wo so ein Weibsbild all die Weisheit hernehme. Der Franz wußte in dieser ersten Stunde gar nicht recht, wie er eigentlick daran war, ob er Bacherbauer werden sollte oder nicht. Da machte sich denn die Bäuerin auf und führte die beiden Besucher in Haus, Hof und Scheuer herum; dann ging es auf die Felder und Wiesen hinaus, die alle schön um das Haus herum lagen. Und nun ging dem Franz das Herz auf und er wußt auf einmal, was er wollte und sollte. So ein Bauerssohn, der weiß es ja zu schätzen, was es mit einem reichen Grund¬ besitz ist, vorerst, wenn Alles so schön gelegsam und handsam ist. Die Bacherbäuerin sah es an der Miene des Franz, was er dachte; es war nicht viel Veränderung eingetreter in seinem Gesicht, aber eine so stillc Befriedigung lag darin und leuchtete aus seinen braunen Augen, daß sie wußte, sie habe gewonnenes Spiel. Und sie hatte sich nicht getäuscht. Wie alle Drei wieden die Wohnstube betraten und sich nieder¬ gelassen hatten, richtete die Bäuerin ihren Blick wie fragend auf den Franz und er sagte: „Ja — na ja, wenn d'Bäurin nich will, i bin schon einverstanden mit'm Heiraten!“ Als der Franz und sein Begleiter sich auf den Heimweg machten, war Alles mit der Heirat im Reinen. Vier Wochen später, amletzten October¬ tag, ward der Franz — Bacherbauer Es war ihm leicht geworden, die alternde Witwe zu heiraten; er folgte dabei seinem Sinn nach Geld= und Guts¬ besitz und sein Herz hatte keinen Zug nach einer anderen Richtung. Er wußte es überhaupt nicht, daß er ein Herz hatte, welches empfand wie andere; ihm war noch kein Mädel begegnet, das ihm ein wenig Herzklopfen verursacht hätte. Mit der Bacherbäuerin kam er ganz gut aus; er war ein so ruhiger, stiller Mensch mit einem so regen Arbeitseifer und voll wirthschaftlicher Umsicht, daß sie völlig zufrieden mit ihm sein konnte; und sie war es auch. Sie that Alles, was sie ihm an den Augen absehen konnte; und ihm geschah dabei so wohl wie einem verhätschelten Kind. So vergingen nahezu drei Monate. In den letzten Tagen des Monats Jänner kam in das Bacherbauerngut eine neue Bewohnerin; ein zu der Bacherbäuerin weitschichtig verwandtes Mädchen hatte Vater und Mutter rasch hintereinander verloren und die Bäuerin nahm dasselbe nun zu sich. „Um doch jemand Zuver¬ lässigen um sich zu haben, wenn sie einmal möglicherweise krank würde, meinte sie. Josepha Wittinger — so hieß das Mädchen, Sephi wurde sie gerufen war erst neunzehn Jahre alt und ein schmuckes, schlankes Ding; aus dem blü¬ henden Gesicht schauten blaue, treuherzige Augen und hinter dem kirschrothen Mund ( blitzten blanke, gesunde Zähne. Ihr hei¬ teres, frisches Gemüth leuchtete aus ihren Mienen. Vom Bauer wurde das hübsche Mädchen erst wenig beachtet; er steckte so völlig in seinem Arbeitseifer, in seiner
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